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Das Geheimnis der Schwestern

Das Geheimnis der Schwestern

Titel: Das Geheimnis der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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Cat herumgetrieben haben.«
    »Die Leute müssen immer was zu tratschen haben. Was hast du geantwortet?«
    »Dass ich böse Jungs mag.«
    Er hob sie hoch, trug sie zum Bett und schloss mit einem Tritt die Schlafzimmertür. »Süßes oder Saures, Mrs Raintree?«
    Sie lachte, als er sie aufs Bett fallen ließ. Mondlicht drang durch ihr Fenster und beschien eine Hälfte seines Gesichts. Seine Haare schimmerten blauschwarz. »Ich glaube, ich nehme Süßes, Mr Raintree. Wenn Sie damit dienen können.«
    Am Heiligabend stand Vivi Ann bereits vor Tagesanbruch auf, um Plätzchen zu backen. Als Noah irgendwann aufwachte, nahm sie ihn mit in die Küche. Er spielte lachend mit seinem Plastikdino in einem Klumpen Teig. Als er merkte, wie gut der Teig schmeckte, kicherte er, warf das Spielzeug beiseite und fing an zu naschen.
    »O nein, lass das!« Vivi Ann wischte sich das Mehl von den Händen, hob ihn hoch, setzte ihn sich auf die Hüfte und fing an, die Küche sauberzumachen. Aber es war, als wollte man eine Katze tragen; er wand sich, fuchtelte mit den Armen und krähte: »Nein, Mama, nein.«
    Daraufhin brachte sie ihn in ihr frisch vergrößertes Schlafzimmer. Sonnenlicht drang in breiten Streifen durch die Flügeltüren und schien auf die Holzdielen, die in einem warmen Honigton schimmerten. »Aufstehen, Schlafmütze«, sagte sie zu Dallas. »Dein Sohn muss mal umgezogen werden.« Sie legte Noah neben Dallas ab, der etwas Unverständliches murmelte und sich wegrollte.
    »Guck mal, Noah. Daddy spielt Verstecken.«
    Noah kicherte, kletterte über Dallas und fiel auf der anderen Seite wie eine schlaffe Gliederpuppe herunter. »Dada?«
    Dallas’ Arm tauchte unter der Bettdecke auf und schloss sich um den kleinen Jungen. Sofort beruhigte sich Noah, wie immer in der Nähe seines Vaters, schmiegte sich an ihn und legte seine Wange auf Dallas’ tätowierten Oberarm. Er schloss die Augen, fing an, Daumen zu lutschen, und wurde still.
    Vivi Ann stand noch einen Augenblick da und nahm den Anblick in sich auf. Von Anfang an waren die beiden unzertrennlich gewesen. Wenn Noah sich weh tat, rief er nach Dallas, und wenn er mitten in der Nacht aufwachte und weinte, weil er schlecht geträumt hatte, beruhigte Dallas ihn. Natürlich liebte Noah auch Vivi Ann. Er folgte ihr auf Schritt und Tritt wie ein kleines Hündchen, gab ihr einen Gutenmorgenkuss und schlief in ihren Armen ein, aber eigentlich war er Daddys Junge, und das wussten alle.
    Lächelnd ging sie ins Bad und duschte sich. Gegen elf verteilte sie die Plätzchen in Schachteln, verpackte den Früchtekuchen und zog sich für die Kirche an.
    »Dallas«, sagte sie und versuchte, ihn wach zu rütteln. »Du solltest doch Noah anziehen.«
    Dallas rollte sich auf den Rücken. Er barg Noah schützend in seiner Armbeuge und wurde langsam wach. »Mir geht’s nicht gut.«
    Sie setzte sich zu ihm und bemerkte, wie glasig und trüb sein Blick war. Ein paar Schweißtropfen glänzten auf seiner Stirn. Sie legte ihm die Hand darauf. »Du bist ja glühend heiß!«
    »Das liegt an der dämlichen Spielgruppe. Jedes Mal, wenn ich Noah dorthin bringe, werde ich krank. Ich glaube, irgendwas stimmt nicht mit mir.«
    »Mit dir stimmt alles. Ich hol Aspirin.«
    Als sie zurückkam, war er schon wieder eingeschlafen. Sie rüttelte ihn wach und zwang ihn, zwei Aspirin zu nehmen und ein Glas Wasser zu trinken.
    »Ich hab mich so auf heute gefreut«, sagte sie.
    »Die Heiligabendtradition der Greys«, erwiderte er. »Grausam.«
    »Was denn? Gefällt es dir etwa nicht, den ganzen Tag zu shoppen, im Waves zu Abend zu essen, dann ins Kino zu gehen, um am Ende die Mitternachtsmesse zu besuchen?« Sie strich ihm das feuchte Haar aus der Stirn und streichelte ihm das Gesicht.
    »Lieber würde ich meine eigenen Stiefel verspeisen.«
    »Ich dachte, du wolltest mir helfen, etwas für Noah zu finden.«
    »Ich hab ihm einen Traumfänger gebastelt. Als ich etwa in seinem Alter war, bekam ich einen von meiner Mutter.« Er lächelte. »Ich hatte ihn sehr lange.«
    »Was ist ein Traumfänger?«
    »Etwas Indianisches. Man hängt ihn übers Bett, damit er böse Träume abfängt.«
    Sie berührte seine nackte, feuchte Brust und fuhr mit den Fingerspitzen über die hässlichste seiner Narben. Es war eine rechteckige Wulst mit rosafarbenen Rändern. »Okay, Mr Raintree, weil ich Sie liebe, erzähle ich meinen Schwestern, Sie seien heute krank, aber morgen ist Weihnachten, da besuchen wir Dad. Sollte das also ein Trick sein,

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