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Das Geheimnis der Schwestern

Das Geheimnis der Schwestern

Titel: Das Geheimnis der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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wurde die in Oyster Shores ansässige Catherine Morgan erschossen in ihrem Haus am Shore Drive aufgefunden. Ein Nachbar entdeckte die Zweiundvierzigjährige und rief sofort die Polizei.
    Die Ermittlungen dauern an, die Beweisaufnahme am Tatort ist noch nicht abgeschlossen. Sheriff Albert Bailor hat lediglich verlautbaren lassen, dass der Todesfall »ungeklärt« sei und man »allen Spuren nachgehe«. Von inoffizieller Seite hieß es, Miss Morgan sei aus nächster Nähe in die Brust geschossen worden, und es gebe keinerlei Hinweis auf ein gewaltsames Eindringen in ihre Wohnung. Bis zum jetzigen Zeitpunkt konnte der Verdacht auf sexuelle Übergriffe nicht bestätigt werden. Sachdienliche Hinweise nimmt Sheriff Bailor entgegen.
    William Truman
    Oyster Shores Tribune
    Langsam kletterte Vivi Ann aus dem Bett. In den vergangenen achtundvierzig Stunden hatte sie gelernt, sich geräuschlos zu bewegen, gleichzeitig anwesend zu sein und sich ausblenden zu können. Sie wickelte ihren Frotteebademantel um sich, ging ins Wohnzimmer und fand Dallas genau dort, wo sie ihn vermutet hatte: Er saß zusammengesunken am Küchentisch und durchforstete die Zeitung nach Berichten über den Mord.
    Als sie ihm die Hand auf die Schulter legte, spürte sie, wie er zusammenzuckte. Er blickte zu ihr hoch. In seinem Blick lag eine solche Wildheit, dass sie am liebsten zurückgewichen wäre. Aber sie wusste, dass er am Abgrund stand und ihren Halt brauchte. Sie wusste auch, dass er auf ihre Frage wartete, ob er es getan hatte. Die ganze Stadt redete über seine Verbindung zu Cat. Die Gerüchteküche brodelte, weil er sie oft spätabends besucht oder mit ihr zusammen Bier gekauft hatte. Ohne darüber gesprochen zu haben, war ihnen beiden das bewusst.
    »Heute ist die Beerdigung«, sagte sie leise. »Wir müssen Noah um elf zur Babysitterin bringen.«
    »Ich sollte wohl besser nicht hingehen.«
    »Doch, du musst. Die Leute werden sonst reden.«
    »Glaubst du, mich interessiert es, was diese verdammten Spießer sagen?«
    »Ich glaube, dass es uns interessieren sollte.«
    »Ich sollte gehen. Einfach abhauen. Ich hätte nie bleiben dürfen.«
    Da packte sie seinen Arm und zog Dallas zu sich hoch, um ihn direkt anzusehen.
    »Sag nicht so was!«
    »Ist dir nicht klar, dass sie mir das anhängen werden?«
    »Nein, das können sie nicht. Es ist nur Gerede. Um dich zu verhaften, brauchen sie Fakten. Wir überstehen das.«
    »Ach, Vivi«, sagte er gepresst. »Du bist so naiv … Das hier wird uns fertigmachen.«
    Er wandte sich von ihr ab, ging ins Bad und schloss ab. Eine lange Zeit stand sie nur da und starrte auf die geschlossene Tür. Ihre Hände zitterten. Am liebsten wäre sie ihm nachgegangen, aber sie ließ es.
    Das werden sie mir anhängen. Er wirkte so sicher, als wüsste er mehr als sie.
    Am liebsten hätte sie es vom Tisch gewischt, sich eingeredet, dass es nichts zu bedeuten hatte, aber es gelang ihr nicht. Sie holte tief Luft, ging durch das dunkle Cottage und trat ins Freie.
    Sein grauer Truck stand zwischen den Bäumen. Im Morgennebel sah er aus wie ein alter Elefant, der im Schatten des Wäldchens in die Knie gegangen war. Sie schlüpfte in die Gummistiefel, die an der Tür standen, und stiefelte über die schlammige Wiese. Sie öffnete die Beifahrertür und starrte auf das Handschuhfach. Panik stieg in ihr auf wie der Nebel um sie herum. Sie streckte die Hand aus und öffnete die Klappe.
    Die Waffe war weg.
    Sie wusste nicht, ob sie enttäuscht oder erleichtert sein sollte, aber ihre Angst wich nicht, sondern legte sich drückend auf ihre Brust. Unbeholfen schloss sie wieder den Wagen und ging zurück ins Haus.
    Sie fand Dallas im Bad, noch nass von der Dusche, mit einem Handtuch um die Hüften.
    »Wo ist die Waffe?«, wollte sie wissen und sah ihn prüfend an.
    Er seufzte. »Die hab ich Cat gegeben.«
    Vivi Ann schloss die Augen. Sie hatte das Gefühl, als würde alles aus ihrem Körper weichen: Blut, Hoffnung, Leben.
    »Du hast doch gesagt, ich soll sie verschwinden lassen. Und Cat ist letztes Jahr von irgendeinem Typen belästigt worden.«
    »Deshalb bist du dir so sicher, dass man dir das anhängen wird.«
    »Deshalb habe ich Angst.« Er streckte die Hand aus und berührte ihr Kinn. »Los, Vivi, frag mich. Ich weiß doch, dass du es willst.«
    Sie hörte die Verzweiflung in seiner Stimme, sah sie in seinem Blick. Sein ganzes Leben war er immer wieder im Stich gelassen worden, und jetzt erwartete er es auch von ihr, aber sie kannte

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