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Das Geheimnis der sieben Palmen

Das Geheimnis der sieben Palmen

Titel: Das Geheimnis der sieben Palmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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keine Angst, mein blonder Schatz. Ich habe damals auf dem Weg das große Muffensausen bekommen, aber du bist von Höhle zu Höhle gewandert, als würdest du Zimmer nach Zimmer einer Gemäldegalerie besichtigen. Sicher, ja fast elegant, bist du herumbalanciert. Zirkusreif!
    Er sah sie an. Ihre Augen waren dunkel, sie lag, als vergehe sie vor Sehnsucht, in seinen Armen.
    »Komm«, sagte er sanft.
    Auch ich kann spielen, dachte er. Wird das ein Leben werden! Ein Zweipersonenstück auf einer einsamen Vulkaninsel. Komödie oder Drama? Das wird sich herausstellen. Tag für Tag wird eine neue Seite des Textbuches geschrieben werden.
    Aber was soll das alles?
    Sie wird hier angeschwemmt, liebt und lügt!
    An dieser Frau zerbricht meine Logik.
    Er hob sie hoch, stemmte sie auf seine Arme und trug sie zur Wohnhöhle. Sie küßte ihn, tastete mit ihren Lippen über sein Gesicht, griff in seine Haare und zerwühlte sie und benahm sich so, wie ein Mann es von einer stets leidenschaftlichen Geliebten erwartet.
    Später arbeitete er im Garten, melkte im Unterstand seine Kühe und Ziegen und schöpfte die Sahne ab, um Käse anzusetzen, ging dann über den Lavarücken hinunter zur Bucht und angelte zwei große, buntschillernde Fische, deren Namen er nicht kannte, aber ihr Fleisch, das wußte er, war weiß und gut.
    Evelyn blieb den ganzen Tag über bei der Höhle, eine Frau, die ihrem Mann wirkliche Reue zeigt. Sie saß meistens zwischen den sieben Palmen und blickte auf das Meer.
    Von hier aus konnte sie sehen, wie ganz fern am Horizont ein heller Fleck auftauchte – aber nicht näher kam, sondern auf der Schmelzlinie von Himmel und Meer stehenblieb.
    Sie nahm wieder ihre Schminktasche und ließ ein paarmal den Spiegel in der Sonne blitzen. Vom Horizont antwortete ihr sofort ein dreimaliges Blinken.
    Zufrieden klappte sie die Schminktasche zu und ging zurück zur Wohnhöhle. Der Duft von Schweinebraten schlug ihr entgegen. An einem eisernen Spieß drehte sich ein Spanferkel. Die Schwarte knisterte über den Flammen, das heruntergetropfte Fett zischte in der Glut. Phil saß neben seinem Meisterwerk, kontrollierte den batteriebetriebenen Drehmechanismus und rieb dem knuspernden Ferkelchen ab und zu mit einem Pinsel Öl über den Körper.
    Auf dem Herd neben dem Grill dampfte ein großer Topf mit Wasser. Auf einem Brett warteten vier große, mit Mehl bestäubte Kartoffelklöße darauf, in das kochende Wasser geworfen zu werden.
    »Das wird ein Essen, Ev!« sagte Phil zufrieden. »Du wirst dich wundern!«
    »Das glaube ich gern.« Sie setzte sich neben ihn und betrachtete das sich langsam über dem Feuer drehende Ferkel. »Ich habe Spanferkel nie gemocht.«
    »Das tut mir leid, Ev …«
    »Ich wollte dir die Freude nicht verderben. Du warst wie ein kleiner Junge, der heimlich etwas bastelt.« Sie legte den Arm um seine Hüfte und küßte sein linkes Ohr. »Aber ich glaube, es wird mir schmecken. Weil du es gebraten hast. Alles, was du tust, ist so vollkommen.«
    »Das sagst du nach so wenigen Stunden?« Phil bepinselte das Ferkel wieder mit Öl. »Rechne einmal aus, wie lange wir uns kennen!«
    »Urlange! Wir haben mitgeholfen, die Welt zu schaffen. Wir sind noch dabei, sie zu verbessern. Wir sind die zeitlosen Liebenden, heruntergefallen von irgendeinem Stern.«
    Das macht sie gut, dachte Phil. Sie entwickelt poetisches Gefühl. Was sie sagt, ist gar nicht mal so schlecht – wenn man Sinn für Kitsch hat. Es klingt sogar aufregend. Die zeitlosen Liebenden. Hätten Hölderlin oder Rilke das so sehr anders gesagt?
    »Wo warst du?« fragte er. Um zu kontrollieren, ob das Fleisch gar wurde, stieß er mit einer langen Nadel in das Schweinchen.
    »Bei den Sieben Palmen«, antwortete sie ehrlich. »Von dort aus den Übergang vom Tag zur Nacht zu beobachten – das ist ein phantastisches Schauspiel! Eine unendliche Lichtorgel.«
    »Ich bewundere deinen Sprachschatz.« Phil stand auf, ging zu den Klößen und ließ sie mit einem Schaumlöffel in das kochende Salzwasser gleiten. »Ich habe immer versucht, diese Sonnenuntergänge und -aufgänge zu beschreiben. Du sagst es auf Anhieb: eine Lichtorgel! Das ist es!«
    Er beobachtete die Klöße und war zufrieden, daß sie nicht auseinanderfielen und zur Kartoffelsuppe wurden, die Angst aller, die Klöße kochen. Er freute sich auf dieses Essen. Den ganzen Tag über hatte er wieder geschuftet, hatte den Pferch repariert und dann die Muttersau gesucht, die in Kürze werfen würde. Er hatte sie noch

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