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Das Geheimnis der sieben Palmen

Das Geheimnis der sieben Palmen

Titel: Das Geheimnis der sieben Palmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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des Tages: Tee mit Rum?«
    »Du hast Rum?«
    »In der zweiten Kiste links in der Ecke. Die letzte Flasche. Der heutige Abend ist es wert, daß sie geleert wird.«
    »Warum gerade heute abend?« In ihrer Stimme lag ein merkwürdiger Klang, der Phil aber nicht auffiel.
    »Weil ich dich fragen werde, ob du wirklich bei mir bleiben willst.«
    »Das sagst du, während du dein Ferkel drehst und bepinselst?!«
    »Es stimmt, es ist zum Schreien.« Er lachte. Sein Gesicht in der offenen Glut war so voller männlicher Kraft, daß sie an sich halten mußte, um nicht zu ihm zu laufen und ihn aufs Bett zu zerren. »Als ich das zum erstenmal sagte, zu Ziska, die ich dann geheiratet habe, war ich betrunken. Ich brauchte Mut. Hier ist ein Spanferkel zwischen uns. Gott sei Dank!«
    »Also Angst!« Sie lachte etwas zu hell. »Du kennst doch die Angst!«
    »Gib das Messer her, du Luder!« sagte er laut. »Ich glaube, das Schwein ist gar! Hol die Flasche Rum und sag kein Wort mehr, sonst fällt das Essen aus.«
    Später, in der Nacht, als sie auf dem schmalen Bett ineinander verklammert lagen und Phil ein Glas kaltes Wasser über ihre dampfenden Körper ausschüttete, sagte sie fast mit einem Schluchzen:
    »Ich glaube, wir werden nicht hundert, sondern hundertfünfzig Jahre alt, wenn es stimmt, daß Liebe jung erhält …«
    Während sie schliefen und Ev, wie eine Katze zusammengerollt, ihren Kopf auf das Polster seines Unterleibes gebettet hatte, tastete sich eine elegante, seetüchtige Motoryacht durch die komplizierte Einfahrt der drei Barrieren und ankerte in der Bucht.
    Der Teufel war gekommen, das Paradies zu erobern.

3
    Wie an jedem Morgen wiederholte sich auch heute das Ritual des Aufstehens.
    Die innere Uhr Phils klingelte, als der uralte Kampf zwischen Sonne und Nacht begonnen hatte. Früher war Phil nach einem ausgiebigen Gähnen aufgestanden, indem er die Beine zur Seite warf und aus dem Bett sprang. Das war das einzige, was sich geändert hatte: Jetzt lag Evelyn an seiner Seite, in ihrer typischen Katzenschlafhaltung, zusammengerollt, den Kopf auf seiner Brust, und schlief mit leichten, manchmal seufzenden Atemzügen.
    Es war gar nicht so einfach, sich aus dem Bett zu stehlen, ohne daß sie erwachte. Als habe sie Angst, beim Erwachen plötzlich allein zu sein, hielt sie immer etwas von Phil umklammert – den Arm, seine Hand, ein Knie –, oder sie schlang eines ihrer schlanken Beine so kunstvoll zwischen die seinen, daß er, wie an diesem Morgen, eine Weile überlegte, wie man einen solchen Knoten lösen kann, ohne daß der andere es merkt.
    Es gelang ihm tatsächlich. Vorsichtig schob er Eves Kopf von seiner Brust, ließ sich dann mit dem Oberkörper zuerst aus dem Bett gleiten und rutschte so auch aus der Umklammerung ihrer Beine. Auf dem Höhlenboden sitzend, auf einer Flechtmatte aus Palmblättern, an der er fast zwei Wochen gearbeitet hatte, wartete er, ob sie eine Reaktion zeigte. Aber sie schlief weiter, drehte sich bloß etwas, weil sie nun mehr Platz hatte, schob die Hand unter ihren Kopf und atmete tief durch.
    Eins ist sicher, dachte Phil, als er sich erhob und leise aus der Höhle schlich: Ich werde ohne sie nicht mehr auskommen können. Diese zwei Tage haben mich aus der Bahn geworfen! Alle so herrlich klingenden Vorsätze, mit denen ich auf die ›Sieben Palmen‹ gezogen bin, erweisen sich jetzt als reine Theorie.
    Freunde und Verwandte hatten ihn ja für verrückt erklärt. So scharf wollte er noch immer nicht mit sich ins Gericht gehen. Aber er begann einzusehen, daß eine Frau eine ganze Welt ersetzen kann. Früher hätte er darüber gelacht. Nach dem Tod von Ziska hatte sich bei ihm die Erkenntnis durchgesetzt: Eine Frau gehört ins Bett! Alles, was sie sonst noch tut, ist nur ein Auffüllen der Zeit, ist nichts als ›bettlose Langeweile‹. Mit dieser ›Philosophie‹, auf die er sogar noch stolz gewesen war, obwohl sie ein Hohn auf alle Gefühle war, hatte er in Jet-set-Kreisen geglänzt und sich als kaltschnäuziger Frauenvernascher bewundern lassen.
    Um so größer war der Schock für seine Umgebung, als er eines Tages gesagt hatte: Mich kotzt das alles an! Ich mache eine Kehrtwendung!
    Nun war auch das andere Extrem unhaltbar geworden.
    Es gab auf dieser Welt eine Frau wie Ev!
    Mehr braucht man als Entschuldigung für Inkonsequenz nicht zu sagen.
    Phil rannte hinüber zu seiner »Naturdusche«, stellte sich nackt unter den Wasserfall, ließ ein paar Minuten lang das köstliche kalte Wasser über

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