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Das Geheimnis der sieben Palmen

Das Geheimnis der sieben Palmen

Titel: Das Geheimnis der sieben Palmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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seinen Körper prasseln und fühlte sich hinterher frisch und stark wie zehn Ochsen.
    Er trocknete sich nicht ab, sondern lief – auch dies war seit Wochen eine morgendliche Zeremonie – zu seinen Hühnern und suchte die Nester in den Büschen ab. Er fand vier Eier, noch legewarm, und trug sie vorsichtig zurück zur Höhle.
    Auch das wird sich ändern, dachte er. Ev baut einen Hühnerstall! Weiß der Teufel, woher sie die Kenntnis hat, aber sie macht es ganz gut. Was sie da gestern aus den Kistenbrettern zusammenhämmerte, hatte Form und sogar einen Anflug von architektonischer Schönheit, wenn man das bei Hühnerställen sagen kann. Das alles sah aus, als habe sie nicht zum erstenmal mit Beil, Hammer und Nägeln gearbeitet. Sogar sägen und feilen konnte sie.
    Er blieb stehen und blickte auf den Eingang der großen Wohnhöhle. Was weiß ich über sie?, dachte er. – Gar nichts. – Was will ich von ihr wissen? – Ebenfalls gar nichts!
    Sie ist bei mir, wir lieben uns. Sie heißt Ev, ich heiße Phil. Genügt das nicht? Die beiden ersten Menschen auf dieser Welt hatten auch keine Vorgeschichte – und wir, hier auf »Sieben Palmen«, sind die ersten Menschen!
    Er ging weiter und war nicht ganz zufrieden mit seiner Erklärung. Ein Rest Vergangenheit bleibt immer zurück. Und wenn es die Neugier ist.
    Auf der Terrasse blieb er stehen, legte die Eier vorsichtig, damit sie nicht wegrollten, auf den Tisch, und trat an den Abhang, um über das Meer zu blicken.
    Es traf ihn wie ein Schlag, als er unten in der Bucht, im noch brusttiefen Wasser hinter der dritten Barriere, die Motoryacht ankern sah.
    Das gibt es doch nicht, dachte er. Zuerst kommt ein Schiff mit drei Männern, die mich sofort beschießen, an meine Insel. Ich muß mich wehren und töte zwei von ihnen. Dann schwemmt über Nacht ein verrotteter Rettungskahn an meinen Strand. Inhalt: die schönste Frau, die ich je gesehen habe. Und jetzt – wieder über Nacht – ankert da unten eine fabelhafte Motoryacht!
    Ich werde mich bei Don Fernando und dem ›Gouverneur‹ der Galapagosinseln beschweren! Was haben sie mir versichert? Die Insel ›Die sieben Palmen‹ sei die einsamste Insel der Welt! Sie sei so gut wie unbekannt und auf den Landkarten noch nicht einmal so groß wie ein Zwergfliegenschiß. Nur zweimal sollen Verhaltensforscher sie betreten haben, um Tiere zu beobachten und zu filmen. Die Drusenköpfe, die Seelöwen, die Tölpel und die zahmen Bussarde, die man von den Bäumen schütteln kann. »›Die sieben Palmen‹ sind der Arsch der Welt«, hatte Don Fernando gesagt, »wenn Sie dort aushalten, darf der Papst Sie seligsprechen.«
    Aber plötzlich war hier ein Publikumsverkehr, als wolle man diesen Vulkanfleck im Meer dem Massentourismus erschließen.
    Phil setzte sich auf einen großen Stein und überlegte.
    Auf der Yacht war alles still. Dort schlief man noch. Wer rechnet schon damit, daß diese Insel bewohnt ist, oder gar, daß ein Mann auf solch einem Eiland in der Morgendämmerung aufsteht und Eier sucht? Und noch erstaunter wird man sein, wenn man Ev sieht.
    Phil stand auf. Das muß verhindert werden, dachte er. Meinen Strand betreten sie nicht, wer sie auch sind! Sie haben ein gutes Schiff. Unsinkbar durch aufgeschäumten Kunststoff in der Bootsschale. Wenn sie die Einfahrt gefunden haben, kommen sie auch wieder hinaus. Und Ev werdet ihr nicht sehen! Verdammt – ich bin eifersüchtig auf jeden fremden Blick, der sie trifft! So weit ist es schon mit dir! Jungs, werft den Motor an und hinaus mit euch!
    Er kannte diese seetüchtigen Boote, die auf jeder Welle reiten konnten. Doch war es ihm ein Rätsel, wie die Yacht im Dunkel der Nacht den verzwickten Weg durch die drei Barrieren gefunden hatte. Auch wenn man starke Scheinwerfer und Echolote hatte – die Einfahrt in die Bucht war immer – und erst recht bei Nacht – ein verdammtes Abenteuer. Wer das Schiff auch lenken mochte – eins hatte dieser Mann bestimmt nicht: Angst.
    Phil ging zurück zu den Hühnereiern, trug sie in die Höhle, sah nach Evelyn, die noch in tiefem Schlaf lag, nahm sein Gewehr von der Wand, dazu zwei Reservemagazine aus einer Felsnische, und trat wieder hinaus ins Freie.
    Über den normalen Weg, den langgezogenen Lavarücken, stieg er zur Bucht hinunter und stellte sich am Fuß des Felsen in eine Spalte. Die Morgensonne warf lange Schatten und erreichte noch nicht diesen Teil der Insel.
    Auch dieses Schiff hat keinen Namen, stellte Phil fest, der die Yacht mit seinem

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