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Das Geheimnis der Sonnensteine: Roman (Sonnenstein-Trilogie) (German Edition)

Das Geheimnis der Sonnensteine: Roman (Sonnenstein-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Sonnensteine: Roman (Sonnenstein-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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siebenunddreißig, achtunddreißig, neununddreißig – Zapfstellen räumen und zum Atemtraining vorbereiten! Alle Zehnerobmänner in fünf Minuten zur Regulativbesprechung!“
    Was nun geschieht, läßt Quinto an seinem Verstand zweifeln. In der grausigen Hölle gibt es eine Ordnung, ganz anders als in den oberen Sektionen der Festung, wo die Menschen fluchten, schimpften, weinten und jammerten!
    Die am Boden Liegenden öffnen die Augen und erheben sich vorsichtig, wobei sie sich gegenseitig behilflich sind, dann formieren sie sich zu zusammengepreßten, aneinandergequetschten Menschenpaketen, die sich, in einzelne Reihen aufgelöst, zu den Zapfstellen bewegen.
    Nein, das ist zwar grauenvoll und unerträglich, aber kein Chaos! denkt Quinto bewundernd. Hier sind besonnene, mutige Menschen am Werk!
    „Sie haben sich selbst diese Ordnung geschaffen“, kommentiert Dark. „Aber leider erst, nachdem beinahe hundert Leute den Tod gefunden haben: Sie sind verdurstet…“
    Bei einer Gruppe Männer bleibt der Vizeadmirander stehen. „Das sind die Männer des zweiundzwanzigsten Hunderterregulativs. Sie sehen, die Zivilisation ist nicht totzukriegen.“
    Quinto hört einzelne Wortfetzen.
    „… brauchen noch zwei Trinkgefäße…, ihr müßt den Austausch sinnvoller organisieren, dann brauchen wir keine mehr…, der alte Alpert hält es nicht durch, wir müssen ihn nach oben bringen…, dem Trinkwasser Medikamente zusetzen, zur Prophylaxe… Abortgänge sollten anders geregelt werden, man kann doch nicht auf Kommando…, hat sich zwei Proviantbeutel genommen, was soll ich mit ihm machen?… seht doch, Männer, der Vizeadmirander hat Besuch mitgebracht!“
    Plötzlich verstummt das Stimmengewirr. Ein hagerer, ausgemergelter Mann drängt sich durch den Kreis der Versammelten und drückt Dark die Hand. „Jorgert! Du sollst doch nicht so oft nach unten kommen! Dein Platz ist oben, in der Festung. Du mußt dich mehr schonen, was wird aus uns, wenn du schlappmachst?“ sagt er vorwurfsvoll. „Wie sieht es denn aus?“
    Vizeadmirander Dark reckt sich und ruft über die Köpfe der Männer hinweg: „Leute, euren Frauen und Kindern geht es gut, alle sind gesund und bei Kräften!“
    Dankbares Gemurmel ist die Antwort. Der Hagere wendet sich an Quinto und sieht ihn erwartungsvoll an. Quinto spürt, wie Dark ihn knufft. „Wie steht es auf der Erde, habt ihr die Ergophagen endlich gepackt?“ fragt der Mann ungeduldig. Zuerst bekommt Quinto kein Wort heraus, die Kehle ist ihm wie zugeschnürt. Voller Hoffnung sehen ihn unzählige Augenpaare an.
    „Die Evakuierung verläuft planmäßig, bisher hat es keine nennenswerten Zwischenfälle gegeben!“ sagt Quinto und ist sich seiner Lüge bewußt. Doch soll er ihnen vielleicht von der Katastrophe mit Tirax berichten? Soll er ihnen den letzten Mut nehmen, indem er ihnen sagt, auf der Erde ginge es drunter und drüber?
    „Dadurch, daß ihr diese schrecklichen Leiden auf euch nehmt, steht die Formation Exodus wieder der Rettungsaktion zur Verfügung! Das erleichtert uns die Aufgabe sehr, Männer!“ ruft er mit fester Stimme.
    „Hört ihr, Leute!“ brüllt der Hagere triumphierend. „Hört ihr? Es hat einen Sinn! Nichts von dem, was wir ertragen müssen, ist umsonst!“ Zustimmendes Gemurmel, einige applaudieren sogar. Der Kopf droht Quinto zu zerspringen. Diese Leute kann er nur bewundern, aus ganzem Herzen. Er wäre zu schwach für solche Leiden. Er würde daran zerbrechen, dessen ist er sich sicher.
    „Danke, Subkosmander!“ sagt der Hagere und drückt ihm die Hand. „Jetzt gehen Sie wieder nach oben, wir werden es weitersagen. Gehen Sie nach oben, das hier ist nichts für Sie. Sie brauchen Ihre Kraft für die Erde!“ Der warme Ton in der Stimme berührt Quinto.
    „Ja, ich glaube auch, es ist besser, wenn ich Ihnen den Anblick der Fäkaliengruben erspare“, murmelt Dark leise. „Wenn Sie sich vorstellen, daß dies hier nur einer von siebenundvierzig Stollen ist…“
    „Deshalb sollt ihr ja gehen!“ drängt der hagere Mann. „Du kannst nicht jede Woche alle siebenundvierzig Stollen besuchen, Jorgert!“
    Plötzlich ist Quinto zumute, als beginne der Boden unter seinen Füßen zu schwanken. Erstaunt stellt er fest, daß seine Beine einknicken. Siebenundvierzigmal die Hölle! ist das letzte, was er denken kann. Er sieht noch ein halbes Dutzend nackter, ausgemergelter Arme nach ihm greifen, fühlt, daß er aufgefangen wird, und hört wie aus weiter Ferne: „Die Hitze…“

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