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Das Geheimnis der Sprache (German Edition)

Das Geheimnis der Sprache (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Sprache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Moszkowski
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heimvé, jodler (jodeln), le feldmaréchal, le gemsbock, le Kursaal, le crach, le kopstick und le kopfestuck, le Rheingrave, le Kronprinz, le pompernickel, le lastgelt, le ohmgeld, la nagelfluhe, le gelberde (gelbe, ockerhaltige Erde), le lied, le schicksal ; auf der Grenze von Eigen- und Sachnamen: le Baedeker, le Gilka, les taubes (die Flugzeuge), und wenn auch nicht dem Sprachdeutschen, so doch dem Berufsdeutschen entnommen: le privatdozentisme .
    Während wir im Pariser Stadtbild das Marsfeld, das Gehölz und den Eintrachtsplatz ( Champ de Mars, Bois de Boulogne, Place de la Concorde ) nennen, gilt dem Franzosen als der berühmteste Berg der Schweiz nicht la Vierge, sondern la Joungfrau , er kennt la heimvéflouh , und vom Oberland bildet er das Adjektiv oberlandais . Interessieren ihn auf einer Wanderung die Minerale, so treten sie erlaubterweise in der Form auf: le kalkspath, le klebschiefer, le kupferkies, le schlamm . Auf Franko-allemand heißt es: le klingstein, le klinker, le korallen-erz ; unter den Eßwaren kommen vor: le kougelhof (Gugelhupf), la erbswurts (mit ts geschrieben, für Erbswurst), sogar le boutterbrödchen und l'ersatz .
    Notieren wir weiterhin: le chenapan (Schnapphahn), le choumaquer , le backfisch , le willkomm , le groschen , le schtosse (Stoß), le springbock , le balast , l'Alpenstock (zuerst bei Daudet), le talweg , le hinterland , le vasistas (was ist das? – Guckfenster), le stoppeur (Kunststopfer), le stand (Scheibenstand), le kuchenreiter (Waffenschmied, auch Schießwaffe), schlitter (schlittenfahren), knouter (knuten), le Wertherisme und le Schopenhauerisme (als Zustände der Empfindung und Anschauung). Und fügen wir noch ein ganz abenteuerliches Kuriosum hinzu: Wir sollen uns doch bekanntlich die Eau de Cologne zugunsten von Kölnischem Wasser abgewöhnen; was aber begibt sich in Pariser Geschäften? dort haben die Verkäufer auf den Flaschen der Firma Johann Maria Farina den Vermerk gelesen: Gegenüber dem Jülichplatz, und hieraus ist zur Bezeichnung der echten Eau de Cologne die Marke entstanden: le veritable »Gegenüber« , ausgesprochen Scheeschanübähr!
    Und mit dieser Liste, die wir beliebig verlängern könnten, vergleiche man nun die Ansage unserer Herrn Säuberliche, die uns erklären: »Nur der Deutsche«, nur der sprachkranke, mit Berlin-Französisch verseuchte Deutsche flickt Fremdbrocken in seine Rede! keinem Franzosen fiele es ein, zu ähnlichem Zweck irgendwelche Splitter von uns zu erborgen! Er borgt sie wirklich, wo er sie nur erwischen kann, und man darf ohne Übertreibung sagen, daß er zur Ausübung dieser Selbstverständlichkeit keinen Tag ungenützt verstreichen läßt. Freilich, auch er hat seine Beckmesser, seine Sprachvögte, und diese sitzen sogar in der französischen Akademie; sogar? nein mit Fug und Recht, denn wo sonst sollten sie sitzen, als in dem privilegierten Hort aller Rückständigkeiten?
    Im Zuge unserer Betrachtung müssen wir uns aber auch des weiteren daran erinnern, daß überaus viele Französischworte, die bei uns umlaufen, gar nichts anderes sind, als Überläufer, Rückläufer, eigentlich Gutdeutschworte, die einst hinüber- und mit veränderter Frisur zu uns zurückwanderten. Hier abermals eine ganz kleine, aber wie ich denke, recht belehrsame Auslese:
    Der Balkon ist nichts anderes, als der ehrliche deutsche Balken, der Fauteuil ein noch deutlich erkennbarer Faltstuhl, das Bivouak entstand aus der Beiwache, Beiwacht, die gute deutsche Laube versuchte in der Fremde ihr Heil, zeigte zur Heimat wiederkehrend ihre verfeinerte Gestalt und – fertig war die »Loge« .
    Boulevard kommt her von Bollwerk, die Drogue ist ursprünglich nicht französisch, überhaupt nicht romanisch, sondern Lübeckisch; die niederdeutsche Grundform lautet (nach G. Baist) Droge-Fate, trockne Fässer, Güter in Packfässern, die nach Begriff und Inhalt ungefähr Droguen darstellten.
    Die Agraffe stammt aus dem althochdeutschen Krapfo = Haken, das sich als »Krapfen« in einem hakenförmigen Gebäck erhalten hat.
    Das Billard geht über bille, Kugel, vermutlich auf das mitteldeutsche bickel = Murmel zurück.
    Lorgner entstand aus »lauern«; die Lorgnette ist mithin ein Belauerungswerkzeug, das sich allerdings stark verkleidet hat, um seine germanische Herkunft zu verbergen.
    Auch die Garderobe legt es darauf an, uns irrezuführen, und man muß sich schon ein wenig anstrengen, um ihr auf die Schliche zu kommen: die Garde – ganz allgemein und auch im

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