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Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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…«
    Lambert hörte die Belehrungen seines Tischgenossen nur mit halbem Ohr. Zu groß war seine Verblüffung über den Anblick eines schreiend bunt gekleideten Knaben, der geschmeidig wie eine Weidenrute einen Wirbel von Radschlägen vollführte, in den Stand zurücksprang und sich eine Narrenkappe vom Kopf riss. Eine Welle schwarzen Haares flutete darunter hervor und erregte nicht nur seine Aufmerksamkeit.

5.
    Ein dreimaliges Pochen war das verabredete Signal. Nell Twinkerton wischte sich die feuchten Hände an der Schürze ab, schob die Binsenmatte zur Seite und öffnete die Falltür, durch die normalerweise nur Säcke, Fässchen mit Mandeln oder Rosinen den Weg zu ihr fanden. Jetzt steckte Eustace Chapuys seinen Kopf durch die Öffnung im Boden. »Du bist allein?«
    Nell nickte zögernd. Und wie allein! Rasch wandte sie sich wieder den Schafsdärmen zu, die sie vorsichtig abschabte und reinigte, um darin ihre berühmten Blutpuddings zu kochen. Sie arbeitete mit Inbrunst.
    Der Diplomat kletterte eilig die hölzerne Leiter empor und sprang in die Küche. In der Hand hielt er eine duftende Orange. »Ah, die Gelegenheit ist günstig, der halbe Hof ist im Wildpark. Wo ist Lunetta? Ich muss mit ihr reden. Sie soll meine Pläne kennenlernen.« Er warf lächelnd die Frucht in die Luft und fing sie wieder auf.
    Nell Twinkerton griff nach einem Mörser und begann eifrig Pfefferkörner und Zimtstangen zu zerstoßen. Ließ Nelken dazurieseln.
    »Nun, äh«, sagte sie endlich.
    »Was ist, schläft sie?«
    Nell drehte sich um. »Sie ist nicht da.«
    Der Diplomat runzelte ärgerlich die Brauen. »Du hast sie doch nicht etwa in die Küchen hinabgeschickt oder zu einem Botengang? Es ist noch zu früh, sie muss erst offiziell als dein Gehilfe registriert werden und –«
    »Ich fürchte, daraus wird nichts«, unterbrach die Puddingköchin ihn. »Euer Liebchen ist verschwunden.«
    Chapuys schüttelte den Kopf. »Was soll das heißen? Das ist unmöglich. Niemand weiß, dass sie hier ist. Wer sollte sie entdeckt haben?«
    »Keiner! Sie ist einfach geflohen, ich meine, weggelaufen. Vielleicht wegen Eures Streits gestern Abend. Ach, was weiß ich. Sie hat mir jedenfalls die kräftigste Beule meines Lebens beschert. Hier, seht selbst.« Nell zog sich die Leinenhaube vom Kopf und drehte sich um.
    Chapuys war nicht interessiert daran, die Blessuren der Köchin zu begutachten. Er stieß eine Reihe spanischer Verwünschungen aus, die Nell – obwohl sie sie nicht verstand – erröten ließen. Endlich wechselte der Spanier wieder zur englischen Zunge. »Dieses dumme, ungeduldige Mädchen«, fluchte er. »Was denkt sie sich, sie braucht meine Hilfe! Wo kann sie nur hin sein?«
    »Nicht weit«, mutmaßte Nell in beschwichtigendem Ton. »Der Küchentrakt ist so sicher wie der Tower.«
    Chapuys schnaubte. »Ich hoffe, er ist bei weitem sicherer. Ich muss den Zwerg ausschicken. Er wird nach ihr forschen. Hier.« Er drückte Nell die Orange in die Hand und tauchte wieder in die Öffnung im Boden ab.
    »Sire«, hielt ihn Nell Twinkerton zurück. »Was soll denn nun mit meiner Schlafkammer geschehen?«
    »Wie meinst du das?«
    »Nun ja, die Kerzen, die Leuchter und vor allem die Kissen.«
    »Du kannst deinen zerbeulten Schädel darauf ausruhen, bis ich das Mädchen wiederfinde. Ach was, behalte sie als Entschädigung.«
    Nell Twinkerton lächelte verzückt. Seidenkissen! Wie großzügig. Echte Seidenkissen, für sie ganz allein. Verträumt betrachtete sie die Orange. Dann beschlich sie ein übler Verdacht.
    »Aber für das, was Ihr mit dem Mädchen vorhattet, geb ich mich nicht her«, rief sie in das Loch hinab. »Auch nicht auf Seidenkissen, hört Ihr? Und schon gar nicht für irgendwelche Schweinereien mit Orangen!«
    Die Antwort war ein beleidigend schnarrendes Gelächter. Ärgerlich ließ Nell die Orange fallen und warf die Falltür zu.

6.
    Das Kunststück gelang. Ariadne gab eine Vorstellung ungezähmter Wildheit, bockte unter dem Gebell der abziehenden Hundemeute, schlug aus, schüttelte die Mähne und galoppierte in wildem Zickzack über den Rasen. Der Gauklerführer fing sie mit einem Seil ein, und immer mehr Höflinge beobachteten mit Interesse, wie ein Aufstiegblock herbeigeschafft wurde.
    Lunetta erklomm die Stute. Wieder bemühte sich Ariadne mit allen Kräften und gefährlichen Volten, ihre junge Reiterin abzuwerfen. Lunetta besänftigte das Tier ein weiteres Mal, nicht ohne es diesmal mühevoller aussehen zu lassen, als es in

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