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Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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und kurze Waffengänge mit Spießwaffen und Schwertern vorführen sollten.
    Auf einem Podest bei der Tribüne machten sich verschiedene Schützen bereit. Der Londoner Zunftmeister der Rüstungsschmiede begutachtete in vollem Amtsornat die mitgebrachten Armbrüste, mit denen die Schützen seiner Gilde im Anschluss an die berittenen Vorführungen einige Rüstungen beschießen würden, um ihre Stärke zu beweisen. Mannsgroße hölzerne Puppen standen bereit, um die Rüstungen für die Beschussprobe zu tragen.
    Von einem Mannschaftszelt am Rand des Feldes beobachtete Lunetta ungeduldig die Vorbereitungen. Sie trug ein geschlitztes buntes Gewand zu zweifarbigen Strumpfhosen, dazu eine kurze Pluderhose und sehr altmodische Schnabelschuhe aus gelbem Ziegenleder. Der Gauklerführer betrachtete sie kritisch.
    »Hm, ein wenig freizügig, meine Schöne, aber was soll’s, wir Gaukler müssen keine Sünde scheuen.«
    Er grinste, und Lunetta erwiderte sein Lächeln. Sie wusste, worauf ihr neuer Dienstherr anspielte: die Legende vom Gaukler in der Hölle. Satan, so ging die bei allen Spielleuten beliebte Geschichte, hatte einen Narren zum Wachdienst am Höllentor eingeteilt, um auf Seelenfang zu gehen. Petrus sah es vom Himmel aus und machte sich auf den Weg, den Gaukler zu überlisten. Mühelos überredete er den gelangweilten Spielmann zu einer Würfelpartie um die verlorenen Seelen, gewann eine nach der anderen aus der Hölle zurück und führte sie in den Himmel. Bei seiner Rückkehr verfluchte der Teufel den leichtsinnigen Gaukler, der vor der leeren Hölle stand, und schwor, dass er nie mehr ein Mitglied der Narrenzunft zu sich holen würde. Seither umgab Spaßmacher ein gewisser Nimbus von Heiligkeit, den sie freilich nicht allzu sehr strapazieren durften. Auch Narrenfreiheit hatte Grenzen.
    »Bist du dir sicher, dass du dein Kunststück mit Ariadne wiederholen kannst?«, fragte der Jongleur, stülpte ihr eine gehörnte Narrenkappe über den Kopf und stopfte ihre Haare darunter.
    Lunetta nickte und warf einen Blick zu der Stute, die friedlich neben dem Zelt graste.
    »Ich fürchte das Tier nicht.« Im Gegenteil, Ariadne würde ihre Rettung sein. Lunetta hatte den Platz genau studiert. Die Schranken, die ihn umringten, waren schenkelhoch und Ariadnes Sprungkraft gewaltig. Vielleicht hatte sie auch Glück und konnte das Geviert durch die Gatter verlassen. Eben wurden sie geöffnet. Die königlichen Jägermeister trieben eine Meute von Hunden aufs Grün.
    Wie die Höflinge hatten auch die Hunde unter der mangelnden Abwechslung der letzten Tage gelitten, wirkten niedergeschlagen, weil sie allzu lange eingesperrt und untätig gehalten wurden.
    »Ah, die Vorführungen beginnen«, sagte der Gauklermeister zufrieden. »Direkt nach den Hunden kommen wir.«
    »Welche Ehre«, lachte Lunetta.
    »In der Tat, die Biester leben wie Könige. Was die in einer Woche an Rindfleisch bekommen, sehen wir das ganze Jahr nicht!«
    Die Windhunde wurden losgelassen und stürmten mit fliegenden Ohren über den Rasen, drehten – den Pfiffen ihrer Lehrer gehorchend – einige Runden und wurden mit Beifall bedacht. Jetzt wurde eine Gruppe kurzbeiniger, dunkler Hunde in die Mitte geführt. Ein Hundelehrer hielt ihnen verschiedene Stücke Stoff vor, die sie beschnupperten. Dann ertönten Jagdhörner, auf deren Klang die Tiere abgerichtet waren. Sie hetzten los. Die Hunde spritzten auseinander, jagten unter den Schranken her. Hofdamen stießen spitze Schreie aus, kreischendes Gelächter wurde laut. Die Hunde rannten nach allen Seiten, doch mit genauem Ziel.
    »Das sind Heinrichs Lieblinge. Die Bluthunde«, sagte der Gaukler. Die Tiere tauchten in kleine Wäldchen ab, nach kurzer Zeit erschienen sie wieder und umtanzten kläffend ihre Wärter, die sich in verschieden duftende Gewänder gehüllt hatten und allesamt dem Geruch nach aufgespürt worden waren.
    Die Vorführung von Fuchshunden und Harriers bei der Jagd auf einige panische Hasen beendete die Schau.
    Der Gauklertrupp nahm Aufstellung beim Gatter und tobte – das Bellen der Hunde und die Jagdhörner auf Sackpfeifen imitierend – ungeordnet aufs Feld.
    »Schaut nicht so gebannt nach den Gauklern«, ermahnte der englische Kaufmann Lambert van Berck, mit dem er eben auf den Schauplatz zuritt. »Wir müssen so tun, als bedeuteten uns derlei Lustbarkeiten wenig. Gelangweilte Mienen und der Ausdruck von Übersättigung vermitteln den Eindruck, dass wir uns all das selber leisten können und

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