Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)
Glaubensgemeinschaft verraten könnte. Bist du zu diesem Opfer für das Heiligste bereit?«
Der Schmied zögerte, ihm sanken die Schultern herab.
Die Begine trat mit wiegenden Schritten auf ihn zu. Sie legte die Hand auf seinen Hosenlatz. »Ich spüre, dass Satan dich noch in dieser Welt festhalten will.«
Der Schmied spürte es ebenfalls. In Wellen brach sich die Lust in ihm Bahn, die knotigen Verwachsungen an seinem Hals begannen zu blühen, zu schwellen. Er fiel wieder auf die Knie und griff wie zu Anfang nach dem Saum ihres Gewandes.
»Läutere mich. Schenk mir die Kraft, vor meinen Schöpfer zu treten. Erlöse mich von den Fesseln der Sinnlichkeit.«
Die Begine reichte ihm ihre weiße Hand mit der nachlässigen Eleganz einer Hofdame und zog ihn nach oben. Gierig drängte der Schmied sich an sie. Catlyn schob ihn sanft von sich fort und nestelte seinen Hosenlatz auf, ohne hinzuschauen. Hart sprang das Glied des Schmieds hervor. Eher sachlich als liebkosend legte Catlyn ihre weichen Hände darum, begann es mit dem Geschick einer Hure zu streicheln.
»Nicht so«, seufzte der Mann und wischte ihre Hand fort, bevor sie die harten Geschwüre an der Unterseite seines Gliedes ertasten könnte. Er griff sie bei den Hüften und zwang sie zu Boden. Die Begine schloss die Augen und ließ ihn gewähren. Im uralten Akt der Unterwerfung zog der Schmied sie unter sich, schlug ihr das Gewand über das Gesicht, drang in ihren Leib. Der Schweiß brach ihm aus jeder Pore, während er sich wie ein Rasender immer und immer wieder in sie hineintrieb, bis er in ihr zerbarst. Die Manneskraft hatte ihm die französische Krankheit nicht genommen. Er spürte, dass sein Fieber nachließ und seine Gedanken sich wundersam klärten.
Keuchend rollte er sich von der Begine herunter. Sie richtete sich auf und fuhr sich hastig mit ihren Röcken zwischen die Beine. Das Gebende ihres Schleiers hatte sich gelöst. Lehm klebte in ihren Locken, nahm ihnen Farbe und Glanz. Der Schmied sah es mit Genugtuung.
»Ich hoffe, du bist nun bereit, deine Pflicht zu tun, nachdem ich die meine an dir erfüllt habe«, sagte Catlyn kalt.
»Was ist das irdische Leben schon gegen das Paradies, das mich erwartet«, gab der Schmied beseligt zurück. »Die Vermählung der gereinigten Seelen in Ewigkeit.«
D RITTER T EIL
D IE L IEBENDEN
E INE S EELE ,
D IE DURCH DIE A UGEN ZU SPRECHEN VERMAG ,
KANN AUCH MIT B LICKEN KÜSSEN .
Spanisches Sprichwort
1.
K ÖLN , 17. J ANUAR 1536
Lunetta wich geschickt einer überfrorenen Pfütze aus, in der sich kaltes Winterlicht fing. »Ist es wirklich nötig, dass wir einen so weiten Gang durch die Stadt wagen? Du hättest Tringin schicken können.«
Sidonia winkte ab. »Tringin hat genug mit den Vorbereitungen für Vaters großes Fastnachtsfest zu tun. Kölns beste Familien sind morgen Abend eingeladen, damit er mit dir angeben kann. Und da du mir die Tarotkarten nicht legen willst, muss ich mein Glück weiter mit Catlyns Kräutern versuchen. Sie schickte mir eine Nachricht, dass sie eine neue Mischung gefunden habe.«
»Ich kann dir die Tarotkarten nicht legen, weil ich sie nicht mehr habe«, protestierte Lunetta verlegen. Es tat ihr weh, ihre Freundin mit den kummervollen Fragen nach ihrer Unfruchtbarkeit sich selbst zu überlassen. Ebenso wie es ihr schwerfiel, die Heiratspläne Claas van Bercks vor Sidonia zu verheimlichen. Aber sie war kein hilfloses Kind mehr. Sie wollte sich diesem alten Despoten allein widersetzen – so wie Lambert es getan hatte.
Schweigend setzten sie ihren Weg fort.
Sidonia warf Lunetta einen raschen Seitenblick zu. Sie hatte seit Tagen das Gefühl, dass Lunetta etwas vor ihr verbarg. Wie zum Beweis senkte das Mädchen die Augen, als müsse es den Weg vor sich genauer inspizieren. Dabei war heute ein leichtes Vorankommen. Frost hatte den Schlamm der Gassen in eine feste Kruste verwandelt, sodass sie statt auf lästigen Stelzenschuhen auf weichen Ledersohlen gehen konnten.
Sie bogen von der Hohen Pforte in das Viertel der Woll- und Tuchfärber beim Blaubach ein. Vor ihnen lag der Waidmarkt, wo rötendes Krapp, gelbes Saflorpulver, scharf riechende Beizen und die wichtigste Pflanze zum Blaufärben, der Waid, gehandelt wurden. Der Platz vor der Jakobskirche summte vom Werben und Feilschen und dem fröhlichen Gefiedel einiger Spielmänner, die Fastnachtslieder zum Besten gaben.
Ja, auf Papst und Kaiser jeder Zecher
Hebt in Freuden seinen Becher!
Trinkt, ihr Männer, trinkt, ihr
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