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Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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Weiber,
Trinkt, ihr Gönner, trinkt, ihr Neider,
Trinkt, ihr Krieger, trinkt, ihr Pfaffen,
Trinkt, Verbrecher, Lumpenpack,
Trinkt, ihr Edlen dieser Stadt!
Saufen, das ist unser Leben,
Trinken, bis uns nichts mehr hält.
Bacchus schenkt uns seinen Segen,
Jedem, der hier lässt sein Geld.
Und die, die Böses von uns sagen,
Die uns fluchen unverhohlen:
Ach, zur Hölle soll’n sie fahren,
Soll sie doch der Teufel holen!
    In riesigen Körben boten die Waidhändler den zu handlichen Klößen geformten und getrockneten Farbstoff an. Krämerinnen bewegten sich mit schwingenden Hüften zwischen Markttischen und boten aus glühheißen Kannen Würzwein an, Bäckerjungen hielten aus Bauchläden knusprige Brezeln und süßes Backwerk feil. Sidonia winkte einen von ihnen heran und erstand für sich und Lunetta zwei Schmalzkrapfen, die nach Korinthen und Rosenwasser dufteten.
    »Hier«, bot sie dem Mädchen einen Krapfen an und biss herzhaft in den ihren. »Ich liebe das Fastnachtsgebäck. Es entschädigt einen für die mageren Wochen mit Walfischspeck und Erbsgemüse bis Ostern.«
    Lunetta gab ihr genüsslich kauend und mit einem Nicken recht. »Aber deinem Vater wird unser Ausflug in ein Viertel wie dieses nicht gefallen.«
    »Nun, das macht den Ausflug umso reizvoller, findest du nicht?«, erwiderte Sidonia augenzwinkernd. Lunetta grinste spitzbübisch zurück. Sie hatten sich von Tringin grobe Wollumhänge geborgt und sahen aus wie Mägde oder Bauersfrauen. Eine Tarnung, die Sidonia in ihren Jugendjahren oft angewendet hatte, um dem väterlichen Haus zu entkommen.
    Und in der Tat, es war herrlich, so frei durch die Gassen zu streifen. Sie überquerten eine kleine Steinbrücke, die über den Bach in der Mitte der Straße führte, und erreichten eine Reihe armseliger Häuschen und Höfe, vor denen Männer mit glasigen Augen auf Bänken hockten. Hin und wieder erhob sich einer von ihnen torkelnd und verschwand im Hof, um sein Wasser abzuschlagen.
    Lunetta hielt gebührenden Abstand von den Betrunkenen.
    »Wir haben doch keinen Feiertag. Warum arbeiten sie nicht?«, wunderte sie sich.
    »Aber das tun sie doch«, raunte ihre Freundin vergnügt. »Sie machen blau.« Sie sah ihren fragenden Blick und verstand: Ein Mädchen, das zunächst bei Gauklern und dann bei Hof aufgewachsen war, kannte die einfachsten Geheimnisse und Techniken des gewöhnlichen Handwerks nicht. »Es ist Montag. Die Färbergesellen und Meister haben den ganzen Sonntag über kräftig gezecht, um einen sehr wichtigen Stoff für ihr Färbehandwerk zu produzieren.«
    »Welchen?«
    »Männerurin«, lächelte Sidonia. »Man muss ihn der Waidbrühe zufügen, damit sie von gelblichem Braun auf sattes Blau umschlägt, wie auf diesen Tüchern.« Sie wies auf einen Holzrahmen im Hof eines Färberhauses, über den leuchtend blaue Laken gespannt waren, um in der Sonne zu trocknen.
    Der Frost dämpfte gnädigerweise den stechenden Geruch, der von den Tüchern zu ihnen herüberwehte, dennoch musste Lunetta sich schütteln und schnupperte instinktiv an ihrem Wollumhang. Die Aromen von Lavendel und mottenvertreibendem Weihrauch entstiegen dem Stoff.
    »Keine Angst«, lachte Sidonia, »bevor diese Tücher auf den Markt kommen, werden sie im Bach ordentlich gewaschen. Eine Arbeit, die die Färber meist ihren Frauen überlassen. Macht ja auch weit weniger Spaß als das Bläuen am Montag!«
    Lunetta stimmte in ihr Lachen ein. »Ach Sidonia, ich wünschte, ich wüsste so viel von der Welt wie du!«
    Ihre Freundin hob verblüfft die Brauen. »Du bist gereist, hast viele Länder gesehen, warst an den Höfen Europas zu Gast. Worum könntest du mich beneiden?« Wehmütig sah sie einigen Kindern zu, die mit Stöckchen kleine Rindenboote über den Blaubach trieben.
    »Ich beneide dich darum, dass du in der wirklichen Welt lebst, wo alles seine fest gefügte und überschaubare Ordnung hat«, sagte Lunetta. »Ich kenne nur Welten, in denen nichts wirklich sicher ist und trügerischer Schein regiert.«
    Sidonia nickte langsam, sie hatte mit ihrer Vermutung also richtig gelegen. Weder als Gauklerin noch bei Hof hatte Lunetta sich je wirklich wohl gefühlt.
    »Tröste dich, ich werde dich noch oft genug mit den höchst überschaubaren Regeln des Fernhandels langweilen«, rief sie fröhlich und wischte sich Zuckerkrümel aus den Mundwinkeln. »Und damit es nicht gar zu öde wird, werde ich Lambert schon noch überreden, dich zu unseren Schmieden und Schwertfegern mitzunehmen. Und in den Hafen,

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