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Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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Catlyns Hals war glatt durchtrennt. Der Schnitt war scharf und ohne Zögern geführt. Ihre weit aufgerissenen blauen Augen verrieten Erstaunen, aber nichts von Schmerzen oder einem qualvollen Todeskampf.
    Der harte Aufprall von Hufen hallte in Lunettas Kopf wider. So wie letzte Nacht.
    Vielleicht könntest du mich dazu verführen, an die Liebe zu glauben. Oder dein Vermögen. Falls dir das ein Trost ist…
    Ein schreckliches Bild stieg in ihr hoch – Lambert, der mit wehenden Haaren über den Hof zum Tor hinaussprengte. Mit blutigen Händen hielt er die Zügel umfasst und hieb seinem Pferd die Reitstiefel in die Flanken. Das Bild verlosch.
    Was sie in Wahrheit hörte, war nicht der Aufprall von Hufen, sondern die schweren Tritte bewaffneter Männer, die die Stufen der Holztreppe erbeben ließen.

S ECHSTER T EIL
    D REI S CHWERTER
    S CHWIERIGE, ABER NOTWENDIGE
    E NTSCHEIDUNGEN STEHEN AN . B EDENKE :
    O FT IST DAS, VON DEM WIR GEHEILT WERDEN WOLLEN, AUCH DAS, WAS UNS HEILT .
    Mariflores Zimenes, »Die Geheimnisse des Tarots«
     

1.
    L ONDON , 20. J ANUAR, EIN F ELD BEI H AMPTON C OURT
    Wie schwarze Steine des Todes stürzten die beiden Jagdfalken vom Himmel. Die Schwingen dicht an den Leib gedrückt, schössen sie senkrecht auf einen Krähenschwarm herab, packten ihre Opfer beim Genick. Ein mächtiger Schlag hallte über das Feld. Die Krähen stürzten gen Boden, die Raubvögel stießen erneut auf sie nieder, fingen sie im Fallen, brachen lässig ihr Genick. Ein träger Wirbel von schwarzen Federn umtanzte sie.
    »Gut gemacht. Die beiden sind ein unschlagbares Paar. Das Weibchen reißt sogar Hasen«, schwärmte Englands erster Minister Cromwell. »Dafür liebt das Männchen das Spiel mit der Beute. Ein herrliches Schauspiel. Kommt, Chapuys, wir müssen den Falken die Krähen wegnehmen, sonst fressen sie sich satt, und dann ist die Jagd für heute zu Ende.«
    »Ich ziehe die Taubenzucht vor«, bemerkte sein Jagdgast trocken.
    »Weil sie Euch schmecken, nehme ich an.« Cromwells Stimme troff vor Verachtung.
    Chapuys legte träumerisch den Kopf in den Nacken. »Ihr sanftmütiger Gesang ist tröstlich, und sie sind uns so viel nützlicher.«
    »Wozu sollten Tauben uns nützlich sein?«
    »Vergesst nicht, dass sie die Boten Gottes sind und den Frieden symbolisieren. Das, was jeder gute Christenmensch sich wünscht. Und natürlich wir Diplomaten.«
    Cromwells Stirn runzelte sich kurz, dann imitierte er ein Lachen. »Ah, ich verstehe. Es war nur ein Scherz, Chapuys.«
    Chapuys gab sich beleidigt. »Ein Scherz? Habt Ihr mich etwa nicht zur Jagd geladen, um mir ein Angebot zu machen, das unsere Nationen endlich wieder versöhnen könnte?«
    Thomas Cromwell gab seinem Pferd die Sporen und galoppierte auf die Stelle zu, an der die Krähen zu Boden gegangen waren.
    Der Spanier folgte ihm mit angewidertem Blick. Madre de Dios , seine Falken waren die einzigen Lebewesen, für die der Minister aufrichtige Zuneigung empfand. Wahrscheinlich erfüllte es diesen Sohn eines Hufschmieds mit Stolz, dass er sie halten durfte, obwohl man dem Gesetz nach mindestens einen Grafentitel besitzen musste, um mit Wanderfalken auf Jagd zu gehen.
    Chapuys ließ seinen Hengst in gemächlichen Trab fallen. Eine Schneedecke dämpfte das Geräusch der Hufe. Der lichte Januaranfang war ein trügerisches Zwischenspiel gewesen. Nur kurz hatte sich das Jahr vom dunklen Grund des Winters erhoben. Nun war die Sonne wieder klein wie ein geschrumpelter Apfel. Nirgends regte sich etwas auf den Feldern nahe Hampton Court, und das war der Grund, warum die beiden Politiker auf Falkenjagd waren. Es gab keinen besseren Vorwand, aufs Land hinauszureiten und die Spione und Lauscher des Palastes hinter sich zu lassen, um über Krieg und Frieden zu diskutieren.
    Der stämmige Cromwell stieg schwerfällig vom Pferd. Mit feierlichen Schritten ging er übers Feld und ließ ein Federspiel kreisen, um seine Falken von den toten Krähen wegzulocken, deren warmes Blut im Schnee versickerte. Chapuys glitt mit der mühelosen Eleganz des spanischen Reiters aus dem silberbeschlagenen Sattel. Bekümmert betrachtete er seine aus gelbem Leder gearbeiteten Reitstiefel, die sich im Schnee sofort dunkel verfärbten.
    »Barbarisch«, murmelte er, »einfach barbarisch, diese Engländer. Seine Kleidung für ein paar tote Vögel zu ruinieren.« Er las eine Krähe auf und stopfte sie achtlos in die Satteltasche.
    Als würde an Heinrichs Tafeln nicht genug Fleisch serviert! Eintausend Ochsen,

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