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Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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den Schwertfegern, um die Prunkrüstungen und Turnierdegen für England zu begutachten.«
    »Was hat das mit Eurer Kleiderwahl zu tun?«
    »Ganz einfach, ich begleite ihn.«
    Tringin wirbelte herum. »Nie und nimmer! Wer hat das verlangt?«
    »Ich verlange es! Na, und Schmiedezinther, Pech und Salmiak machen grässliche Flecken in feine Stoffe oder brennen Löcher hinein. Das dunkelgraue Kleid, ein Untergewand aus Leinen und der schwarze Wollumhang, den Sidonia mir geschenkt hat, sind richtig für Werkstattbesuche. Nun mach schon, ich friere.«
    Tringin richtete sich empört auf. »Der Umhang? Im Leben nicht. Und ein dunkles Wollkleid für eine Grafentochter! Wie ein Totenvogel werdet Ihr aussehen. Wo Ihr alle Farben tragen dürft, Seide aus Damaskus, Schleppärmel bis auf den Boden, tiefe Ausschnitte, Brüsseler Spitze…«
    »In einer Waffenschmiede? Das sähe reichlich komisch aus und äußerst eitel, findest du nicht?«
    Tringin runzelte die Stirn.
    »Heute will ich Wolle und Leinen.« Lunetta glitt zur Truhe und kramte nach dem Unterkleid, rieb ihre Wange am steifen Gewebe.
    »Herrlich, wie der Stoff auf der Haut knistert.« »Und kratzt! Soll Nonnen von sündigen Gedanken abhalten«, maulte Tringin. Sie nahm Lunetta das Untergewand ab und legte es über ein Trockenreck beim Kamin. »So wird es wenigstens warm.«
    »Ach, Tringin. Als ich noch ein Gauklerkind war, wären mir die Kleider köstlicher erschienen als all dieser Prunk.« Versonnen drehte sie sich in dem Zimmer mit seiner glänzenden Holzvertäfelung, den geschnitzten Möbeln und Wandteppichen.
    Verflixt, dachte Tringin, sie sieht tatsächlich aus wie eine Seiltänzerin und hat Freude daran.
    Das musste unterbunden werden, erst recht nach dem Affentheater des gestrigen Abends. Mit einem heimlichen Fußtritt rückte sie das Trockenreck mit dem groben Unterkleid näher ans Feuer.
    »Gott hat jeden an seinen Platz gestellt, und Ihr gehört nicht aufs Seil oder in eine Schmiede, sondern oben auf die Stufenleiter dieser Welt. Sonst gäbe es kein Duftharz über dem Feuer oder warmes Waschwasser.«
    Verstohlen linste sie zum Kamin. Ein blaues Flämmchen leckte am Gitter und züngelte sich gierig zum Saum des Untergewands. Lunetta hatte sich wieder in das Leinentuch gehüllt und saß mit gerunzelter Stirn auf dem Bett.
    »Auch ich glaube, dass jeder Mensch ein vorbestimmtes Schicksal hat«, sagte sie, »aber es ist nicht unabänderlich. Manchmal muss man sich dagegen auflehnen und kämpfen. Sonst wäre ich nicht hier.«
    »Weshalb solltet Ihr Euch gegen ein Leben in Samt und Seide auflehnen?«, schnaubte Tringin. »Ihr klingt wie unser Herr Lambert in seiner wilden Jugend, als er sein Herz ans Gassengelichter hängte. Wollte Bettler zu freien Christenmenschen machen. Verrückt.«
    »Die Gabe des Mitgefühls macht den guten Christen, sagen auch Gabriel und Sidonia«, warf Lunetta hitzig ein.
    »Der Lambert wäre dafür fast als Papstleugner verbrannt worden«, murmelte Tringin und registrierte befriedigt den aufsteigenden Geruch verbrannten Leinens. Das scheußliche Gewand begann zu qualmen.
    »Ich wünschte, ich würde einmal genau so eine Liebe finden wie Sidonia und Gabriel«, sagte Lunetta gedankenverloren. Sehnsüchtig suchten ihre Augen das wärmende Feuer. Schreiend fuhr sie vom Bett hoch.
    »Tringin! Es brennt!« Mit entsetzensweiten Augen starrte sie auf das qualmende Unterkleid.
    »Ach herrje, also so ein dummes Unglück«, sagte Tringin und betrachtete mit Unschuldsmiene den brennenden Stoff.
    Lunetta taumelte. Rot schlugen die Flammen hoch. Rot wie Lamberts Haar. Verdammtes Ketzergerede.
    Sie ließ das Leinentuch fallen, hob schützend die Arme vors Gesicht und fiel auf die Knie. »Lösch das Feuer«, flehte sie. »Lösch es aus. Bitte!«
    Gemächlich schlurfte Tringin zum Kamin. Nur nichts übereilen. In wenigen Augenblicken würde das hässliche Hemd untragbar sein und alle unziemlichen Schmiedebesuche der kleinen Gräfin vereiteln.
    »Zur Hölle, was ist hier los?« Eine Stimme, schneidend wie ein Messer, fuhr in den Raum. Tringin zuckte zusammen, eine Hand stieß sie beiseite, riss das brennende Gewand vom Reck.

5.
    Sidonia löschte mit kräftigen Tritten die letzten Flämmchen aus, warf Tringin aus dem Schlafgemach und eilte zu Lunetta, die noch immer am Boden kauerte.
    »Ruhig Lunetta, es ist alles gut.« Sidonia umschlang sie mit den Armen und wiegte sie. »Es ist nichts passiert.«
    Doch, dachte Lunetta. Es ist etwas passiert. Ich habe an

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