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Das Geheimnis der toten Voegel

Das Geheimnis der toten Voegel

Titel: Das Geheimnis der toten Voegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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Liebe, die ich verdiene, nicht einmal von meiner Mutter.«
    »Aber du hältst dich ja wohl anderswo schadlos, nicht wahr?«, lachte Maria. »Gibt’s was Neues in der Stadt? Als Polizistin ist man doch immer neugierig, was sich so tut.«
    Mit einem Mal wurde Christoffer ernst.
    »Als der Schwarze Tod herrschte, suchte man nach Sündenböcken. Die Juden seien Schuld, meinte man, sie hätten die Brunnen vergiftet und so die Pest verursacht. Die Geschichte wiederholt sich. Heute Abend sind in zwei Restaurants die Scheiben eingeschlagen worden. Sowie es dunkel wurde, kam eine Gang in schwarzen Umhängen und machte sich über die Restaurants und Lebensmittelläden her, die von Ausländern betrieben werden. Die sind doch nicht ganz bei Trost. Das Gerücht lautet, die Infektion käme von einem Ausländer, der dann tot in Värsände aufgefunden worden sei, und die Restaurantbetreiber würden infiziertes Geflügelfleisch aus ihren Heimatländern beziehen. In den Gassen herrscht das totale Chaos. Ich habe eine fette Ohrfeige abgekriegt, als ich vorbeigegangen bin und gefragt habe, was eigentlich los ist, und bin noch mehr verprügelt worden, als ich einen Gartenschlauch zu fassen kriegte und sie nass gemacht habe. Man ist einfach viel zu nett. Hätte ich kochendes Öl genommen, dann wären sie hinterher nicht mehr so fordernd gewesen.«
    »Wovon redest du? Passiert das alles wirklich oder nur in deinem kranken Kopf, Christoffer?« Maria packte seinen Arm.
    »Ich schwöre bei den heiligen Kreuzstichkissen meiner Mutter, dass dies die Wahrheit ist. Ich habe kürzlich mit einem Zeitungsfritzen geredet. Er hat erzählt, dass sie in der letzten Zeit richtig fiese Leserbriefe bekommen hätten. Also nichts, was du gerne auf dem Frühstückstisch hast, wenn du in aller Ruhe essen willst.«
    »Was steht drin?« Maria war plötzlich völlig ernüchtert.
    »Dass Einwanderer Schwarzgeld verdienen und sich damit einen Platz weiter vorn in der Schlange erkaufen, um an Medikamente zu gelangen, und dass sich die Seuche so lange verbreiten wird, wie wir ihnen erlauben, in unser Land zu kommen. Dazu Vorschläge zur Abhilfe, und zwar von der eher blutigen Sorte, eine Art Übersicht über die mittelalterlichen Foltermethoden.«
    »Aber das ist ja furchtbar.« Jonatan stand auf. »Da besteht doch die Gefahr, dass mehr Menschen in Krawallen verletzt oder getötet werden als durch die Krankheit selbst. Ich kann nicht einfach hier sitzen und essen, ich muss raus und nachsehen, was da geschieht. Aber ihr bleibt wahrscheinlich hier und tauscht alte Erinnerungen aus, oder?«
    »Jonatan, warte, wir müssen noch zahlen.« Maria hatte gemeint, zum Abendessen eingeladen zu werden, und musste schnell überschlagen – würde reichen, was sie in ihrer Brieftasche hatte? Was war nur in ihn gefahren?
    »Zahlen? Welch weltliche Angelegenheit für einen so großen Herzog wie dein Bleichgesicht. Maria, erzähl mir nicht, dass du dich in den Typen verknallt hast. Er sieht so laaangweilig aus. Nimm stattdessen lieber mich, oder geh ins Kloster. Alles muss besser sein, als diesen Mehlwurm nackt zu sehen.«
    »Ich werde darüber nachdenken.« Maria rief die Bedienung zu sich. Jonatan war bereits aus der Tür, und als sie gezahlt hatte, war er außer Sichtweite.
    Maria war zutiefst beunruhigt über das, was Christoffer berichtet hatte. Schon von weitem konnte man Rauch sehen, und das Heulen der Sirenen durchschnitt die Stadt. Jonatan war weit weg, und Maria musste rennen, um ihn einzuholen. Eines der niedrigen Häuser auf der Norra Kyrkogatan stand in Flammen. Die Feuerwehr war vor Ort.
    »Was ist hier los?«, fragte Jonatan einen der Umstehenden.
    »Die sind infiziert. Sie haben ein Kind, das im Fußballcamp war. Bestimmt ist die ganze Familie angesteckt. Es sind Männer in schwarzen Umhängen gekommen, die ihr Haus in Brand gesteckt haben. Ich weiß nicht, wo sie hin sind. Als Polizei und Feuerwehr kamen, verschwanden sie im Gedränge. Sie haben gesagt, sie würden die Gegend hier säubern. Man müsse die Sache selbst in die Hand nehmen, wenn die Behörden ihre Arbeit nicht machen.«
    »Aber was reden Sie denn da?« Maria merkte, wie sie es mit der Angst zu tun bekam. »Da wohnt doch Andrej, einer von Emils Freunden.«
    »Ich bin Arzt, kann ich etwas tun?« Jonatan wandte sich an einen der Feuerwehrleute.
    »Nein, halten Sie sich nur fern, damit wir mit den Autos durchkommen.«
    Sie sahen den Jungen und seine Eltern im Krankenwagen Richtung Klinik verschwinden.

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