Das Geheimnis der toten Voegel
sein. Zeugenaussagen zufolge befanden Sie sich am Abend des Mordes vor ihrer Tür. Was wollten Sie von Sandra?«
»Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.« Mubbe wand sich und zwinkerte mit den Augen. »Kann ich keine Beruhigungsmittel kriegen? Es geht mir verdammt schlecht. Ich kann mich nicht konzentrieren. Mir ist übel, und es rauscht die ganze Zeit in den Ohren, das Geräusch kommt und geht. Sie glauben doch nicht etwa, dass ich …« Hans Moberg schielte zu seinem Anwalt um Unterstützung. Doch das Gesicht des Juristen blieb ausdruckslos.
»Sagen wir mal so«, schaltete sich Hartman ein. »Sie stecken ziemlich in der Klemme. Das Einzige, was Ihre Lage verbessern kann, ist die Wahrheit.«
»Ich erinnere mich an fast gar nichts. War hackezu, als ich hingefahren bin. Na ja, jetzt kommt es wohl auch nicht mehr drauf an, wenn ich das erzähle«, fügte er mit einem Blick auf seinen Anwalt hinzu. »Ich habe eine E-Mail bekommen, dass diese Frau mich treffen will. Sie hat mich wohl im Netz gefunden und wollte wissen, woher ich meine Ware kriege. Wir haben ausgemacht, dass ich komme und mein Sortiment vorstelle. Sie hatte den Wohnungsschlüssel auf der Innenseite des Briefkastenschlitzes befestigt. Ich war so verdammt voll. Sie war warm, als ich sie anfasste. Ich weiß nicht, ob sie geschlafen hat oder tot war. Da war ein Krug Wein. Möglicherweise habe ich ihn ausgetrunken. Erinnere mich nicht. Ich glaube, ich bin neben ihr eingeschlafen, und als ich aufwachte, wurde mir klar, dass sie nicht mehr lebte. Das ganze Mobiliar war zerschlagen. Möglicherweise war ich das, aber ich erinnere mich nicht.« Mubbe nahm ein vorsichtiges Kopfschütteln von seinem Anwalt wahr und verstummte.
»Haben Sie Sandra Hägg getötet?« Maria ließ ihn nicht davonkommen.
Mubbes Antwort war kaum hörbar. Er beugte den Kopf herab, sodass die Narbe auf seinem blanken Schädel sichtbar wurde. »Das könnte sein, aber ich erinnere mich nicht. Alles ist nur schwarz. Es ist so furchtbar. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich es getan habe, aber wie sollte es sonst geschehen sein?«
»Haben Sie an dem Abend noch andere Leute im Treppenhaus gesehen?«
»Als ich kam, sah ich zwei Kinder unter der Treppe sitzen, und ich dachte noch, die sind bestimmt von zu Hause ausgebüchst. Sie hatten eine große Plastiktüte mit Zuckerstangen dabei. Ich tat so, als würde ich sie nicht sehen. Es war, als hätten sie sich eine Höhle gebaut, sie hatten ein Laken aufgespannt. Dann war da ein älterer Mann, ich glaube, er wohnte in der Wohnung drunter, und eine weißhaarige Frau auf derselben Etage. Jetzt sagen Sie nicht auch noch, dass Sie meine Brieftasche im Kalksteinbruch in Kappelshamn gefunden haben, was?« Die Miene des Anwalts durchlief eine Verwandlung von ruhiger Distanz zu reiner Bestürzung.
»Haben Sie sie da verloren?«, fragte Hartman.
»Sie wurde mir aus dem Auto geklaut. Ich muss sie zurückhaben.«
»Was haben Sie am Kalksteinbruch gemacht?«
»Ich hatte mich mit einer Frau am Hafen verabredet. Ich habe mich ein Stück vom Auto entfernt, aber sie war nicht da. Ich weiß allerdings nicht einmal, wie sie heißt. Ich bin ihr erst ein einziges Mal begegnet.«
»Sie haben sich mit ihr getroffen, wissen aber nicht, wie sie heißt? Das klingt etwas seltsam. Wie haben Sie sich kennengelernt?« Maria warf Hartman einen Blick zu, sie ahnte, dass er mit dem Verhör recht zufrieden war.
»Im Internet nennt sie sich Kuschelmaus aus Skåne. Aber wie sie wirklich heißt, weiß ich nicht. Sie können meinen Computer checken und sehen, was für eine Anschlussnummer sie hat.«
»Das haben wir bereits getan, und wir haben einen Namen und eine Adresse. Gibt es etwas, was Sie hinzufügen wollen, ehe wir mit ihr sprechen?«
»Sagen Sie ihr, dass ich Sehnsucht nach ihr habe. Ich meine, wenn sie Zeit hat, einen armen Mann im Knast zu besuchen, dann wäre das eine gute Tat.«
»Begreifen Sie, wie ernst die Sache ist? Zwei Menschen sind tot, und Sie waren bewiesenermaßen in der Nähe, als die Morde geschahen. Haben Sie sie getötet?«
Hartman zog sich einen Stuhl heran und setzte sich direkt vor Hans Moberg.
»Nein, zum Teufel, nein.« Hans Moberg trocknete sich den Schweiß aus dem Gesicht. Das Hemd hatte große dunkle Flecken unter den Armen. Er saß zitternd auf seinem Stuhl, und seine Hände bewegten sich unablässig auf seinem Schoß.
»Wie viel hatten Sie getrunken, als Sie zum Kalksteinbruch kamen?«
»Nicht mehr als gewöhnlich.«
»Wie viel ist
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