Das Geheimnis der Totenkiste
Zeitung auf dem Schoß. Er studierte gerade geruhsam die Seite mit den bevorstehenden Rennen, als er auf dem Anlegeplatz Schritte hörte.
Er warf einen Blick hinüber – und sprang sofort, über das ganze Gesicht strahlend, auf. Salutierend legte er die Hand an die Stirn.
»Mr. Podgram, Sir, es ist schön, Sie wieder einmal zu sehen… Wohin soll die Reise gehen, Sir?«
»Nach Greenwich bitte, Mr. Phelps.«
Eli und Hugo stiegen an Bord. Phelps schaute schnell noch nach den Maschinen und legte dann ab. Mühelos schnitt das schlanke Wasserfahrzeug flußabwärts durch die aufkommende Flut.
Eine kleine Flotte von Barken kam den Fluß hoch, die Segel im Wind gebläht. Eli beobachtete interessiert, als eines der kleinen Schiffe sich der Brücke näherte. Mit erstaunlicher Geschwindigkeit und Geschicklichkeit geite die Zweimannbesatzung das Segel auf und legte den Stamm nieder, um die Bark von der Flut durch die Bogen der Brücke tragen zu lassen. Der Erfindungsgeist des Menschen, dachte Eli – das Gewicht von vielen Tonnen nur von zwei Mann bezwungen durch eine komplexe Anordnung von Flaschenzügen!
Das ständig wechselnde Panorama des Flusses, die Schiffe aller Größen, beschäftigten seine Aufmerksamkeit, bis sie Greenwich fast erreicht hatten.
»Wohin jetzt, Sir?« erkundigte sich Phelps.
»Zum Holländer. Ich nehme an, Sie haben in der Zeitung davon gelesen.«
»Allerdings, Sir. Ziemlich mysteriös, nicht wahr? Hätte mir denken können, daß Sie sich dafür interessieren… Übrigens, ein alter Kamerad von mir ist an Bord der Unity. Wir segelten früher gemeinsam auf einem Leichter, ehe er sich zur Hochseeschiffahrt entschloß…«
Eli nickte. Vielleicht konnte der Mann ihnen noch von Nutzen sein.
Sie erreichten den Kai, an dem die Unity und ein Stück hinter ihr die Grijt Henryk angelegt hatten. Die Jacht hielt ebenfalls am Kai, und Eli ging mit Hugo von Bord. Sie schritten langsam am Holländer vorbei und warfen einen Blick darauf. Die Decks waren verlassen, und am Fallreep stand ein Matrose Wache. Ansonsten schien nichts Ungewöhnliches an ihm. Trotzdem überfiel Eli ein nur allzu bekanntes Gefühl, als er das Schiff betrachtete – eine innere Unruhe, eine Vorahnung von Unglück und großer Gefahr. Da wußte er, daß er recht daran getan hatte, hierherzukommen; daß es sich hier tatsächlich um einen Fall für den Spezialisten handelte, denn hier hatte die Schattenwelt ihre Hand im Spiel.
Wie erwartet, hielt sich eine große Menschenmenge am Kai auf. Reporter versuchten vergeblich, sich Zutritt zu dem verlassenen Schiff zu verschaffen. Neugierige, wie sie überall zusammenkommen, wo sich etwas ereignet hat, drängten sich dicht an dicht. Sie starrten das Schiff mit großen Augen an, als könnte es ihnen etwas verraten, und stellten die verrücktesten Vermutungen an.
Eine unzureichende Anzahl von Polizisten versuchte die Menge zurückzuhalten und zum Weitergehen zu bewegen. Mitfühlend hörte Eli eine Bemerkung der Schutzleute: »Und das am frühen Morgen! Wie mag es erst nach Feierabend zugehen?«
Die Menschenmenge vor der Unity war nicht ganz so groß. Sie war weniger interessant; schließlich hatte sie das unheimliche Schiff nur in Schlepptau gehabt.
Allerdings befanden sich hier bedeutend mehr Reporter, die unbedingt an Bord wollten, um Kapitän Macneil oder auch die einzelnen Mannschaftsmitglieder zu interviewen.
Macneil hatte jedoch seit seinem gestrigen Treffen mit der Presse dazugelernt. Zwei stämmige Seeleute standen am Kopf des Fallreeps mit Stöcken in den Händen.
Sie hielten Eli auf, als er die Gangway hochstieg.
»Darf niemand an Bord«, knurrte einer. »Ohne Ausnahme«, brummte der andere nicht weniger barsch.
Hugo wollte sich an Eli vorbeischieben, doch der Spezialist hielt ihn unauffällig zurück.
»Ich glaube, euer Kapitän wird mich empfangen«, erklärte Eli ruhig und holte eine Karte aus seiner Brieftasche. »Ich interessiere mich für das Schiff. Vielleicht werde ich es kaufen.«
Nur einer der Matrosen vermochte zu lesen. Stockend, aber laut buchstabierte er: »Eli Podgram, Vorsitzender, Transsylvania Schiffahrtsgesellschaft.«
Unentschlossen betrachtete er ihn.
»Laß niemand an Bord«, wandte er sich schließlich an seinen Kameraden und ging schaukelnden Schritts zur Kapitänskajüte.
Es dauerte eine Weile, ehe die untersetzte Gestalt Kapitän Macneils auftauchte. Unfreundlich starrte er Eli und dessen Begleiter entgegen.
Doch unter Elis fast hypnotischem Blick
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