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Das Geheimnis der Totenkiste

Das Geheimnis der Totenkiste

Titel: Das Geheimnis der Totenkiste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ERROL LECALE
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ja. Sein Name ist Huggett. Er und seine Frau führen eine sogenannte Pension, gerade gegenüber der Pfandleihe. Kein sehr vertrauenerweckendes Pärchen, sagte der Alte.«
    »Eine Pension«, murmelte Eli. »Ich glaube – ichhoffe…« Er rief nach Hugo, und wenige Minuten später waren die drei bereits in einer Droschke unterwegs zur Dockgegend.
    An der Hoggesty Street bezahlten sie den Kutscher. Ein rattengesichtiges Männchen, einer des Suchtrupps, erwartete sie dort.
    »Na, gehören sie mir, Herr?« fragte er. Eli blickte ihn verständnislos an.
    »Die zehn Guineen, Herr. Weil ich ihn gefunden hab.«
    »Gib ihm das Geld«, wandte Eli sich brüsk an Hugo. »Also, wo ist das Haus?«
    Widerwillig zahlte Hugo Rattengesicht aus. Einer Canaille wie ihm gutes Gold zu geben, ging ihm gegen den Strich.
    »Das Haus dort drüben, Herr. Nummer sieben.«
    Der Kleine fingerte zufrieden den neuerworbenen Reichtum in seiner Tasche und machte sich aus dem Staub.
    Eli hielt kurz an, ehe sie die Haustür der Hoggesty Street 7 erreichten. Er öffnete die Ledermappe, die er auch diesmal bei sich trug.
    »Hängen Sie sich das über«, befahl er rauh und händigte Kapitän Macneil ein silbernes Amulett mit einer Gravierung aus, deren Muster den Eindruck erweckte, als verändere es sich ständig.
    »Nehmen Sie es keinesfalls ab, ehe ich es zurückverlange«, warnte er. Lächelnd fügte er hinzu: »Sie dürfen es ruhig unter dem Hemd tragen, wenn Sie sich genieren, es offen zu zeigen, es verliert dadurch nichts an seiner Wirkung.«
    Es war nicht nötig, Hugo ein Amulett zu geben, er trug seines ohnehin immer bei sich. Auch gestern. Aber der Schutz, den es bot, hatte diesem Vampir gegenüber nicht sonderlich genutzt. Und doch würde es helfen, zumindest insofern, als es dem Adepten Kraft kosten würde, es zu neutralisieren.
    Während des Tages, solange seine Kräfte ruhten, war jedoch wenig zu befürchten.
    Macneil stand erwartungsvoll neben Eli, als der Spezialist an der Tür klopfte, deren Farbe längst abgeblättert war.
    Nichts rührte sich auf sein erstes Klopfen. Eli nahm sich Zeit, die Aura dieses Hauses aufzunehmen.
    Er klopfte erneut.
    »Schon gut, schon gut«, vernahmen sie eine Frauenstimme. »Wo brennt es denn? Ich komm ja schon.«
    Ja, dachte Eli, der ganz eigene Geruch der Schattenwelt war hier, für ihn zumindest, unverkennbar. Ein Fäulnisgestank hing in der Luft, der nicht dem Alter und Moder der muffigen Mauern entsprang. Auf ächzenden Angeln öffnete sich die Tür.
    »Was wollen Sie?« brummte eine müde Stimme. »Sehen Sie denn nicht, daß ich beschäftigt bin?«
    Mit einem Blick nahm Eli die schlaffe Haltung und die glanzlosen Augen der Frau auf.
    »Guten Tag, Madame. Ich möchte meinen Freund besuchen.«
    »Und wer soll das sein?« fragte sie apathisch.
    »Der schlanke Herr in Schwarz«, erklärte ihr Eli.
    »Gibt keinen schlanken Herrn in Schwarz hier«, murmelte sie. »Überhaupt keine Herren. Vermiete Zimmer an Arbeiter, Seeleute und so…«
    Sie stand interesselos an der Tür, halbbetäubt, wie es dem Spezialisten schien. Er konnte sich auch vorstellen, weshalb.
    »Der Mann mit der schwarzen Kiste«, beharrte Eli. Er winkte Hugo zu, die Börse herauszuholen.
    »Ich möchte ihm das Geld zurückgeben, das ich ihm schulde. Wenn Sie mich zu ihm bringen, fällt eine Guinee für Sie ab.«
    Selbst die Erwähnung des Geldes brachte keinen Funken Interesse in Mrs. Huggetts Augen. All ihre frühere Habgier war wie ausgelöscht, nur Apathie erfüllte sie – und ein starker Gingeruch ging von ihr aus.
    Die Aura des Vampirs hing spürbar im Haus. Eli bildete sich fast ein, daß er den gräßlichen Fäulnisgestank sogar physisch roch.
    Seine Augen verengten sich, als er in die der Frau blickte. Seine Fähigkeit zu hypnotisieren war fast so stark wie die Vojislavs, und er setzte sie ein.
    »Sie haben doch nichts dagegen, wenn wir uns ein wenig umsehen«, sagte er sanft und schob sich an Mrs. Huggett vorbei in den düsteren Gang mit den zerrissenen und verschmutzten Tapeten.
    »Was erlauben Sie sich!« protestierte sie, aber sie tat nichts, um ihn aufzuhalten. Sie folgte den dreien nicht einmal, als sie die Treppe hochstiegen. Eli hörte, wie sie die Tür zum Salon öffnete, und danach das Klirren von Glas.
    Je höher sie kamen, desto stärker wurde der modrige Gruftgeruch. Es bestand kein Zweifel, daß der Vampir sich hierher zurückgezogen hatte, und genausowenig Zweifel gab es, daß Vojislav die Frau hypnotisiert hatte. Sie

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