Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller
zurück und sog die Luft hörbar ein.
»Dein Vater hat mich unzählige Male gebeten, ihm zu sagen, wo die vierte Rolle ist, und ich habe ihm eine Antwort versagt. Er war darüber unendlich traurig und zornig. Er hat versucht, auf anderen Wegen an das Geheimnis zu kommen, dafür war ja die Bibliothek in Alexandria ein hervorragender Platz.«
Elena war aufgesprungen und schnappte nach Luft.
»Aber mein Vater war der aufrichtigste, ehrenhafteste und moralischste Mensch, den ich kenne. Und das weißt du. Warum hast du es ihm nicht gesagt?«
Pangalos senkte seinen Blick.
»Jetzt bereue ich es. Hätte ich es ihm gesagt, dann wäre er bei seinen Recherchen nicht auf andere, sehr gefährliche Spuren gestoßen.«
Er räusperte sich.
»Ihr müsst verstehen, dass die Menschheit seit Jahrtausenden dieses Wissen erlangen möchte. Meine Vorfahren und auch ich, wir haben erkannt, wie gefährlich das für die Welt sein kann, und darum haben wir es, oder besser, den Weg dorthin, immer geheim gehalten.«
Robert bemühte sich um einen sachlichen Gesichtsausdruck.
»Können Sie denn wenigstens andeuten, um welches Wissen es geht?«
»Es ist das Geheimnis vom Anfang und vom Ende des Lebens. Ganz besonders vom Ende. Mehr kann ich dazu nicht sagen.«
Für ein paar Sekunden schauten Robert und Elena sich fassungslos an. Robert konzentrierte sich.
»Das heißt, Sie wissen, wann Sie sterben?«
»Nein, ich sagte ja schon, wir bewahren und versperren den Weg zu diesem Wissen.«
Robert schüttelte energisch den Kopf.
»Das verstehe ich nicht. Nehmen wir an, jemand raubt Ihnen dies Medaillon. Dann hat er in Sekunden die Weisheit, nach der die Menschheit seit Jahrtausenden sucht?«
Aristoteles lachte.
»Aber nein, Robert, auf keinen Fall. Niemand könnte mit dem, was in diesem Medaillon ist, etwas anfangen.«
»Aber Sie haben doch eben gesagt, dass der neue Wissende vorher auch nichts davon wusste. Wie kann er es dann verstehen?«
»Lassen Sie mich mit einem Vergleich antworten. Wenn Sie ein Passwort nicht vergessen wollen, dann können Sie sich eine Eselsbrücke bauen. Mit Fragen, die nur Sie beantworten können. Der Mädchenname Ihrer Mutter, der Name Ihres ersten Haustieres, das Datum Ihres Reitunfalls, verstehen Sie?«
Robert nickte.
»Ich verstehe. Also kann nur ein Mitglied Ihrer Familie den Inhalt des Medaillons verstehen. Und Sie wollen mir sagen, dass noch nie jemand aus Ihrer Familie versucht hat, an die Quelle dieses Geheimnisses zu kommen? Gibt es etwa so eine Art Schwur?«
Aristoteles schloss die Augen und nickte.
»Es würde keiner wagen, denn es lastet ein Fluch darauf.«
Robert starrte ihn einige Sekunden an.
»Noch einmal: diese vierte Rolle. Ist sie in Ihrem Haus?«
Aristoteles schloss die Augen und schüttelte den Kopf.
»Ist sie überhaupt in Ägypten?«
Wieder ein Kopfschütteln.
»Dann wird sie bei Ihrer Familie auf Samos sein.«
Abermals bewegte sich der Kopf des Griechen langsam hin und her.
»Sie hat eine lange Reise hinter sich. Ich kann Ihnen nur ...«
Er brach den Satz ab, weil Hassan fast lautlos den Patio betrat.
»Ich bitte um Entschuldigung, aber zwei Herren möchten Sie sprechen.«
Aristoteles blickte ihn unwirsch an.
»Ich erwarte keinen Besuch. Schick sie weg.«
Hassan machte eine Verbeugung.
»Die Herren machen nicht den Eindruck, dass sie sich abweisen lassen würden. Besonders der Amerikaner nicht.«
Robert schreckte auf.
»Ein Amerikaner? Und der andere?«
Hassan zog die Mundwinkel nach unten.
»Wahrscheinlich ein Ägypter.«
Robert sprang auf.
»Kommen Sie, Elena. Signore Pangalos, gibt es hier noch einen Ausgang? Man sollte uns hier nicht zusammen sehen. Das wäre auch nicht gut für Sie.«
Auch Pangalos war aufgestanden.
»Natürlich. Hassan, bring sie bitte über den Westflügel zum Garten hinaus. Und halte die Kerle etwas auf. In etwa zehn Minuten kannst du sie ins Arbeitszimmer führen.«
Er drehte sich wieder zu Elena und Robert um.
»Los, Kinder, beeilt euch. Seid vorsichtig, und meldet euch in den nächsten Tagen.«
*
Robert und Elena hatten Pangalos’ Haus unbemerkt verlassen und waren in ein Taxi gestiegen.
»Lassen Sie uns vorher aussteigen«, sagte Robert, »ich würde gern noch etwas zu Fuß gehen. Außerdem sollten wir Ihr Haus eine Zeitlang beobachten, bevor wir hineingehen.«
Elena nickte.
»Ich glaube, das ist eine gute Idee.«
Robert ließ den Fahrer halten, zahlte und stieg aus.
»Um ehrlich zu sein«, sagte Elena nachdenklich, »bin
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