Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller
Rufzeichen meldete sie sich. Robert hatte sich vorgenommen ruhig zu sprechen, trotzdem klang seine Stimme hastig.
»Elena, hier ist Robert Darling. Es ist etwas Schreckliches passiert. Ihr Onkel ist tot, sein Diener auch und noch ein dritter Mann. Ich kann die Polizei aus verschiedenen Gründen nicht alarmieren. Kommen Sie bitte hierher. Es ist plausibler, wenn Sie die Leichen entdecken.«
Für einen Augenblick war es auf der anderen Seite still. Dann hörte er Elenas Stimme. Sie zitterte und klang sehr aufgeregt.
»Robert Darling oder wie immer Sie heißen mögen, ich glaube Ihnen kein Wort. Rufen Sie mich nicht mehr an, und kommen Sie nicht mehr hierher. Ich rufe sofort die Polizei. Verschwinden Sie aus meinem Leben!«
Dann legte sie auf. Robert starrte sekundenlang auf sein Handy. Er drückte auf die Wiederwahltaste. Es meldete sich die Mailbox.
So schnell er konnte, eilte er aus dem Haus. Was auch immer Elena bewogen hatte, so zu reagieren – es sah verdammt ungemütlich für ihn aus. Er musste so schnell wie möglich das Land verlassen.
Eine Stunde später stand er mit gepackter Reisetasche an der Rezeption des »Cecil«. Der Portier mit den auffälligen Goldzähnen strahlte ihn an.
»Ich hoffe, es hat Ihnen bei uns gefallen, Mister Darling, und Sie beehren uns bald wieder mit einem Besuch.«
»Ja, danke«, sagte Robert. »Würden Sie mir bitte ein Taxi rufen?«
Der Portier hob die Hand, was wiederum den Türsteher dazu veranlasste, sich seiner Trillerpfeife zu bedienen.
»Steht schon vor der Tür«, lächelte der Portier.
»Danke«, sagte Robert und ging zum Eingang. Plötzlich blieb er stehen.
»Ach, und sagen Sie Herrn von Sell einen schönen Gruß. Ich hatte leider keine Gelegenheit mehr, mich von ihm zu verabschieden.«
Der Portier zuckte mit den Schultern.
»Bedaure, das ist leider nicht möglich. Herr von Sell ist vor gut einer Stunde abgereist.«
ZWEITER TEIL
9. KAPITEL
I mmer wenn er von einer Reise in sein toskanisches Haus zurückkehrte, erwachte Robert am nächsten Morgen mit einem Gefühl der Leichtigkeit und der vollkommenen Entspannung. An diesem Morgen war es anders. Er fühlte sich unausgeschlafen und gerädert. Etwas hatte ihn nicht zur Ruhe kommen lassen, nicht einmal im Schlaf.
»Du ärgerst dich darüber, dass du ohne Ergebnis wiedergekommen bist, Roberto!«, sagte er halblaut zu sich. Außerdem musste er noch ein unangenehmes Gespräch mit Maria Furini führen, die wahrscheinlich hochgespannt auf seinen Bericht wartete.
Er schaute zum Fenster hinaus. Graue Regenwolken hatten das gewohnte Blau des Himmels über Mezzomonte bedeckt. Die Bauern würden sich freuen, denn es hatte seit Wochen nicht mehr geregnet. Robert kam es allerdings so vor, als sei es die perfekte Dekoration zu seinem Gemütszustand.
Kein Selbstmitleid, Roberto. Da musst du durch.
Und als wolle er es sich beweisen, sprang er besonders schwungvoll aus dem Bett und reckte seinen Körper in die ganze ihm zur Verfügung stehende Höhe.
Nach der ersten Tasse Tee fühlte er sich bedeutend wohler. Er griff zum Telefonhörer. Schon nach dem dritten Läuten meldete sich Maria Furini, deren Stimme immer so klang, als habe sie einen leichten Schnupfen.
»Roberto, es ist schön, dass Sie wieder da sind. Wann können wir uns treffen? Ich bin sehr gespannt!«
Robert räusperte sich, um seine Verlegenheit zu überbrücken.
»Ich muss noch einige Dinge erledigen, aber am späteren Nachmittag könnte ich bei Ihnen sein.«
»Sehr gut. Sagen wir, so zwischen fünf und halb sechs?«
»Ja, das könnte ich schaffen.«
Pünktlich um elf traf Catarina ein, sichtlich erfreut, dass ihr Signore Darling wohlbehalten wieder zu Hause angekommen war.
Trotz einer nicht zu übersehenden Übergewichtigkeit bewegte sich Catarina mit seltsamen, kleinen Schritten flink wie ein Wiesel durch die Küche. Wenn sie einen bodenlangen Rock tragen würde, dachte Robert des Öfteren, sehe es aus, als würde sie sich auf Rollen fortbewegen.
»Hier ist Ihre Post«, strahlte Catarina. »Ich habe sie schon vorsortiert. Vorne die persönlichen, danach Rechnungen.«
»Catarina«, unterbrach Robert sie, »Sie stellen jede Vorstandssekretärin in den Schatten. Einfach perfekt.«
Catarina wusste zwar nicht genau, welche Anforderungen eine Vorstandssekretärin erfüllen musste, aber der Ton, mit dem der Signore das sagte, klang nach höchstem Lob.
»War sonst noch etwas?«, fragte Robert.
Catarina dachte einen Augenblick nach und schüttelte
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