Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller
Tongefäße mit tropischen Pflanzen, ein riesiges Aquarium und ein kleiner, plätschernder Springbrunnen schufen eine friedliche Atmosphäre. Dennoch hing eine gewisse Spannung in der Luft.
Eine gute Stunde war vergangen. Aristoteles Pangalos, Elena und Robert saßen im Halbkreis auf weichen Polstern um einen runden, steinernen Tisch, in dessen Platte ein Mosaik eingelegt worden war, das drei Hibiskusblüten zeigte. Das Motiv passte hervorragend zum Tee, der aus diesen Blüten bestand und mit dem Robert bereits wohlwollend Bekanntschaft gemacht hatte.
»... und dann haben wir ein Taxi genommen«, sagte Elena, »und sind zu dir gefahren.«
Ihr Onkel hatte aufmerksam zugehört.
»Ist euch jemand gefolgt?«
Beide schüttelten den Kopf.
»Nein, das hätten wir bemerkt.«
Pangalos schwieg einen Augenblick und dachte nach. Dann richtete er seinen Blick abwechselnd auf Elena und Robert.
»Das ist wirklich eine abenteuerliche Geschichte. Aber, und das wird euch sicher überraschen, ich habe gewusst, dass es einmal so kommen wird. Ich habe deinen Vater immer wieder gewarnt.«
Elena schaute ihn erstaunt an.
»Was hast du gewusst?«
»Nun, gewusst ist vielleicht etwas zu viel gesagt. Ich habe es geahnt.«
Robert stellte seine Teetasse auf den Tisch.
»Wenn Sie etwas geahnt haben, dann sind Ihnen ja auch einige Details bekannt. Wo, zum Beispiel, ist die vierte Rolle?«
Pangalos’ Blick ging ins Unendliche. Nach wenigen Sekunden schaute er Robert wieder in die Augen.
»Das kann ich Ihnen nicht mit einem Satz beantworten, junger Mann. Dazu muss ich etwas ausholen.«
Er lehnte sich wieder zurück.
»Ihr italienischer Professor erwähnte doch mehrfach Origines von Alexandria. Richtig?«
Robert nickte.
»Und er erwähnte auch, dass er einen engen Vertrauten hatte, zu dem er schon aus praktischen Gründen Vertrauen haben musste.«
Robert richtete sich auf.
»Ich verstehe, Sie meinen seinen Kopisten. Er musste ja in einem engen Vertrauensverhältnis zu demjenigen gestanden haben, der seine Schriften kopierte.«
»Das ist richtig. Im Mittelalter bevorzugte man aus Misstrauen Analphabeten als Kopisten. Die malten die Buchstaben einfach ab, ohne zu wissen, was sie da schrieben. Doch das trifft auf unseren Mann nicht zu. Erinnern Sie sich an den Namen des Origines-Kopisten?«
Robert dachte nach.
»Moment mal. Ja, davon stand etwas in Mazzettis Manuskript. Der hieß ... Andreas ... nein, Aeneas. Ja, richtig. Aeneas von Samos.«
Pangalos lächelte, und Elena schaute ihn mit großen Augen an. Für einen Augenblick war Robert verwirrt.
»Habe ich irgendetwas nicht mitbekommen?«
Elena schüttelte den Kopf.
»Nein, das können Sie gar nicht wissen. Ich habe es nicht erwähnt, aber Onkel Aristoteles’ Familie stammt von der griechischen Insel Samos!«
Aristoteles nickte.
»Mehr noch. Meine Familie stammt in direkter Linie von Aeneas ab. Sie wissen vielleicht, dass Samos ante Christum natum zeitweilig zu Ägypten gehörte.«
Robert wusste es nicht, zeigte aber keine Regung.
»Darf ich daraus schließen, dass Sie wissen, wo sich die vierte Rolle befindet?«
Pangalos schaute Elena an.
»Bevor ich die Frage beantworte, muss ich Elena etwas beichten.«
Elena schaute verwirrt.
»Und das wäre?«
»Du weißt, dass dein Vater seit vielen Jahren auf der Suche nach der vierten Rolle des Origines war. Und er wusste, dass nur ich Kenntnis davon hatte, wo sich diese Rolle befindet.«
»Entschuldigung, wenn ich Sie unterbreche«, sagte Robert. »Aber wieso nur Sie?«
»Eine gute Frage. In unserer Familie ist es Tradition, dass nur einer davon weiß. Wenn der sein Ende fühlt, übergibt er es dem Familienmitglied, das in der Reihe der Nächste ist. Im aktuellen Fall bin ich es.«
Robert dachte nach.
»Und wenn einer der Wissenden an einem Unfall stirbt? Dann hat er doch keine Gelegenheit, sein Wissen weiterzugeben.«
Pangalos nickte.
»Sie haben einen scharfen Verstand, junger Mann. Ich habe nicht gesagt, er sagt es weiter, sondern er gibt es weiter. Mit dem Einverständnis der Familie kann der Nachfolger es sich nehmen.«
»Das heißt, das Wissen über den Aufbewahrungsort der vierten Rolle ist jetzt in Ihrem Besitz?«
Der Grieche antwortete nicht, sondern knöpfte schweigend die beiden oberen Knöpfe seines Hemdes auf. Eine goldene Kette mit einem kreisrunden Medaillon kam zum Vorschein.
»So ist es. Bevor ich weiterrede, lassen Sie mich erst erzählen, warum ich Elena etwas beichten muss.«
Er lehnte sich
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