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Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller

Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller

Titel: Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Dieckmann
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Sekunden.
    »Signore Montebello, hier sind zwei Herrschaften, die Sie sprechen möchten. Es geht um eine Sammlung von Signore Badoglio.«
    Sie horchte einen Augenblick, dann ließ sie den Hörer sinken.
    »Ihre Namen bitte!«
    »Signora Karakos und Robert Darling, ich hatte vor wenigen Tagen eine ausführliche Unterredung mit Signore Badoglio.«
    Die Frau horchte wieder in die Muschel.
    »Sie möchten bitte heraufkommen. Im ersten Stock, Zimmer zwölf. Aber der Signore hat nur wenig Zeit!«
    Massimo Montebello machte seinem Namen wenig Ehre. Er war ein Männchen von maximal einen Meter und fünfundsechzig, stand kurz vor der Pensionierung, und man merkte ihm den Frust an, dass er es in seinem Leben nur bis zum Stellvertreter gebracht hatte. Mit den Jahren waren neben seiner Hoffnung auf eine Karriere auch seine Haare dahingegangen, nur ein weißer Kranz umrundete seinen Schädel. Als Ersatz für den kahlen Kopf hatte er sich einen Vollbart wachsen lassen, der ebenfalls weiß war. Er saß an seinem Schreibtisch in einem kleinen Raum, der ebenso wie bei seinem verblichenen Chef mit Büchern nur so vollgestopft war.
    Er deutete auf zwei Besucherstühle, die wohl sehr selten benutzt wurden.
    »Bitte sehr, was kann ich für Sie tun? Meine Zeit ist heute Abend leider sehr begrenzt.«
    Robert öffnete die Pappröhre, in die er die Rolle geschoben hatte, und nahm sie vorsichtig heraus.
    »Diese Schriftrolle gehört zur Sammlung des Professore Mazzetti, die Signore Badoglio verwahrt hat. Ich halte es für wichtig, dass sie dort wieder eingeordnet wird.«
    Montebello zuckte mit den Schultern.
    »Von einer solchen Sammlung weiß ich nichts. Es kann natürlich sein, dass Signore Badoglio sie in seinen Räumen im Keller aufbewahrt hat. Vor einigen Tagen sind Kartons angeliefert worden. Geben Sie her, ich kümmere mich morgen darum.«
    Er streckte seinen Arm aus und blickte dabei etwas verlegen.
    »Nehmen Sie es mir nicht übel. Aber gerade liegen wir in den letzten Vorbereitungen für unsere Sonderausstellung, um die sich Badoglio persönlich gekümmert hat. Dieses Unglück, Madonna! Jetzt liegt das alles auf meinen Schultern, und ich muss heute Abend dazu noch ein Gespräch in San Gimignano führen.«
    Robert hörte interessiert zu.
    »Es tut mir leid, dass wir Ihnen nun auch noch die Zeit rauben ...«
    Montebello wiegelte ab und lächelte.
    »Nein, nein, das konnten Sie ja nicht ahnen. Wissen Sie, diese Ausstellung ist eine große Belastung für mich.«
    Robert lächelte freundlich zurück.
    »Was ist es denn für eine Ausstellung?«
    Ein wenig Stolz strahlte aus den Augen des Signore Montebello.
    »Vetulonia«, sagte er. »Die Entdeckung der zwölften Etruskerstadt.«
    Der Titel bohrte sich wie ein Pfeil in Roberts Gehirn. Vergessen war sein Gelübde, die Suche aufzugeben. Seine eingebaute Suchmaschine sprang wie von selbst wieder an.
    Frag weiter, Roberto, wo es eine zwölfte Stadt gibt, wird es auch eine dreizehnte geben.
    » Interessant«, hörte er sich sagen, »wann wurde die entdeckt?«
    Plötzlich wich die Nervosität Montebellos. Er lehnte sich zurück, und es war ihm anzumerken, dass er es genoss, endlich ein Publikum zu haben.
    »Das, Signore Darling, kann man nicht mit einer Zahl beantworten. Diese Ausstellung widmet sich nämlich vor allem dem Lebenswerk von Isidoro Falchi, einem Arzt aus Montopoli im Val d’Arno.
    Außerhalb seiner medizinischen Tätigkeit arbeitete er noch ehrenamtlich für die Gemeinde. Dabei hatte er es oft mit der Schlichtung von Streitigkeiten um Grundstücksgrenzen zu tun, hatte deswegen Zugang zu alten Katasterarchiven und stieß schließlich auf Protokolle über Bodenfunde. Das erweckte sein Interesse für die Archäologie in der Toskana.
    Wegen eines Streitfalls war Falchi 1880 nach Colonna di Buriano in der Provinz Grosseto gekommen. Während des Ortstermins entdeckte er auf einem Acker eine Münze, die seiner Meinung nach keine römische, sondern eine etruskische sein musste. Darüber hinaus berichteten ihm Bauern über weitere Funde von Schmuck, Waffen und Münzen. Nach langen Recherchen vor Ort und in Archiven stand für ihn fest: Hier musste die verschwundene zwölfte Etruskerstadt Vetulonia gestanden haben.«
    Elena hatte interessiert zugehört.
    »Und dann wurde mit Feuereifer gegraben.«
    Montebello lachte laut.
    »Das denken Sie! Ganz im Gegenteil. Sie müssen sich die Zeit um 1880 vorstellen. Die Wissenschaft und die Verwaltung waren damals gegenüber den so genannten Laien von

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