Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller
erfahren. Immerhin ist ihr Vater wegen dieser Sache ums Leben gekommen. Aber beruhige dich. Außer mir weiß niemand davon.«
Maria wurde ungeduldig.
»Nun sag schon, was du herausbekommen hast!«
Ein paar Sekunden starrte Robert an die Decke.
»Der Stein ruhet in der dreizehnten Stadt der Toten.«
Maria schaute ihn fragend an.
»Wie bitte?«
»Ich sollte dir doch den Satz sagen, der in dem Text versteckt war. Das ist er.«
»Aber ich verstehe nicht. Was für ein Stein? Was für eine dreizehnte Stadt?«
Robert lächelte.
»Das ist doch ganz einfach. Wir müssen nur diese dreizehnte Stadt finden und den Stein, der da offenbar versteckt ist, und dann kann ich dir präzise sagen, wann ich sterben werde.«
Maria zog die Mundwinkel nach unten.
»Du willst mich auf den Arm nehmen.«
Robert legte seine Stirn in Falten.
»Ich wollte dir damit nur sagen: Ich weiß es auch nicht. Es könnte eine Art Orakelauskunft sein, die man erst deuten muss. Denk doch mal an den König Krösus, der das Orakel von Delphi befragte, ob er das benachbarte Perserreich angreifen solle. Daraufhin offenbarte das Orakel: ›Wenn du den Halys überschreitest, wirst du ein großes Reich zerstören‹. Er griff an und zerstörte ein großes Reich. Es war allerdings sein eigenes.«
Maria lächelte ihn an.
»Du bist doch so ein kluger Kopf. Also, wie könnte der Satz mit dem Stein und der Stadt gemeint sein. Denk nach!«
Robert schüttelte den Kopf.
»Maria, ich habe dir unmissverständlich klargemacht, dass ich in dieser Sache nichts mehr unternehmen werde. Und mit nichts meine ich nichts.«
Maria nahm seinen Kopf zwischen ihre Hände und küsste ihn auf den geschlossenen Mund.
»Ich hätte dich eigentlich längst aus meinem Bett werfen sollen, wenn du nur nicht so unwiderstehlich wärest.«
*
Tage vergingen. Die Hitze war so drückend, dass die Bewohner von Mezzomonte, die es tagsüber nicht unbedingt mussten, erst am Abend ins Freie gingen. Robert saß in seinem verhältnismäßig kühlen Atelier und stellte ein Paket zusammen. Er hatte die Vorarbeiten für sein Spiel »Chaos« abgeschlossen, Konzept und Spielregeln zu Papier gebracht und die Figuren, die jetzt in vier verschiedenen Farben lackiert waren, bei Carlo abgeholt. Alles das würde er jetzt seinem Verleger schicken, und der würde beurteilen, ob das Spiel marktreif war.
Er hatte gerade die Adresse aufgeklebt, als sein Handy klingelte.
»Robert, hier ist Elena. Haben Sie heute schon die Zeitungen gelesen?«
»Nein, hätte ich es sollen?«
»Ich glaube schon. Sie waren doch mit Carlo bei dem Direktor des Museo Etrusco Guarnacci. Bei diesem Umberto Badoglio.«
»Ja, das habe ich Ihnen doch erzählt. Und – was ist mit ihm?«
»Er ist tot!«
»Nanu, er sah doch ganz gesund aus. Ein Herzinfarkt?«
»Nein, kein Herzinfarkt. Er ist ermordet worden. Gestern Nacht, an seinem Schreibtisch im Museum. Ihm wurde aus nächster Nähe ins Herz geschossen.«
Robert wurde blass.
»Dio mio!«
Dann fasste er sich wieder.
»Elena, ich wollte gerade nach Florenz fahren, ich muss ein Paket aufgeben. Hätten Sie in circa einer Stunde Zeit auf einen Kaffee? Ich muss Ihnen etwas sagen.«
*
Wer jemals auf einer italienischen Post ein Paket aufgegeben hat, weiß, dass er viel Zeit mitbringen muss. Robert hatte das Glück, am Schalter eine gut aussehende Mittvierzigerin vorzufinden, die er spielend um den Finger wickelte. Insofern schaffte er es, zur verabredeten Zeit im »Café Bellini« zu sein.
Elena war bereits dort. Sie reichte ihm einen aus der Zeitung herausgerissenen Artikel. Robert überflog ihn.
»› ... prüft die Polizei zurzeit, welche Gegenstände nach dem Mord an Umberto Badoglio aus dem Museum entwendet wurden.‹«
Robert schüttelte den Kopf.
»Sie sind also immer noch da.«
Elena schaute ihn verständnislos an.
»Wie? Hängt das mit dem zusammen, was Sie mir sagen wollten?«
»Nein, das war so eine Art Selbstgespräch. Das, was ich Ihnen sagen wollte, sollten Sie eigentlich schon früher erfahren. Aber dann ist Angelo Frescobaldi in unser Gespräch geplatzt. Was macht der eigentlich?«
Elena seufzte.
»Er ist schon seit zwei Wochen in Rom. Es geht wohl um ein größeres Geschäft. Er ruft mich fast jeden Tag an, und neulich hat er mir Blumen geschickt.«
»Ach ja? Das schlechte Gewissen?«
Elena schüttelte den Kopf.
»Mag sein. Aber er bemüht sich wirklich sehr um mich, ohne dabei aufdringlich zu sein. Und ich muss sagen, der Aufenthalt im Hause
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