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Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller

Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller

Titel: Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Dieckmann
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einer unglaublichen Arroganz. Die gelehrten Herren lehnten alle Theorien Falchis ab. Sie beharrten darauf, Vetulonia habe direkt am Meer gelegen. Aber Falchi konnte sie widerlegen. Sie hatten nämlich eine Kleinigkeit übersehen: Bei Colonna di Buriano hatte in der Antike der große Salzsee Lacus Prilius gelegen, und von diesem gab es zu dieser Zeit einen direkten und schiffbaren Zugang zum Meer. Trotzdem dauerte es noch vier Jahre, bis die Behörden eine Grabungserlaubnis erteilten. Falchi sollte Recht behalten. Er fand tatsächlich die Überreste der zwölften Etruskerstadt. Und bis zu seinem Tod im Jahre 1914 machte er noch viele erstaunliche Funde ...«
    Robert unterbrach ihn.
    »Könnte es sein, dass es über die zwölfte Stadt hinaus ...«
    Unterdessen hatte Montebello auf seine Uhr geschaut. Die alte Nervosität kehrte zurück.
    »O Madonna, ich hätte längst weg sein sollen! Nach der Ausstellungseröffnung können Sie mir gern weitere Fragen stellen. Aber jetzt muss ich los!«
    Er sprang auf und raffte ein paar Papiere zusammen.
    Robert stand ebenfalls auf.
    »Eine Bitte: Meine Kollegin hat Ihre unglaubliche Sammlung von etruskischen Urnen noch nie gesehen. Sie ist Kunsthistorikerin. Dürfen wir noch kurz einen Blick darauf werfen?«
    Montebello stand schon in der Tür.
    »Werfen Sie, werfen Sie. Ich sage am Empfang Bescheid, dass Sie noch da sind.«
    Dann rannte er mit merkwürdig hüpfenden Bewegungen den Flur entlang und war verschwunden.
    Elena lachte.
    »Ein komischer Kauz. Aber sehr gebildet und interessant.«
    Robert war bereits auf dem Flur.
    »Kommen Sie, Elena, das müssen Sie sich ansehen.«
*
    Der Mann am Steuer des Alfa Romeos, der auf der Schattenseite der Via Don Minzoni parkte, zog den Rauch seiner filterlosen Zigarette tief ein.
    »Die Alte scheint die Letzte gewesen zu sein. Sie hat jedenfalls abgeschlossen. Wollen wir rein?« Der Sizilianer, der mit einem weiteren Mann auf dem Rücksitz saß, schüttelte den Kopf.
    »Wir warten, es ist noch zu hell.«
*
    Langsam schritten sie durch den Saal mit Hunderten von Sarkophagen, Urnen und den Grabbeigaben aus Tuffstein, Tonerde und Alabaster.
    Robert streckte den Arm aus.
    »Sehen Sie, da steht die weltberühmte Urne mit der Skulptur des Ehepaares auf dem Deckel, ›Gri Sposi‹ genannt. Die fehlt in keinem Geschichtsbuch. Und dahinten steht die Bronzestele ›Ombra della Sera‹, der Abendschatten, sieht aus wie eine moderne Plastik von Giacometti.«
    Elena fröstelte nicht nur wegen der Klimaanlage.
    »Meine Güte, das ist zwar kunsthistorisch wahnsinnig interessant, aber irgendwie auch ein bisschen unheimlich. Wir beide hier allein mit dem Jenseits. Manchmal denke ich, dass es moralisch gar nicht zu rechtfertigen ist, diese höchst intimen Details aus dem Leben und Sterben von Menschen auszugraben und auszustellen. Aber wissenschaftlich gesehen ...«
    Sie dachte einen Augenblick nach und blickte sich um.
    »Das alles erinnert mich doch sehr an die alten Ägypter, dieser fast verschwenderische Totenkult.«
    Robert nickte.
    »Die Ägypter hatten ja auch eine andere Auffassung von Leben und Tod. Bei den Etruskern scheint es ähnlich gewesen zu sein.«
    Elena blieb stehen.
    »Sie sagen es. Während für uns der Tod etwas Endgültiges, Schreckliches ist, war das bei diesen Völkern ganz anders.
    Ich will nicht sagen, sie freuten sich auf den Tod, aber sie fürchteten ihn auch nicht. Sie waren neugierig auf die andere Welt, in die sie hinübergingen. Und weil die Lebenden nicht wussten, wie es auf der anderen Seite zuging, haben sie den Verstorbenen vorsichtshalber alles so eingerichtet, dass es ihnen an nichts mangelt. Um das mal völlig unwissenschaftlich auszudrücken.«
    Robert lächelte.
    »Das haben Sie sehr schön gesagt. Ach übrigens, ich habe Ihnen noch immer nicht verraten, welche Botschaft ich aus der vierten Schriftrolle herausgefiltert habe.«
    Elena schnippte mit den Fingern.
    »Wie konnte ich das vergessen? Aber das ist alles so faszinierend hier. Nun sagen Sie schon!«
    »Der Stein ruhet in der dreizehnten Stadt der Toten.«
    Elena schaute Robert sekundenlang an. Dann richtete sie den Zeigefinger der rechten Hand in die Höhe.
    »Darum wollten Sie Montebello vorhin fragen, ob es noch eine dreizehnte Stadt gibt!«
    Plötzlich ging das Licht aus, und eine Art Notbeleuchtung erhellte die Räume schwach. Robert grinste und schaute dabei auf seine Armbanduhr.
    »Kluges Kind. Wir sollten jetzt gehen, die Frau am Eingang hat wahrscheinlich

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