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Das Geheimnis der versteinerten Traeume

Das Geheimnis der versteinerten Traeume

Titel: Das Geheimnis der versteinerten Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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hatte er die Chance das Traumtor zu öffnen und ihnen auf diesem Weg zu entkommen. Und was, wenn es schon offen war und sich gerade schloss? Dann würde er im Reich der ungeträumten Albträume landen.
    Er legte den Kopf in den Nacken und suchte die von Sprüngen überzogene Kristallkuppel ab. Rechts vom Scheitelpunkt brach gerade ein großes Stück des Daches ein. Der gute Dalmud hatte gesagt, im Innern des Hauses wirkten keine Formerkräfte. Ob das immer noch galt, jetzt, wo die Kristallstruktur bereits an vielen Stellen zerstört war? Mark seufzte. »Was soll’s!«
    Wie vom Katapult geschossen schnellte er nach oben. Diese neue Art der Fortbewegung hatte er in Illúsion gelernt. Mittlerweile war er ein richtiger Meisterflieger. Ohne im Geringsten anzuecken, sank er durch das Loch. Nervös blickte er in die Quellhalle. Würde er wie ein Stein in die Tiefe stürzen?
    Nein. Seine Vermutung bestätigte sich. Die stark beschädigte Kristallkuppel lenkte die Traumenergie nicht mehr nach draußen. Eilig schwebte er zu Boden.
    Der runde Raum war mit Splittern übersät. In der Nähe der Traumquelle entdeckte er vier verstümmelte Hyänenschweine. Einem fehlte sogar der Kopf. In einer Blutlache lag Orla, ihre Hand hielt ein gewaltiges Schwert.
    Er landete wenige Schritte neben dem blutigen Schauplatz. Der Kristalldom erzitterte gerade unter einer mörderischen Erschütterung. Für einen Moment war Mark zu entsetzt, um einen
klaren Gedanken zu fassen. Wie oft hatte er versucht, dieses Mädchen zu beeindrucken! Leider war Orla gegen seine Annäherungsversuche resistent. Und jetzt war sie tot …
    Ihm stockte der Atem. Bildete er sich das nur ein, weil hier alles bebte, oder hatten eben ihre Wimpern gezittert? Sein Blick wanderte zum Gewölbe. In Hunderten von Kristallfacetten sah er, wie ein weiteres Haltetau riss. Er ignorierte die Alarmglocken in seinem Kopf, die ihn zur Flucht antrieben, rannte zu dem Mädchen und griff unter dessen Achseln.
    Ein Grauen erregendes Geräusch von oben ließ ihn erschrocken aufblicken. Um das große Loch im Kuppeldach herum waren unzählige Splitter abgebrochen und regneten als tödlicher Schauer genau auf ihn und Orla herab. Du bist ein Wassermann! , blitzte es durch Marks Kopf. Er sah zum Traumquell hinüber.
    Gedankenschnell formte er aus dem Wasser eine Welle und fegte damit sämtliche Scherben wie mit einem Besen zur Seite.
    Orla schlug die Augen auf. Sie wirkte verwirrt. »Mark?«
    Er grinste. »Hast du Lust auf einen kleinen Rundflug?«
    Mit zusammengebissenen Zähnen hievte er sie weit genug hoch, um ihren Körper von hinten ganz zu umfassen. Dann hob er mit ihr vom Boden ab. Quälend langsam! Sie war überraschend schwer, was wohl nicht allein an dem Schwert lag, das sie partout nicht loslassen wollte. Dalmud hatte gesagt, in Illúsion beeinflusse die Wesensart das Körpergewicht. Charakterliche Leichtgewichte wögen im Extremfall kaum mehr als eine Feder. Orla gehörte jedenfalls nicht dazu. Ächzend wuchtete Mark sie immer höher hinauf. Die gezackte Öffnung im Dach, die ihm zuvor Zugang verschafft hatte, war zum Glück größer geworden.
    Plötzlich kam ihm die zerborstene Kuppel entgegen. Die restlichen Haltetaue mussten gerissen sein. Der Kristall stürzte wie ein Stein nach unten und geriet zugleich ins Kippen.

    Mark schrie.
    Die rasiermesserscharfen Ränder des Loches rasten auf ihn zu. Er korrigierte die Flugbahn. Zu spät. Sein linker Arm schrammte an der Bruchkante entlang. Als der Schmerz ihn durchfuhr, entglitt ihm fast das Mädchen. Er kniff die Augen zusammen und packte mit der Rechten umso fester zu.
    Die zwei schossen durch das Loch ins Freie. Im selben Moment zerbarst der Dom unter ihnen in einer gigantischen Splitterwolke.

R efi Zul schrie voll unbändigen Zorns, als Leo das Vogel-Augen-Symbol zerbrach. Erst das verschüttete Traumtor und nun das! Gerade hatte er noch vor seinem Traumauge die Szene in der verfallenen Brauerei gesehen und plötzlich war der Vorhang gefallen – so wie in dem Kinosaal unter ihm. Dieser Leonidas war unberechenbar. Allmählich entwickelte sich der junge Traumwandler zu einer echten Plage.
    Der König schluckte eine Schlafpastille, obwohl er diese hasste. Leider war er außerhalb Illúsions im wachen Zustand nur ein gewöhnlicher Mensch. Wie jeder Traumwandler brauchte er den Schlaf, um die Welt nach seinem Willen zu formen. Die Dreistigkeit des jungen Leonidas hatte Zul so in Rage gebracht, dass die Luzide länger als gewöhnlich

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