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Das Geheimnis der versteinerten Traeume

Das Geheimnis der versteinerten Traeume

Titel: Das Geheimnis der versteinerten Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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um und lief in Richtung Ausgang davon.
    Endlich erreichte Leo die Drusenkammer. Für einen so kleinen Raum herrschte darin ein beachtliches Durcheinander. Zuerst fielen ihm der illúsische König und seine Geisel auf. Ein weißgraues Netz, das zu leben schien, hatte sich um sie herumgewickelt. Benno ächzte und zappelte verzweifelt, vermochte sich aber kaum zu bewegen. Zul hatte gerade seine Hand freibekommen und zog unter einem aufgespießten Hyänenschwein einen Dolch hervor. Links von den Gefesselten lag noch ein pelziger Krieger. In seiner Brust stak ein schmelzender Speer – vermutlich aus Eis. Verhinderten die Kristalle, dass die Leichen sich
in roten Glitzerstaub auflösten? Drei weitere Wächter drückten sich an die gewölbten Seitenwände und starrten auf den Sturzbach, der im hinteren Drittel niederprasselte. In der schäumenden Gischt waren Schemen zu sehen.
    Gebannt beobachtete Leo, wie die zwei Gestalten näher kamen. Ihre geduckte Haltung verriet Kampfbereitschaft. Die rechte schien unbewaffnet, die andere hielt ein großes Schwert in den Händen. Mit der senkrecht gestellten Klinge signalisierte sie die Absicht, sofort zuzuschlagen. Obwohl er nur schemenhafte Silhouetten sah, meinte er die beiden zu erkennen. War das möglich? Oder spielten ihm seine geschundenen Nerven einen Streich? Der Anblick löste einen Sturm von Gefühlen in ihm aus. Sein Herz schlug ihm wild in der Brust.
    »Orla ?«, hauchte er.
    »Leo!«, hallte ihre Stimme durch die Kammer. Mit einem großen Schritt trat sie aus dem Traumtor. Neben ihr erschien Mark Schröder. Er trug einen blutigen Verband am linken Oberarm. In der Rechten hielt er einen Eisspeer, der im sprudelnden Wasser nicht zu sehen gewesen war.
    »Tötet sie!«, rief Refi Zul. Er hatte mit seinem Dolch mittlerweile eine Anzahl von Spinnweben durchtrennt. Binnen Kurzem würde er sich ganz aus dem lebenden Netz befreit haben. Dessen erlahmender Widerstand gab auch Benno mehr Bewegungsspielraum. Er biss dem König in die Hand. Zul schrie und versetzte ihm mit dem Messerknauf einen Schlag an die Schläfe. Der Rotschopf erschlaffte.
    Die drei Hyänenschweine wagten sich aus der Deckung, jetzt, da sich ihre Kontrahenten als Halbwüchsige entpuppt hatten. Mit erhobenen Streitäxten stellten sie sich vor ihren Anführer.
    Orla stieß einen gellenden Schlachtruf aus und stürzte sich mit wirbelnder Klinge auf den erstbesten Wächter. Der war offensichtlich
ein erfahrener Krieger und wehrte ihren wütenden Vorstoß mit seiner schweren Waffe mühelos ab.
    »Drei gegen zwei ist unfair«, knurrte Leo. Er drehte sich kurz um – der Gang hinter ihm war leer, Durs Huber längst über alle Berge – und lief mit wildem Gebrüll in die Druse.
    Gerade schwang eine der Kreaturen ihre Axt gegen Mark. Der parierte den Hieb mit seinem glasklaren Speer, welcher unter der Wucht des Schlages zu Bruch ging. Ein Splitter bohrte sich in den Arm der Bestie, die ihrerseits den Hals ihres Gegners verfehlte. Sie brüllte auf, wechselte ihr Kampfgerät in die andere Klaue und holte abermals aus.
    Über die am Boden liegenden Körper hinweg rammte Leo dem Hyänenschwein die Spitze seiner Hellebarde zwischen Schulter und Brustpanzer in den Leib. Als die Kreatur dem Stoß reflexhaft auszuweichen versuchte, verfing sich der Reißhaken in ihrem Harnisch. Und ehe Leo sich’s versah, stand er ohne Waffe da.
    Er stieß seinen sichtlich geschockten Mitschüler in die Seite. »Wach auf, Kumpel! Hilf Benno und sorg dafür, dass der König uns nicht entwischt!« Mark blinzelte, dann bückte er sich nach einem Bruchstück des zerborstenen Speers.
    Unterdessen wandte Leo sich Orla zu, die zwischen zwei Hyänenschweinen eingekeilt war und mit wilder Miene ihre mächtigen Axthiebe abwehrte. Das Klirren der aufeinandertreffenden Klingen übertönte sogar das Rauschen des Wasserfalls. Irgendwie musste er ihr helfen. Um nichts auf der Welt wollte er sie ein zweites Mal verlieren. Weil er mit seinen traumwandlerischen Begabungen in der Kristallkammer nicht viel ausrichten konnte, griff er nach dem Einzigen, das ihm zur Verteidigung noch geblieben war: dem eisigen Stachel der Igelratte.
    Bislang hatte sich Orla tapfer geschlagen. In ihren Händen
wurde Ariki zum todbringenden Fluch. Gerade wich sie einem neuerlichen Axthieb aus und das Schwert wirbelte wie ein Propeller durch die Luft. Das Hyänenschwein verlor dabei die Waffenhand. Quiekend taumelte es von der wütenden Furie weg und verschwand im

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