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Das Geheimnis der versteinerten Traeume

Das Geheimnis der versteinerten Traeume

Titel: Das Geheimnis der versteinerten Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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blieb das Wort im Halse stecken, als unvermittelt ein Schrei durch die Druse hallte.
    Drei Augenpaare blickten zu der Stelle, wo eben noch Refi Zul und seine Geisel gelegen hatten. Sie war verlassen. Der Illúsier hatte die Ablenkung durch die dramatischen Ereignisse genutzt und war trotz der gefesselten Beine still und heimlich mit seinem besinnungslosen Anhängsel zum Traumtor gekrochen. Benno musste zu sich gekommen sein, als sein Kopf in den herabstürzenden Sturzbach getaucht war. Jetzt schrie er wie am Spieß und zerrte an den elastischen Spinnweben. Es gelang ihm, sich von Zul zu lösen, doch die Fäden klebten wie Kaugummi an den beiden, wodurch sie weiterhin verbunden blieben.
    Orla erhob sich, deutete auf den Wasserfall und rief: »Seht
Ihr nicht die trübe Gischt, König? Bleibt hier! Das Tor schließt sich.«
    Zu Leos Überraschung hielt der Illúsier sofort inne. Sein dunkles Haupt schob sich aus dem Wasser. Zornig funkelte er das Mädchen an, das gerade sein Schwert Ariki aus dem toten Wächter zog.
    Sie richtete die Spitze auf Zul. »Dies ist das alte Schwert von Illúsions Gerichtsbarkeit. Unterwerft Euch ihm und lebt. Andernfalls werdet Ihr in Inférnia enden.«
    »Das wäre auch der Untergang von Illúsion«, schrie er in hilflosem Zorn.
    »Dann kommt und rettet Euer Reich!«
    Trotz der Fesseln schaffte es der König, sich aufzurichten. Er hoffte wohl der unheilvollen Gischt so schneller zu entkommen. Hinderlich war nur sein Anhängsel, das wie verrückt mit den Beinen strampelte. Mit zusammengebissenen Zähnen zerrte der Illúsier den scheinbar wahnsinnig gewordenen Jungen hinter sich her. Zentimeterweise schleppte er sich aus dem Sturzbach. Zu Leos Erleichterung kämpfte sich endlich auch sein Freund auf die Füße. Noch war er allerdings im Wasserfall, als dieser sich jäh in einen Wirbel verwandelte. Das Rauschen veränderte sich. Es klang zunehmend wie das Pfeifen eines wilden Sturms.
    »Benno, beeil dich!«, rief Leo.
    »Zul ist ein gemeiner Mörder! Er hat meinen Lupo umgebracht«, kreischte der Rotschopf. Seine Gestalt war in dem dunklen Gewölk nur schemenhaft zu erkennen.
    »Komm endlich da heraus, du Narr!«, brüllte Zul. Er bückte sich nach dem Bündel Spinnweben, das ihn mit dem Jungen verband, wohl um diesen mit Gewalt in die Drusenkammer zu ziehen.
    Plötzlich schnellte eine einzelne Schlinge aus dem finsteren
Wirbel, legte sich um Zuls Hals und straffte sich. Vorgebeugt, wie er dastand, wurde er buchstäblich auf dem falschen Fuß erwischt. Er verlor das Gleichgewicht und kippte ins Tor zurück.
    Schreie hallten durch die Druse. Leo konnte nicht fassen, was sein Freund da tat. Für einen Hund warf er sein Leben weg? Orla und Mark waren kaum weniger entsetzt. Zul sah sich wohl schon in den Schrecken von Inférnia. Und Benno heulte vor wahnsinniger Freude, weil er seinen Peiniger mit sich ins Verderben stürzte.
    Ihr Kampf dauerte nicht lang. Nur einmal noch tauchte Refi Zuls Arm aus dem Dunkel des sich schließenden Tores auf. Dann riss der tosende Wolkenschlund ihn und seinen rothaarigen Scharfrichter mit sich. Die beiden wirbelten in dem Mahlstrom immer schneller herum und verwandelten sich in mumienhafte Wesen. Inférnia verschluckte sie und alles Licht. Das finstere Gewirbel löste sich auf und in der Drusenkammer wurde es totenstill.

G edankenversunken betrachtete Leo die Pillendose, mit der seine Finger unablässig spielten. Benno musste sie Huber abgenommen haben, als der den Ohnmachtsanfall markiert hatte. Nur eine einzige Schlafpastille war übrig geblieben. Am liebsten hätte Leo sie sofort geschluckt, um endlich Ruhe zu finden. Die Sorge um seine Freunde war für ihn schlimmer als die körperliche Erschöpfung. Seit dem Kampf in der Drusenkammer hatte er höchsten drei Stunden geschlafen. Traumlos.
    Erst vor ein paar Minuten war er aufgewacht. Er fühlte sich immer noch ausgebrannt. Seine Gedanken kreisten ständig um den armen Benno und um Osmund. Es war nicht einmal ein Notarzt ins Schloss gekommen. »So kurz vor dem Weltuntergang lohnt die Mühe nicht. Wir wollten sowieso gerade nach Hause gehen«, hatte die Rettungsleitstelle am Telefon lapidar geantwortet.
    Sehnsüchtig blickte Leo zur Tür und hoffte, dass Orla bald wiederkam. Gerade jetzt brauchte er sie. In ihrer Nähe fühlte er sich weniger hilflos. Sie wolle nur kurz vorbeischauen, um sich zu erkundigen, wie es ihm gehe und um ihn auf den neuesten Stand zu bringen, hatte sie gesagt, nachdem er von ihrem

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