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Das Geheimnis der versteinerten Traeume

Das Geheimnis der versteinerten Traeume

Titel: Das Geheimnis der versteinerten Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Wasserfall.
    »Achtung!«, rief Leo, weil schon wieder der andere Wächter zum Schlag ausholte.
    Orla duckte sich. Das Beil zischte über ihren Kopf hinweg. Plötzlich stolperte sie.
    »Töte sie!«, brüllte Refi Zul, obwohl Mark bei ihm kniete, ihn inzwischen entwaffnet hatte und ihm den Dolch an den Hals hielt.
    Mit einem Schrei der Verzweiflung sprang Leo von hinten den Wächter an stieß ihm den Rattenstachel in den Hals, genau in das entblößte Vogel-Augen-Symbol. Das Hyänenschwein bäumte sich kreischend auf und warf ihn ab. Während er durch die Luft flog, stach Orla mit Ariki zu. Keuchend landete Leo auf dem Rücken und sah voller Entsetzen, wie die Schwertklinge am Hinterteil der Kreatur wieder austrat. Hinge er noch an ihren Schultern, wäre er gleich mit aufgespießt worden. Sie kippte nach vorne und begrub das Mädchen unter sich.
    »Könnte mir vielleicht jemand helfen, den lausigen Bettvorleger loszuwerden?«, keuchte Orla.
    Ächzend wälzte Leo sich herum. Dabei trafen sich die Blicke von ihm und Mark. Der kniete nach wie vor bei dem König und Benno und drückte Ersterem das Messer an die Kehle. Das Netz bewegte sich nicht mehr. Offenbar hatte Zul es mit dem Dolch getötet, als er seinen Oberkörper daraus befreite. Der Rotschopf war immer noch besinnungslos. Mit freigestrampelten Beinen hing er wie eine verhedderte Marionette in den Fäden.
    »Ich hab alles unter Kontrolle«, rief Mark grinsend. »Geh
schon zu deinem Mädchen. Ihr müsst mir nachher nur beim Auspacken helfen.«
    Leo stemmte sich hoch, lief zu Orla und griff nach dem Harnisch des toten Hyänenschweins. Mit vereinten Kräften wälzten sie es von ihr herunter. Er erschrak.
    »Du bist voller Blut.«
    »Ist nicht von mir«, antwortete sie und streckte ihm die Hand entgegen. »Nur mein Knochengestell ist etwas zerdellt. Hilfst du mir mal?«
    Er zog sie auf die Beine.
    Sie fiel ihm um den Hals und drückte ihre Wange an die seine.
    Ihren lebendigen warmen Körper zu spüren, tat ihm unendlich gut. »Ich dachte, du wärst tot«, sagte er mit bebender Stimme. Jetzt, wo die unmittelbare Bedrohung abgewendet war, spielten seine Nerven verrückt. Tränen liefen ihm über die Wangen und er konnte nichts dagegen tun.
    »Mir ist’s auch so vorgekommen. Ich habe dich so vermisst, Leo. Halt mich fest.«
    »Tue ich das nicht gerade?« Er spürte, wie sie zitterte, und drückte sie noch inniger an sich.
    »Es tut mir so leid. Bist du mir böse?«
    »Ich wüsste nicht, weshalb.«
    »Meine Worte im Haus des Illúsischen Rates. Du hattest recht. Ich wollte es zerstören. Aber dir sollte nichts passieren. Deshalb war ich so abweisend zu dir.«
    »Falls hier einer um Verzeihung bitten muss, dann bin ich das. Freunde vertrauen einander, auch wenn sie den anderen mal nicht verstehen. Ich hätte dir keine falschen Beweggründe unterstellen dürfen.« Er deutete mit dem Kopf zu Mark. »Hat die Bohnenstange dich gerettet? Ich habe nämlich gesehen, wie der
Kristallpalast eingestürzt ist, während du mitten unter den toten Hyänenschweinen gelegen hast.«
    »Ja. Du solltest dich bei ihm entschuldigen.«
    »Wird gleich erledigt. Ich mach mir nur Sorgen, ob wir sicher sind. Wegen der Schweine, meine ich. Zul hatte genau ein halbes Dutzend Leibwächter bei sich. Ich sehe aber nur vier Kadaver. Eines hat sich durchs Tor verabschiedet. Wo ist die Nummer sechs?«
    »Die sortiert jetzt irgendwo in Illúsion ihre Knochen. Als die Quelle den Erdrutsch weggespült hat, ist das Biest wie ein Torpedo an uns vorbeigeschossen.«
    »Das Tor müsste sich gleich schließen. Dann wäre auch diese Gefahr gebannt.«
    »Keine Sorge, der eingesaugte Wächter dürfte fürs Erste die Lust an Kampfspielen verloren …«
    Ein ohrenbetäubendes Brüllen ließ Orla verstummen. Jeder in der Drusenkammer blickte zum Eingang. Dort stand ein Hyänenschwein mit einer Streitaxt und starrte aus blutunterlaufenen Augen den Jungen und das Mädchen an, die sich noch immer in den Armen hielten.
    »Hab ich euch nicht versprochen, dass wir uns wiedersehen ?«, knurrte Galf. Kein Zweifel, es handelte sich um denselben Wächter, der Leo vor anderthalb Wochen durch das Drusentor verfolgt und ihn verletzt hatte und anschließend vor dem illúsischen Mädchen geflohen war. Die Bestie duckte sich zum Sprung.
    Orlas Blick suchte nach einer Waffe. Ihr Schwert und der Igelrattenstachel staken im Körper des toten Kriegers – so nahe und doch unerreichbar fern.
    »Wo hast du dich die ganze Zeit über

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