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Das Geheimnis der versteinerten Traeume

Das Geheimnis der versteinerten Traeume

Titel: Das Geheimnis der versteinerten Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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»Fängst du schon wieder damit an! Ich kenne diesen Zul überhaupt nicht.«
    In diesem Moment tat sie etwas Verrücktes. Sie beugte sich vor und sog tief die Luft ein, während sie ihre Nase ungefähr von Leos Brustbein aufwärts bis zu seinem Mund bewegte. Er kam sich vor wie in einem Werbespot für ein billiges Herrenduftwasser. Was das sollte, wusste er nicht. Sie roch jedenfalls noch genauso gut wie vor drei Tagen. Ihr Verhalten verwirrte ihn. Bei seiner Schüchternheit kam er anderen Mädchen selten so nahe. »Kann ich dir irgendwie helfen?«, erkundigte er sich.
    Sie trat einen halben Schritt zurück und musterte ihn in einer Weise, mit der sie im Spot nicht viele Kunden gewonnen hätte. Nachdem ihr Blick ihn wie ein Computertomograf durchleuchtet hatte, sagte sie: »Ich glaube dir.«
    Er blinzelte. »Was?«
    »Du riechst nicht wie ein Verräter.«
    »Ist das ein Freispruch erster Klasse? Klingt richtig nett aus deinem Mund.«
    »Versuchst du mich anzubaggern?«
    »Käme mir nie in den Sinn.«
    »Dann ist gut.«
    »Ich kann drauf verzichten, dass dein Freund mich massakriert, zerstückelt und meine Leichenteile den Fischen im See zum Fraß vorwirft.«
    »Welcher Freund?«
    »Mark Schröder. Unser Flügelleiter. Der Typ hält sich für deinen Bodyguard.«

    Sie lachte. »Mark ist ein Hornochse, der an Rinderwahn leidet. Ich habe ihn mindestens hundert Mal abblitzen lassen.«
    »Da bin ich aber beruhigt.«
    »Wieso?«
    »Äh … Weil du was Besseres verdient hast.«
    Sie musterte ihn streng. »So jemanden wie dich meinst du?«
    »Das habe ich nicht gesagt.« Konnte sie seine Gedanken lesen?
    Ein kleines Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. »Du wirst mich wahrscheinlich gleich für verrückt erklären.«
    »Jetzt erst? So ein abgedrehtes Mädchen wie dich habe ich noch nie kennengelernt.«
    »Ich bin Exilantin.«
    »Wusste gar nicht, dass es aus Wales auch politische Flüchtlinge gibt.«
    »Wieso Wales?«
    »Oder Irland?«
    »Was redest du da für einen Stuss?«
    »Benno hat gesagt, du kommst von da.«
    »Der Intelligenzallergiker redet viel, wenn der Tag lang ist. Ich stamme aus Illúsion.«
    »Nie gehört. Liegt das auf den Britischen Inseln…?« Mit einem Mal verschlug es Leo die Sprache. Er riss die Augen auf. »Sagtest du gerade Illúsion? Dabelstein hat den Namen erwähnt. Er meinte ein Schlafverwandler habe diese Welt erschaffen. Der ›Handwerker‹ … Wie hieß der noch gleich?«
    »Timaios.« Orlas Miene verdüsterte sich. »Das ist lange her. Meine Heimat wird seit undenklichen Zeiten von Refi Zul regiert.«
    »Deine Heimat«, wiederholte er tonlos. Glaubte sie wirklich, was sie da redete?
    Orla nickte. »Das Reich der ungeträumten Träume.«

    »Ach ja! Alles klar. Du hast recht. Ich halte dich für verrückt. Ehrlich gesagt bist du mir von Anfang an ein bisschen außerirdisch vorgekommen.«
    »Was denn nun? Am Montag sagtest du, ich sei ein normaler Mensch.«
    »Und du hast geantwortet: ›Es hat sich schon mancher geirrt. ‹« Leo fasste sich an die Stirn. »Ich glaub, ich spinn. Du lebst tatsächlich in dieser Rolle. Wie hast du das im Foyer hingekriegt, bei der Trophäensammlung? War das dein … richtiger Körper?«
    »Ich bin kein Alien, falls du das denkst. Ich habe dich in meinem Traumkörper beobachtet. Ist praktischer, wenn man durch Wände gehen kann. Dass du mich entdeckt hast, finde ich freilich … seltsam. Der Traumkörper ist eigentlich nur für das Traumauge sichtbar.«
    »Also, ich war definitiv wach. Wie ist so was möglich?« Leo erinnerte sich an Bennos Kettenanhänger, an das Vogel-Auge im Zentrum des Symbols aus Dreieck und Kreis. Und nun sprach auch Orla davon.
    Sie wölbte die Unterlippe vor. »Es bedeutet entweder, dass du ein ziemlich außergewöhnlicher Schlafverwandler oder ein Traumgeborener bist.«
    Leo schnappte nach Luft. »Etwa wie die Seejungfer? Jetzt mach aber mal halb lang! Meine Eltern sind aus Fleisch und Blut.«
    »Bist du dir sicher?«
    »Darauf antworte ich erst gar nicht«, antwortete er spitz.
    »Also gut, das finden wir noch heraus.«
    »Wir?« Er schüttelte den Kopf. »Orla, du bist ein Mädchen, das…« Er hob hilflos die Schultern. Irgendwie brachte er es nicht fertig, ihr zu sagen, wie atemberaubend er sie fand. »Was ich dir erklären möchte, ist, dass du eine ganz tolle … Frisur hast.« Am liebsten hätte er sich für seine Feigheit geohrfeigt.

    »Und?«
    »Deine Augen sind übrigens auch toll.«
    »Leo, worauf willst du hinaus?«
    Er

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