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Das Geheimnis der versteinerten Traeume

Das Geheimnis der versteinerten Traeume

Titel: Das Geheimnis der versteinerten Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Uniformierten und bat sie, auf dem Gang zu warten. »Bitte setz dich doch«, forderte sie Leo danach auf.
    Ihm war nicht nach Sitzen zumute. Trotzdem hütete er sich, der Staatsgewalt zu widersprechen.
    Die Kripobeamtin deutete auf ihren Kollegen, einen birnenförmigen Mittvierziger mit Halbglatze, Hornbrille, schwarzer Hose, Jeanshemd und zerknittertem Sportsakko. »Das ist Kriminalhauptkommissar Bernd Walther.«

    »Welchen Deliktes klagen Sie mich an?«, fragte Leo. Den Satz hatte er einmal in einem Krimi gelesen.
    »Im Moment wollen wir dir lediglich ein paar Fragen stellen. Reine Routine.«
    Diese Floskel hatte im selben Buch gestanden. »Und worum drehen sich die Fragen?«
    »Möchtest du etwas trinken?«
    »Eine Cola mit zwei Eiswürfeln wäre nicht schlecht.«
    Kürzer ging zur Tür, öffnete sie und bat einen der draußen postierten Beamten: »Könnten Sie eine Flasche sauren Sprudel und Gläser für uns besorgen?« Danach widmete sie sich wieder dem Verhör.
    »Was hast du heute Nacht getan? So zwischen drei und fünf?«
    »Geschlafen.«
    »Gibt es dafür Zeugen?«
    »Sie meinen das jetzt nicht ernst, oder?«
    »Sehr ernst«, brummte Hauptkommissar Walther mit Leichengräbermiene. Er lehnte mit vor der Brust verschränkten Armen an der Wand und gab sich nicht einmal Mühe, Leo die Beklemmung zu nehmen.
    »Vielleicht war Benno wach und hat mich im Bett gesehen«, antwortete der.
    »Dein Zimmergenosse?«, fragte Kürzer.
    Er nickte.
    Der Streifenpolizist kam mit dem Mineralwasser und den Gläsern herein. Die Kommissarin bedankte sich und wartete, bis der Mann den Raum verlassen hatte. Danach wandte sie sich wieder an Leo.
    »Das mit Benno werden wir prüfen. Wie war dein Verhältnis zu Direktor Dabelstein?«
    War? Das Wort durchzuckte ihn wie ein Stromschlag. Warum
hatte sie »war« gesagt? »Ich glaube normal.« Leo griff zur Flasche und schenkte sich daraus ein. Seine Hände zitterten.
    »Du glaubst?«
    »Er ist hier der Schulleiter. Ich meine, wir spielen nicht miteinander Schach oder zeigen uns unsere Briefmarkensammlung, aber er ist ganz nett – meistens jedenfalls.«
    »Dann gibst du es also zu«, schaltete sich Walther ein.
    »Was?«
    »Dass euer Verhältnis belastet war.«
    Leo fröstelte, trotz des Pullovers. Nervös trank er einen Schluck Wasser. »Wie kommen Sie denn da drauf?«
    »Ein Lehrer hat uns erzählt, dass du und Doktor Dabelstein nicht gerade ein Herz und eine Seele gewesen seid. Du sollst sogar Drohungen gegen ihn ausgesprochen haben.«
    »Das hat Okumus behauptet?«, entrüstete sich Leo.
    Der Kommissar grinste. »Also weißt du, von welchem Vorfall ich spreche?«
    »Ich war nur wütend, weil der Direktor mich runtergeputzt hat. Das ist doch normal, oder?«
    »Da ging es um die bizarren Eskapaden, mit denen du den Schulfrieden gestört hast, nicht wahr?«
    »Bizarre …?« Leo schüttelte den Kopf. Er hatte das Gefühl, im falschen Film zu sein.
    »Darüber habe sogar ich in der Zeitung gelesen«, sagte die Kripobeamtin in umgänglicherem Ton. Sie hatte sich ebenfalls etwas zu Trinken eingegossen und sprach über den Rand ihres Glases hinweg. Ihre Stimme klang merkwürdig hohl.
    »Außerdem bist du in ein Labor eingebrochen und hast Internatseigentum beschädigt«, fuhr Walther mit der Aufzählung der Anschuldigungen fort. »Dafür fliegt man normalerweise von der Schule und so was hängt einem für den Rest des Lebens
nach. Ich will’s mal so ausdrücken: Der Direktor hielt schon das Richtschwert in der Hand und musste dir nur noch den Kopf abhauen. Du hattest also ein Motiv.«
    »Ein Motiv?« Leo wurde eiskalt. »Könnte mir mal endlich einer sagen, was überhaupt passiert ist?«
    Kürzer ließ das Glas sinken, ihre Miene war jetzt so ernst wie die von Walther. »Der Hausmeister hatte heute gegen fünf eine reparierte Schreibtischlampe ins Büro von Doktor Dabelstein zurückbringen wollen. Dabei fand er den Direktor auf dem Boden liegend vor. Er lebte zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr. Aufschluss über die genauen Todesumstände erhoffen wir uns von der Obduktion. Der Notfallarzt tippt auf ein seltenes Gift.«
    Leo hatte das Gefühl von einer Straßenwalze überrollt worden zu sein. »Sie meinen … er ist tot? «
    »Das hat Frau Kürzer doch gesagt«, knurrte Walther.
    »Und Sie denken … ich habe ihn umgebracht?«
    »Wir müssen jeder Möglichkeit nachgehen«, erklärte die Beamtin.
    »Mit Gift …?« Leo schluckte. Ihm war gerade wieder eingefallen, was er unter seiner

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