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Das Geheimnis der versteinerten Traeume

Das Geheimnis der versteinerten Traeume

Titel: Das Geheimnis der versteinerten Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Schuss nach hinten losgeht.«
    »Verstehe ich nicht?«
    »Ist das so schwer zu begreifen? Refi Zul hält dich für gefährlich. Der Overload sollte deine Gabe auslöschen. Stattdessen hat er sie vervielfacht.«
    »Das ist nicht dein Ernst.«
    »O doch! Zuls Handlanger haben Dynamit in deinen Kopf gesteckt und ohne es zu wollen eine Goldader freigesprengt. Dein Unterbewusstsein reagierte sofort auf den Angriff, indem es die DreamCap zerstörte. Jetzt bist du für den König von Illúsion eine noch größere Bedrohung. Meinst du, es ist ein Zufall, dass man dir nach dem missglückten Anschlag einen Mord anzuhängen versucht? Du hast ihnen mit der durchgebrannten Kappe den Beweis geliefert, dass mehr in dir steckt, als der äußere Schein erkennen lässt.«
    »Danke. Ich sehe also aus wie ein Versager.«
    »So hab ich das nicht gemeint. Ich will dich nur beschützen. Und jetzt komm! Die Geheime Schlafpolizei ist für ihr brutales Vorgehen berüchtigt. Verdünnisieren wir uns lieber, ehe sie uns die Hölle heißmachen …« Sie verstummte jäh und griff nach der Hellebarde.
    Leo hatte es auch gehört. Ein Röcheln.
    Seite an Seite gingen die beiden Jugendlichen in den Hauptgang und blickten zur Drusenkammer.
    Der zweite Torwächter hatte es trotz Speers im Leib bis in den Wasserfall geschafft. Während sein Oberkörper bereits in die
Kammer ragte, lag der Rest von ihm noch hinter dem sprudelnden Vorhang. Er wirkte zu Tode erschöpft.
    »Wir müssen ihn aufhalten«, sagte Orla und lief auf das Tor zu.
    Obwohl Leo lieber in die entgegengesetzte Richtung gerannt wäre, wich er nicht von ihrer Seite. »Was willst du tun?«
    »Ihn aufspießen.«
    »Das habe ich schon versucht.«
    »Du warst das? Alle Achtung! Ich werd dir jetzt zeigen, wie man’s richtig macht.«
    Es gab Momente, in denen jagte ihm das Mädchen Angst ein. Dies war so einer davon.
    Kurz bevor sie den Eingang zur Kammer erreichten, schloss sich das Tor, was sich durch eine deutliche Eintrübung des Wassers ankündigte.
    »Halt!«, flüsterte Orla. Sie hatte Leo ihre Hand auf die Brust gelegt, um ihn zurückzuhalten.
    Fassungslos starrte er auf das Hyänenschwein, das wild zu quieken begann. Eine unbändige Kraft zog es zurück in die schäumende Gischt, deren Licht rasch verblasste. Das gequälte Traumgeschöpf klammerte sich mit seinen Pranken einen Moment lang an den Rändern der Öffnung fest. Vergeblich. Das Tor war ein finsterer, tosender Wolkenschlund geworden, der es mit sich riss.
    Flath drehte sich wie von einem Mahlstrom gepackt im Kreis herum. Unter Grauen erregendem Geschrei verwandelte er sich in eine ausgemergelte, noch hässlichere Kreatur. Wenige Augenblicke später verschwand er in einem dunklen Gewirbel, das sich plötzlich in nichts auflöste.
    »Jetzt weißt du, warum ich dich vor dem Drusentor gewarnt habe«, sagte Orla schaudernd. »Das Biest ist nun in Inférnia.«

    »Ich glaube, mir wird schlecht.«
    »Schon wieder?«
    »Wenn ich mir vorstelle, dass mir das Gleiche hätte passieren können … Brrr! « Leo schüttelte sich.
    »Du warst ohne mich drüben?«, fragte sie ernst.
    Er nickte. »Nicht aus Absicht. Ich habe in der Druse gesessen, mir das Funkeln der Kristalle als Himmel voller Sternbilder vorgestellt und auf einmal stand ich im Regen … Im Traumwasserfall, meine ich.«
    Sie holte tief Luft. »Anscheinend brauchst du keine Führerin. Deine Gabe zeigt dir auch so den Weg. Hast du verstanden, was der Schlüssel zum Öffnen des Tores ist?«
    »Geistesblitze?«
    »Könnte man so sagen. Man muss sich etwas Neues ausdenken und es laut aussprechen oder singen. Eine Wortschöpfung, einen Reim oder eine Melodie. Dadurch setzt man eine Kraft frei, die mit der deiner Träume eng verwandt ist: die Energie der Fantasie.«
    »Dann hab ich zufällig genau ins Schwarze getroffen.«
    »Zufällig?« Sie lächelte wissend. »Du wusstest es. Oder hast es gefühlt. Weil du ein mächtiger Traumwandler bist. Lass uns das Tor wieder öffnen und durchqueren, ehe es hier ungemütlich wird.«
    »Gehen wir denn nicht zurück in … meine Welt?«
    Orla schüttelte ernst den Kopf und antwortete leise: »Nicht heute, Leo.« Sie nahm ihn bei der Hand und deutete mit der Hellebarde in die Druse. »Wenn du leben willst, gibt es nur diesen Weg.«

B ei der dritten Durchquerung des Drusentores fühlte sich Leo sicher und geborgen. Er war nicht mehr so ahnungslos wie zuvor. Und er spürte Orlas warme Hand in der seinen – sie ließ ihn die kalte Dusche fast

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