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Das Geheimnis der versteinerten Traeume

Das Geheimnis der versteinerten Traeume

Titel: Das Geheimnis der versteinerten Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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wie einen lauen Sommerregen empfinden.
    Eigentlich war er es, der das Mädchen festhielt, als sie danach zwischen den Kristallsäulen aus dem Traumtor traten. Orla drängte zur Eile. Zwar war von neuen Torhütern nichts zu sehen, doch das könne sich schnell ändern, erklärte sie. Leider löste sie sich dann aus seinem Griff.
    »Und jetzt?«, wollte er wissen.
    Ihre betörenden Augen schienen in seinem Blick nach einer Antwort zu suchen, zu der ihm die Frage fehlte. Unvermittelt wandte sie sich talwärts und lief los. »Wir befreien die Welt von Refi Zul.«
    Mit ihrem abrupten Aufbruch hatte sie ihn auf dem falschen Fuß erwischt. Er stolperte fast über die eigenen Beine, als er ihr hinterherlief. »Deine oder meine?«
    »Unsere.«
    »Ich meinte eigentlich …«
    »Schon klar, was du gemeint hast, Leo. Das Reich der ungeträumten Träume kann nicht getrennt von euch Menschen in der
restlichen Welt existieren. Gäbe es euch nicht, wären weder Illúsion noch Inférnia da. Und ohne Träume würdet ihr früher oder später dem Wahnsinn anheimfallen. Es ist ein Geben und Nehmen. Refi Zul nimmt nur noch. Deshalb muss er abtreten.«
    Leo übersprang ein Rinnsal, das sich ein Stück weiter mit dem Traumwasserbach vereinte. Allmählich kam er ins Schwitzen bei dem Tempo, das Orla vorlegte. Die Luft war ziemlich schwül. Er zog sich den Pullover aus, hängte ihn sich über die Schultern und machte einen Knoten in die Ärmel. »Wenn Zul so mächtig ist und so viel Einfluss hat, werden zwei Halbwüchsige wie wir kaum etwas gegen ihn ausrichten.«
    »Wir sind alles andere als schwach, Leo. In mir vereinen sich die Anlagen von Traumgeborenen und Menschen. Und du bist ein Schlafverwandler, wie es ihn lange nicht mehr gegeben hat.«
    »Anscheinend hat sich meine Gabe hier verändert.«
    »Nein. Sie ist nur geläutert worden.«
    »Was soll das jetzt wieder heißen?«
    »So gut wie jeder versteckt sich hinter einer Maske.«
    »Du meinst, die wenigsten wollen sich so zeigen, wie sie wirklich sind.«
    »Genau. Und viele wissen schlichtweg nicht, welche Talente in ihnen schlummern. Du scheinst mir eine ehrliche Haut zu sein, Leo. Also gehörst du wohl zur zweiten Kategorie: Das Traumwasser hat von dir abgespült, was dein wahres Ich zudeckte.«
    »Klarheit schafft Wahrheit«, murmelte er.
    »Was hast du gesagt?«
    »Ich habe nur laut nachgedacht.« Er deutete auf Orlas Hellebarde, die sie wie einen Wanderstock benutzte. »Der Speer, mit dem ich den Wächter aufgespießt habe, ist vorher ein Stein gewesen. Mit einem einzigen Gedanken habe ich ihn verwandelt. Ich war sogar wach, als mir das passiert ist.«

    »Denken allein nützt nichts. Es sind auch Gefühle, Fantasie und ein starker Wille erforderlich. Wahrscheinlich hast du es dir sehr gewünscht.«
    »Davon darfst du ausgehen. Ich hatte eine Heidenangst.«
    Sie nickte verständnisvoll. »Innerhalb des Illúsischen Kreises ist manches anders als dort, wo wir gerade herkommen. Das liegt an der Traumenergie, die hier jeden Stein und jedes Sandkorn durchdringt. In Illúsion kann alles wahr werden, was in der übrigen Menschenwelt nur in Träumen möglich ist, denn Illúsion besteht aus den ungeträumten Träumen.«
    »Das habe ich inzwischen begriffen – glaube ich zumindest. Dann bin ich jetzt also so was wie ein Zauberer?«
    Sie lachte. »Eher ein Fischer. Stelle dir die ungeträumten Träume wie eine dunkle See vor. Du bist der Junge, der seine Angel auswirft und die prächtigsten Fische herausholt. Aber du weißt nie sicher, wie der Nächste aussehen und wie stark er sein wird. Manche können dich sogar in die Tiefe des Ozeans ziehen. Deshalb gehe hier lieber sparsam mit deiner Gabe um und nutze sie mit Bedacht.«
    Er blieb stehen, warf die Arme hoch und seufzte. »Kann Dabelsteins Tod nicht nur ein düsterer Traum sein? Dann könnte ich einfach aufwachen und der Spuk wäre vorbei.«
    »Es ist sinnlos zu jammern, Leo«, antwortete sie, ohne stehen zu bleiben. »Jemand versucht dir einen Mord anzuhängen. Wir müssen den Verschwörer und seine Helfershelfer entlarven.«
    Er stolperte wieder hinter ihr her. »Ich denke, es sind Okumus und Mark.«
    »Das vermute ich. Gewiss ist das nicht. Wir müssten an den Auftraggeber des Mörders herankommen und ihn fragen.«
    »Du meinst Zul?«

    »Höchstwahrscheinlich. Es könnte auch einer der Statthalter gewesen sein.«
    Leo stöhnte. »Wenn nichts sicher ist, woran sollen wir uns dann halten?«
    »In der Nähe des Traumtores lebt ein

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