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Das Geheimnis der versteinerten Traeume

Das Geheimnis der versteinerten Traeume

Titel: Das Geheimnis der versteinerten Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Orla zusammen, weil sie überraschend stehen geblieben war. Er sah sie fragend an.
    Sie deutete zum Waldrand. Zwischen den Bäumen erschienen
Wesen, die Leo kein bisschen weniger beängstigend fand als die Igelratte oder die Hyänenschweine.
    »Federechsen«, flüsterte Orla. Sie senkte drohend ihre Hellebarde.
    Dieser Begriff beschrieb nur unzureichend, was da auf sie zukam. Die Kreaturen glichen durch ihr Gefieder großen Laufvögeln, hatten aber deutlich kräftigere Beine und einen dickeren Hals als beispielsweise Strauße oder Emus. Aus den drei Fingerknochen ihrer Stummelflügel ragten Krallen. Ihre flachen, geschuppten Schlangenköpfe waren wie Keile, die Nasen nur Löcher, die Pupillen geschlitzt. Mit gespaltenen, sich unentwegt bewegenden Zungen nahmen sie die Witterung der Menschen auf. Um diese herum tauchten aus unterschiedlichsten Verstecken immer mehr Federechsen auf.
    »Was wollen die von uns?«, fragte Leo leise.
    »Das sind Refi Zuls Kettenhunde, Traumgeborene mit einem schlichten Verstand. Er benutzt sie als Gesundheitspolizei.«
    »Als Aasfresser?«
    »Nein, sie beseitigen die ›Krankheitserreger‹ – so bezeichnet der König alle staatsfeindlichen Elemente. Die Viecher jagen mit Vorliebe Rebellen. Ein Biss von ihnen und du stirbst binnen Minuten als Greis – so wie Dabelstein.«
    »Ich bin kein Rebell.«
    »Kannst ja versuchen, ihnen das zu erklären.«
    Unvermittelt löste sich eine der Kreaturen aus dem Verbund und lief laut zirpend auf die zwei zu. Die anderen begriffen das wohl als Signal zur Attacke und stürmten ebenfalls los.
    »Schnell in den Bach!«, rief Orla. Selbiger gurgelte nur wenige Schritte neben den beiden talwärts.
    Hals über Kopf rannte Leo ins Wasser. Dann erst merkte er, dass Orla nicht bei ihm war. Sie hatte lediglich ihre Hellebarde
gesenkt und war wie angewurzelt stehen geblieben. Warum zögerte sie? Hektisch suchte er nach Steinen. Zum Glück war das Bachbett voll davon. Er bückte sich nach zwei handtellergroßen Exemplaren.
    Unterdessen hatte der vordere Angreifer die Illúsierin erreicht. Sein Schlangenhaupt peitschte nach vorn. In einer schnellen Bewegung wich sie zur Seite aus, fuhr mit der Hellebarde durch die Luft und trennte den Kopf der Federechse vom Hals. Während dieser über den Boden kollerte, lief der Rest des Wesens noch einige Schritte weiter und brach am Bachufer zusammen.
    Leo war wie gelähmt vor Schreck. Erst als er sah, wie sich Orla nach unten beugte und mit der Linken eine Handvoll kleine Steine aufklaubte, während unbemerkt in ihrem Rücken schon die nächste Federechse nahte, fiel die Starre von ihm ab. Er musste ihr helfen. Rasch richtete er sich auf, warf einen Kiesel und wünschte sich nichts sehnlicher als einen ganzen Hagel von Speeren.
    Es fehlte ihm wohl noch an Übung. Sein Stein verwandelte sich nur in einen einzigen Wurfspieß. Wenigstens traf dieser sein Ziel und die Kreatur wurde mitten im Sprung aus dem Leben gefegt. Orla fuhr auf und sah ihn erstaunt an. Ihr Dank bestand in einem kurzen Nicken. Zu mehr blieb keine Zeit, denn schon nahten neue Angreifer. Das Mädchen schleuderte die Steinchen wie ein Sämann die Saat. In der Luft formten sich die Geschosse zu Pfeilen und ließen eine ganze Angriffswelle in sich zusammenbrechen.
    »Komm endlich zu mir!«, rief Leo und warf den zweiten Stein. Der verwandelte sich in einen Pfeil und traf eine Federechse, die es auf ihn abgesehen hatte, mitten ins Herz. Als sie umfiel, gab sie den Blick auf die erstarrte Igelratte frei.
    Eine Handvoll Tiere hatten diese umringt und beäugten neugierig
den darin gefangenen Jungen. Als eine der Kreaturen ihre Klauen über den Bauch der Ratte zog, fielen weiße Späne zu Boden. War das Eis? Auch andere Echsen begannen nun an Bennos Panzer zu kratzen. Nicht lange und sie würden zu ihm durchgedrungen sein. Leo erschauderte. Irgendwie musste er seinem Freund helfen und ihm die Viecher vom Hals schaffen.
    Rasch las er weitere Kiesel aus dem Bach. Als sein Blick zu Orla zurückkehrte, konnte er kaum fassen, was er sah.
    Sie war ein tödlicher Wirbelwind. Wer ihr zu nahe kam, wurde von ihrer Hellebarde niedergestreckt. Schritt für Schritt kämpfte sie sich an das Ufer heran. Wenn die nachrückenden Federechsen ihr ein, zwei Sekunden Luft gewährten, sammelte sie Steinchen auf und ließ sie als Pfeilhagel auf die Gegner niederprasseln. Trotzdem wurden es immer mehr Echsen.
    »Das ist ein handfester Hinterhalt«, keuchte Orla. Endlich hatte sie das Wasser

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