Das Geheimnis der Wellen
Mineralwasser bestellt hatte, weggegangen.«
»Wissen Sie noch, wie er aussah?«
»O Gott, vage. Er war weiß und etwa Ende dreißig. Braunes oder dunkelblondes Haar – die Beleuchtung ist eher gedämpft. Lange Haare bis über den Kragen. Die Augenfarbe weiß ich nicht. Über seine Figur kann ich auch nichts sagen, weil ich ihn nur im Sitzen gesehen habe. Er hatte große Hände. Vielleicht fällt mir mehr ein, wenn ich mich konzentriere.«
»Wir könnten ein Phantombild anfertigen lassen.«
»Ja, aber glauben Sie wirklich, dass er der Einbrecher ist?«
»Diese Spur sollten wir auf jeden Fall weiterverfolgen.«
»Tut mir leid.« Sie sah von Eli zu Vinnie. »Daran habe ich gestern einfach nicht gedacht.«
»Deshalb haken wir ja nach«, erklärte ihr Vinnie.
»Keine Ahnung, ob ich euch weiterhelfen kann. Ihr kennt die Beleuchtung im Pub, erst recht, wenn es ein Konzert gibt. Außerdem saß er in der hintersten Ecke, dort ist es noch dunkler.«
»Was hat er zu Ihnen gesagt? Worüber hat er gesprochen?«, fragte Corbett.
»Er hat nicht viel gesagt, nur bestellt. Ich habe gefragt, ob er verabredet ist, weil es an den Wochenenden nicht viele Sitzplätze gibt. Daraufhin hat er einfach nur seine Bestellung wiederholt. Besonders freundlich war er nicht gerade.«
»Wir sollten einen Termin beim Polizeizeichner vereinbaren.« Da Barbie an seinen Schuhen schnüffelte, beugte Corbett sich vor und tätschelte ihr den Kopf. »Oh, und das mit dem Hund ist eine gute Idee. Ein großer bellender Hund schreckt viele Einbrecher ab.«
Als Eli die beiden Polizisten hinausbegleitete, blieb Abra einfach stehen, den Wäschekorb in die Hüfte gestemmt. »Es tut mir so leid, Eli.«
»Was denn?«
»Hätte ich mich gestern Abend an den Kerl erinnert, hätten wir vielleicht schon ein Phantombild. Außerdem tut es mir leid, dass ich ihn so schlecht beschreiben kann. Ich habe wirklich kaum auf sein Gesicht geachtet, nachdem klar war, dass er in Ruhe gelassen werden will.«
»Wir wissen nicht, ob er überhaupt etwas mit der Sache zu tun hat. Selbst wenn, selbst wenn du dich nur vage an ihn erinnern kannst, ist das immer noch besser als gar nichts.«
»Ich werde später meditieren. Mal schauen, ob mir das zu einem deutlicheren Bild verhilft. Und jetzt sag bitte nichts gegen Meditationen.«
»Kein Wort.«
»Aber du hast es gedacht. Ich stecke schnell die Wäsche in die Maschine.« Sie sah auf die Uhr. »Ich bin eindeutig spät dran. Die Zimmer, die ich heute nicht mehr geschafft habe, mache ich morgen. Ich muss zu Hause noch einiges erledigen, bevor ich den Kurs gebe.«
»Kommst du danach wieder her?«
»Ich habe wirklich ein paar Sachen zu erledigen und würde gern bei mir zu Hause meditieren, ohne dass mich deine skeptischen Schwingungen dabei stören. Außerdem musst du dich in Ruhe mit Barbie anfreunden. Wie gesagt, ich werfe nur schnell die Waschmaschine an.« Sie sauste davon.
»Wir beide werden also allein sein, Barbie«, sagte Eli.
Das war wahrscheinlich das Beste. Er hatte sich viel zu sehr daran gewöhnt, dass Abra ständig da war. Vermutlich war es für sie beide besser, sich etwas Freiraum zu gönnen.
Nur besser anfühlen tat sich das nicht.
18
Ich bin blockiert, gestand Abra sich ein. Sie musste einfach eine Blockade haben, das war die einzig logische Erklärung. Sie hatte meditiert, mit dem Polizeizeichner zusammengearbeitet, es mit Wachträumen versucht – etwas, worin sie nicht sehr gut war. Doch trotz des Aufwands und des Einsatzes des Polizeizeichners war nur das Phantombild eines Menschen herausgekommen, das so gut wie jeden Mann zwischen dreißig und vierzig zeigen konnte.
Ein x-beliebiger Mann, dachte sie und musterte erneut ihr Exemplar des Phantombilds. Das schmale, lange Gesicht mit dem leicht zerzausten, mittellangen braunen Haar und den dünnen Lippen.
Bei den Lippen war sie sich nicht sicher. Waren sie wirklich dünn gewesen, oder hatte sie sich den Mund nur so vorgestellt, weil der Typ so verkniffen auf sie gewirkt hatte?
So viel zu meiner Beobachtungsgabe, dachte sie frustriert. Sie hatte sich eigentlich immer etwas darauf eingebildet.
Natürlich gab es keinerlei Beweise dafür, dass ihr verkniffener Mineralwassertyp etwas mit der Sache zu tun hatte. Trotzdem …
Doch daran ließ sich jetzt nichts mehr ändern, nicht bis nach den Osterfeiertagen. Sie ergänzte das silberne Paar Hängeohrringe mit Goldtopas um das letzte kleine Sil berkügelchen. Während sie das dazugehörige Preisschild
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