Das Geheimnis der Wellen
hervorragend vorstellen. »Siehst du, du hast ziemlich viel übersehen.«
»Ich werde mich darum kümmern, aber erst nachdem du sämtliche Spinnen, die größer sind als eine Stubenfliege, entfernt hast. Du solltest alle Zugänge wieder öffnen.«
»Ich denke drüber nach.«
»Wenn ich überlege, wie oft ich hier geputzt habe, ohne zu ahnen, dass es das alles gibt. Das ist … Er weiß nichts davon.« Mit strahlenden Augen sah sie Eli an. »Er weiß nichts von dem geheimen Treppenhaus.«
»Ich glaube nicht. Benutzt hat er es auf keinen Fall. Ich habe Mike zu Hilfe gerufen, und wir sind beide ziemlich ins Schwitzen geraten, als wir diesen Schank verrückt haben. Außerdem habe ich über eine Stunde gebraucht, um die Regale ein paar Zentimeter zu verschieben.«
»Man könnte einen Hinterhalt planen.«
»Das habe ich mir auch schon überlegt.«
»Zuschlagen statt zaudern.« Mit geballten Fäusten marschierte sie quer durchs Zimmer. »Wusst’ ich’s doch, dass das ein guter Tag wird! Wir können etwas tun. Wir können ihn auf frischer Tat ertappen.«
»Genau. Aber plötzlich hinter dem Regal hervorzuspringen und Buh zu schreien wäre zu einfach. Wenn unsere Theorie stimmt, ist er kein normaler Einbrecher. Sondern ein Mörder. Da dürfen wir uns nicht leichtsinnig in etwas hineinstürzen.«
»Wir legen uns einen Plan zurecht«, pflichtete sie ihm bei. »Beim Putzen habe ich die besten Ideen. Ich lege sofort los, dann können wir beide nachdenken.«
»Und abwarten, was die Polizei sagt.«
»Natürlich.« Das dämpfte ihre Begeisterung. »Vermutlich ist das das Beste. Vielleicht kommt die Polizei über die Waffe auf seine Spur, und alles ist erledigt. Das wäre nicht ganz so aufregend, aber realistisch betrachtet besser.«
»Egal, was passiert, ich werde dich nie im Stich lassen.«
»Eli.« Sie nahm sein Gesicht in beide Hände. »Lass uns einen neuen Vertrag schließen und uns versprechen, dass wir uns niemals im Stich lassen werden.«
»Abgemacht.«
22
Eli musste arbeiten und einen Plan für den Hinterhalt ausbrüten. Und er musste mit seinem Roman weiterkommen, den Rest der Geschichte zu Papier bringen.
Von seiner Agentin hatte er noch nichts gehört. Aber wegen der Osterfeiertage musste er sich in Geduld üben. Außerdem war er nicht ihr einziger Klient.
Er war nicht einmal ein wichtiger Klient.
Am besten, er schrieb weiter, damit er ihr bald mehr schicken konnte. Wenn ihr das Bisherige nicht gefiel, konnte er Änderungen vornehmen.
Er könnte weitere fünf Kapitel überarbeiten, damit sie ein besseres Bild bekam. Aber das Schreiben lief gerade sehr gut, und er wollte den Schreibfluss nicht unterbrechen.
Erst am späten Nachmittag legte er eine Pause ein. Barbie riss ihn aus der Arbeit, indem sie sich neben ihn hockte und ihn anstarrte.
Das bedeutete: Tut mir leid, dass ich dich störe, aber ich muss vor die Tür!
»Na gut, na gut, eine Sekunde.«
Er speicherte die Datei, machte eine Sicherungskopie und merkte, dass ihm ein wenig der Kopf schwirrte. So, als hätte er schnell hintereinander mehrere Gläser eines guten Weines getrunken. Sobald er aufgestanden war, sauste Barbie aus dem Zimmer. In einer irren Geschwindigkeit donnerte sie die Stufen hinunter.
Bestimmt saß sie schon nervös zitternd in der Küche und wartete auf ihn und die Leine. Gedankenverloren rief er nach Abra, während er in die Küche ging, wo er wie erwartet den Hund vorfand.
Dazu ein kunstvoll arrangiertes, in Frischhaltefolie gewickeltes Club-Sandwich mit einer Haftnotiz.
Iss was zu Mittag, nachdem du mit Barbie draußen warst.
Kuss, Abra
»Sie denkt einfach an alles«, murmelte er.
Er führte den Hund aus, genoss die Pause fast so sehr wie Barbie, trotz des kalten Regens. Mit feuchtem Haar und einem durchnässten Hund, in Gedanken bei seinem Roman, zog er das klingelnde Handy aus der Tasche, als er gerade wieder die Stufen zum Strand hinaufging.
»Mr. Landon, Sherrilyn Burke hier, von der Detektei Burke-Massey.«
»Ja.« Er verkrampfte sich ein wenig vor banger Erwartung. »Schön, von Ihnen zu hören.«
»Ich habe einen Bericht für Sie. Ich könnte ihn mailen, würde aber gern persönlich mit Ihnen sprechen. Ich wollte morgen vorbeikommen, wenn es Ihnen passt.«
»Muss ich mir Sorgen machen?«
»Sorgen? Nein. Ich möchte mit Ihnen sprechen, Mr. Landon, weil wir dann gleich alle eventuell auftauchenden Fragen klären können. Ich würde so gegen elf da sein.«
Knapp, dachte er. Professionell. Und
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