Das Geheimnis der Wellen
Türangeln zu ölen.
Das Quietschen sorgte für Atmosphäre, sollte er jedoch jemanden überrumpeln wollen, war es alles andere als angebracht. Mit einer Taschenlampe und einer Schachtel Glühbirnen arbeitete er sich durch den Gang vor und überprüfte jede Birne, bis er den dritten Stock erreicht hatte.
Nachdem er die Türangeln geölt hatte, dachte er nach. Dann stellte er einen Sessel schräg vor die Tapetentür, überprüfte, ob sie sich nach wie vor öffnen und schließen ließ, und trat den Rückweg nach unten an.
Er schob die Regale zurück, kontrollierte, ob er gut daran vorbeikam, und füllte sie wieder.
Zur Tarnung, dachte er. Falls er sie einmal brauchte.
Die Falle war vorbereitet. Fehlte nur noch der Köder.
Da die Arbeit im Gang jede Menge Staub und Dreck aufgewirbelt hatte, zog er sich um, putzte und suchte anschließend im Internet nach kleinen Überwachungskameras.
Er schenkte sich gerade seine erste Limonade ein, als Abra aus dem Supermarkt nach Hause kam.
»Hallo.« Sie ließ ihre Taschen fallen und griff in eine hinein. »Schau mal, was ich dir mitgebracht habe.« Sie zeigte Barbie einen großen Rinderhautknochen. »Der ist nur für brave Hunde. Warst du ein braver Hund?«
Barbies Hintern berührte den Boden.
»Hab ich’s mir doch gedacht. Und, warst du ein braver Junge?«, fragte sie Eli, während sie den Knochen von seiner Verpackung befreite.
»Muss ich auch Platz machen?«
»Ich habe Zutaten für meine legendäre Lasagne gekauft. Und für Tiramisu.«
»Du kannst Tiramisu machen?«
»Wir werden sehen. Ich habe beschlossen, mich heute gut zu fühlen. Und dazu gehört, mich um Ausgewogenheit zu bemühen.« Sie umarmte Eli und drückte ihn. »Wie ich festgestellt habe, bist du nicht nachtragend.«
»Ich kann ziemlich nachtragend sein«, erwiderte er. »Aber nicht Menschen gegenüber, die ich liebe.«
»Wer nachtragend ist, kehrt die negative Energie nur ge gen sich selbst. Insofern gefällt es mir, dass du loslassen kannst. Apropos negative Energie, ich habe kurz bei meinem Cottage vorbeigeschaut. Es hat sich viel besser angefühlt. Nicht ganz so wie vorher, aber besser.«
»Und das nur wegen ein bisschen Räucherwerk?«
Sie bohrte ihm den Zeigefinger in den Bauch. »Mir hat’s geholfen.«
»Das freut mich. Trotzdem hoffe ich aufrichtig, dass wir nicht unzählige Rauchopfer für Bluff House benötigen, um die negative Energie daraus zu vertreiben.«
»Schaden würde es bestimmt nicht. Aber darüber reden wir später.«
Hoffentlich sehr viel später, dachte er im Stillen.
»Arbeitest du jetzt? Dann werde ich nämlich das Bett abziehen, die Wäsche machen und dir bis zum Mittagessen aus dem Weg gehen.«
»Prima. Aber zuerst möchte ich dir etwas zeigen.«
»Klar. Was denn?«
»Oben.« Er zeigte mit dem Daumen zur Decke und nahm dann ihre Hand. »Du hast da was übersehen.«
»Nein, das kann gar nicht sein.« Beleidigt beschleunigte sie ihre Schritte, als sie die Treppe hochstiegen.
»Ziemlich viel sogar«, setzte er nach. »Oben.«
»Im dritten Stock? Den putze ich nur einmal im Monat. Und das bedeutet, nur saugen und Staub wischen. Wenn du ihn wieder benutzen willst, solltest du …«
»Nein. Das habe ich nicht gemeint. Ich überlege mir, da oben einen Arbeitsplatz einzurichten. Im südlichen Spitzboden.«
»Eli, das ist eine fantastische Idee.«
»Das Licht ist toll, und man hat eine wunderbare Aussicht. Ruhig ist es obendrein. Zu schade, dass ich kein Maler oder Bildhauer bin, denn der frühere Dienstbotenbereich gäbe ein fantastisches Atelier ab.«
»Daran habe ich auch schon gedacht. Eines der Zimmer mit Blick auf den Strand wäre eine entzückende kleine Bibliothek – für deine Nachschlagewerke zum Beispiel. Oder eine Art Wohnzimmer mit Bibliothek, in dem du dich von deiner Arbeit erholen könntest.«
So weit hatte er noch gar nicht gedacht. »Wer weiß.«
»Falls du dich dazu durchringen solltest, kann ich dir beim Einrichten helfen. Ach, diese herrlichen Decken! Das hat viel Potenzial. Ich fand es schon immer eine Schande, nicht das ganze Haus zu nutzen.«
»Auch ich möchte gern das ganze Haus nutzen.« Er ging zur Wand und öffnete die Tapetentür.
»Meine Güte, das ist ja fantastisch. Ist das cool!«
»Das Licht funktioniert.« Er zeigte es ihr. »Der Gang führt bis in den Keller. Ich habe die Regale verschoben, sodass man die Tür dort auch öffnen kann.«
»Da hätte ich als Kind gern gespielt.«
»Tatsächlich?« Das konnte er sich
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