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Das Geheimnis der Wellen

Das Geheimnis der Wellen

Titel: Das Geheimnis der Wellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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lächeln. »Wenn du mich naiv nennst, gibt es keinen Sex mehr. Aber auch das wäre nicht logisch, weil es die Aufmerksamkeit am Ende doch nur wieder auf dich lenkt. Genau deshalb wurde mir die Waffe ja untergeschoben und Wolfe anonym verständigt. Das Ganze riecht schwer nach einer Falle, und Corbett ist kein Idiot.«
    »Nein, das glaube ich auch nicht. Man kann es jedoch auch anders sehen. Gut möglich, dass du mit dem Mörder schon dreimal zusammengetroffen bist: in Bluff House, im Pub und als er die Waffe in deinem Cottage versteckt hat. Das ist wirklich besorgniserregend, und das weißt du auch. Du bist schließlich nicht dumm.«
    »Ich muss einfach vorsichtig sein, mehr kann ich nicht tun.«
    »Du könntest weggehen, für eine Weile deine Mutter besuchen. Aber das wirst du nicht tun«, setzte er hinzu, bevor sie etwas darauf sagen konnte. »Das werfe ich dir auch nicht vor. Es wäre jedoch eine Möglichkeit. Die andere wäre, mir zu vertrauen.«
    Als er das sagte, fühlte sie sich elend. »Eli, ich vertraue dir doch.«
    »Nicht, wenn es ernst wird. Aber auch das kann ich dir vermutlich nicht vorwerfen. Du wurdest von den Männern enttäuscht. Von deinem Vater. Dass es mit ihm und deiner Mutter nicht geklappt hat, ist eine Sache. Doch er ist und bleibt dein Vater. Trotzdem hat er es vorgezogen, diese Rolle nicht auszufüllen, nicht Teil deines Lebens zu sein. Er hat dich enttäuscht.«
    »Darüber mache ich mir keine Gedanken.«
    »Das ist gut. Aber so sind nun mal die Tatsachen.«
    Als er die Worte im Raum stehen ließ, gab sie sich geschlagen.
    »Ja, das stimmt schon. Ich bin ihm nicht wichtig, bin es nie gewesen. Ich sollte nicht darüber nachgrübeln.«
    »Du grübelst nicht weiter darüber nach, weil es unproduktiv ist. Und du bist lieber produktiv.«
    »So kann man es auch nennen.« Wieder verzog sich ihr Mund zu einem Lächeln. »Aber es stimmt schon.«
    »Und du grübelst nicht darüber nach, weil du weißt, dass sich dein Vater nur selbst schadet. Und dann ist da noch dieser Mistkerl, der dich angegriffen hat. Das war ein riesiger Vertrauensbruch. Du hast ihn geliebt, ihm vertraut. Du hast dich ihm geöffnet, und er hat sich gegen dich gewandt. Dich vergewaltigt.«
    »So schlimm es auch war, wäre das nicht passiert, gäbe es mich vielleicht gar nicht mehr.«
    »Eine positive Einstellung, Respekt. Aber es ist passiert. Du hast jemandem vertraut, und er hat dein Vertrauen missbraucht. Warum sollte das nicht noch einmal vorkommen?«
    »So sehe ich das nicht. Das entspricht nicht meiner Lebens einstellung.«
    »Du führst ein aktives, befriedigendes Leben, das mich oft erstaunt. Eines, für das man Rückgrat und Charakter braucht. Das ist bewundernswert. Du gibst nicht so schnell auf, und auch das ist bewundernswert. Doch irgendwann kommt der Punkt, an dem du nachgeben solltest, und es trotzdem nicht tust.«
    »Wenn deine Familie nicht da gewesen wäre, hätte ich dir bestimmt alles erzählt.« Doch dann gab sie sich geschlagen und rückte mit der Wahrheit heraus. »Wahrscheinlich hätte ich es eine Weile hinausgeschoben. Wahrscheinlich hätte ich mir gesagt, dass du schon genug am Hals hast. Dass ich dich nicht belasten will, bis ich mehr weiß oder sich die Sache anderweitig geklärt hat. Das kann durchaus sein. Aber das hat nichts mit Vertrauen zu tun.«
    »Mit Mitleid?«
    »Mit Besorgnis. Und meinem eigenen Selbstvertrauen. Das Wort Arroganz gefällt mir nicht. Ich möchte allein klarkommen, meine eigenen Entscheidungen treffen, meine Probleme selbst lösen. Und ja, es stimmt, manchmal benutze ich vielleicht die Probleme anderer, um mein angeschlagenes Selbstwertgefühl zu steigern. Ich muss wissen, dass ich allein klarkomme, wenn niemand da ist, auf den ich mich verlassen kann.«
    »Und wenn es jemanden gibt, auf den du dich verlassen kannst? Was dann?«
    Damit traf er einen wunden Punkt. Vielleicht wurde es Zeit für eine Standortbestimmung.
    »Keine Ahnung, Eli. Das kann ich dir einfach nicht sagen, weil ich diese Möglichkeit lange Zeit nicht zugelassen habe. Trotzdem, ich habe nachgegeben und mich auf dich verlassen, nachdem ich angegriffen worden bin. Und du hast mich nicht enttäuscht.«
    »Ich kann mich nicht mit jemandem einlassen, der nicht genauso viel gibt, wie er nimmt. Und der genauso viel nimmt, wie er gibt. Ich habe am eigenen Leib erfahren müssen, wie es ist, am Ende allein und verbittert dazustehen. Ich glaube, wir sollten uns beide fragen, wie viel wir geben und wie viel wir nehmen

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