Das Geheimnis der Wellen
Späne.«
Während Abra ihren Worten Taten folgen ließ, kochte Eli Kaffee. Dabei hatte er das Gefühl eines ganz normalen Morgens, auch wenn er schon knapp nach fünf begann. Zwei Verliebte machten sich Frühstück – das war neu und frisch, spendete ihm Energie.
Man musste nur den Mörder außen vor lassen.
»Wir könnten Corbett verständigen«, sagte Abra und wusch Beeren in der Spüle. »Er könnte ihn verhören.«
»Ja, das könnten wir.«
»Weit würde uns das nicht bringen. Das wäre ein Gespräch über einen Mann, den ich im Pub gesehen habe.«
»Einen Mann, mit dem mich Lindsay betrogen hat. Einen Mann, der sich in Whiskey Beach ein Haus gekauft hat.«
»Doch Landon, der Anwalt, dürfte wissen, dass das vor Gericht keine Beweiskraft hat.«
Eli musterte sie und stellte ihr den Kaffee hin. »Aber es ist besser als nichts.«
»Es ist ein winziger Schritt. Einer, der Suskind klarmacht, dass du Bescheid weißt. Warnt ihn das nicht?«
»Ein Schritt, der ihn vielleicht abschreckt und dazu bewegt, Whiskey Beach zu verlassen. Dann hat die Bedrohung ein Ende, und die Ermittlungen im Mordfall Duncan gehen weiter. Gleichzeitig können wir beginnen, die Fakten in Bezug auf die Mitgift, Edwin Landon und James J. Fitzgerald zu verifizieren.«
» Die Fakten in Bezug auf zu verifizieren klingt nach einem ziemlichen Juristenkauderwelsch.«
»Schon als ich noch als Anwalt praktiziert habe, hat mich dieses Kauderwelsch nie gestört.«
Sie gab etwas Butter in eine erhitzte Pfanne und lächelte ihn an, während das Fett zischte. »Die Grenze zwischen Wahrheit und Kauderwelsch ist fließend. Jedenfalls ist Han deln weitaus befriedigender als Reden. Wir haben die Chance zu beweisen, dass er in Bluff House eingebrochen hat. Wenn wir das schaffen, fehlt nicht viel, und wir können ihn für Hesters Sturz zur Rechenschaft ziehen. Das ist uns beiden sehr wichtig. Wenn man ihm zudem eine Verbindung zu Duncan nachweisen kann, bekommt die Sache ein ziemliches Gewicht. Dann fehlt nicht mehr viel für eine Anklage wegen Mordes.«
»Das sind aber ziemlich viele kleine Schritte.«
Sie goss verquirlte Eier in die Pfanne. »Man hat dich über ein Jahr lang wegen des Mordes an Lindsay verfolgt, obwohl deutlich weniger Beweise vorlagen. Ich würde sagen, wir sollten dem Karma auf die Sprünge helfen und dem Mann, der auf jeden Fall in die Sache verwickelt ist. Auch wenn wir noch nicht genau wissen, wie.«
»Meinst du mit Karma in diesem Fall dasselbe wie Vergeltung? Das meinst du doch, oder?«
»Nenn es, wie du willst.«
Sie gab das Rührei samt getoasteten Vollkornbrotscheiben auf einen Teller. »Wie wär’s, wenn wir im Frühstückszimmer essen? Dann können wir zusehen, wie die Sonne aufgeht.«
»Vorher muss ich dir unbedingt noch sagen, dass ich es extrem aufregend finde, dir beim Frühstückmachen zuzusehen. Vor allem, wenn du diesen Morgenmantel trägst.«
»Sexistisch wird es erst, wenn du es erwarten oder einfordern würdest.« Träge strich sie über den Stoff ihres Morgenmantels. »Wenn du es genießt, beweist das nur deinen guten Geschmack.«
»Das sehe ich genauso.«
Sie trugen die Teller und den Kaffee ins Frühstückszimmer und setzten sich in den Erker. Abra tunkte etwas Eigelb auf.
»Apropos sexistisch«, sagte sie. »Sexistisch wäre es auch, wenn du glaubst, du kannst mich in Sicherheit bringen, bevor du deinen Plan umsetzt, Suskind in die Falle zu locken.«
»Davon habe ich nichts gesagt.«
»Eine verliebte Frau kann Gedanken lesen.«
O Gott, hoffentlich nicht, dachte er. Auch wenn sie diese Fähigkeit schon häufiger unter Beweis gestellt hatte als ihm lieb war.
»Selbst wenn wir versuchen würden, ihn in die Falle zu locken, selbst wenn es funktionieren würde, heißt das noch lang nicht, dass wir dabei sein müssen.«
»Verstehe. Und wo wärst du, während ich ihn vom geheimen Treppenhaus aus filme?« Sie steckte sich ungerührt eine Beere in den Mund. »Ich möchte dich nämlich sofort benachrichtigen, wenn alles erledigt ist.«
»Sich vor Tagesanbruch solch überhebliche Sprüche anhören zu müssen ist ganz schön anstrengend.«
»Das gilt auch für deine Bemühungen, ein kleines, hilfloses Weiblein zu beschützen. Ich bin weder klein noch hilflos. Außerdem habe ich meiner Meinung nach deutlich bewiesen, dass ich mich wehren kann.«
»Ich habe nicht gewusst, dass ich dich liebe, als ich diesen Plan erwähnt habe. Damals konnte ich mich meinen Gefühlen für dich nicht öffnen. Heute ist
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