Das Geheimnis der Wellen
willst mir also nicht den geringsten Hinweis geben?«
Und ob er das wollte!
»Ich möchte dich nicht beeinflussen. Vielleicht habe ich mich geirrt.«
»Ich bin ganz Ohr. Ich würde sie mir gern ansehen.«
»Wie wär’s, wenn ich ein paar Seiten scanne und maile, nur für den Anfang? Ich sollte es schaffen, dich Ende der Woche zu besuchen. Dann kann ich dir den Rest bringen.«
»Ja. Oder aber Max, Sellie und ich besuchen dich am Freitagabend, verbringen das Wochenende am Meer, und ich sehe sie mir in Bluff House an.«
»Das wäre noch besser. Aber Erdbeeren gibt es keine.«
»Normalerweise liebt sie Erdbeeren, doch kleine Mädchen sind nun mal launisch. Jetzt muss ich Selina erlösen und schauen, dass wir loskommen. Schick mir, was du kannst, ich sehe es mir an.«
»Danke. Und viel Glück!«
Seiner Routine folgend, ging er nach oben zu seinem Note book. Er trug es auf die Terrasse und kontrollierte seine E-Mails mit Blick auf Sandcastle, seine geliebte Limonade neben sich.
Zuerst öffnete er Sherrilyn Burkes Mail und las ihren aktuellen Bericht über Justin Suskind.
Der Mann hatte seit dem letzten Bericht nicht viel Zeit mit Arbeit verbracht. Nur wenige Tage, hinzu kamen eine Handvoll geschäftliche Verabredungen außer Haus. Die interessantesten waren jedoch die mit einer Anwaltskanzlei gewesen. Dort hatte er sich mit einem Immobilienrechtler getroffen und war offenbar wütend davongestürmt.
»Du hast nicht zu hören bekommen, was du hören wolltest«, sagte Eli mitfühlend. »Ich weiß sehr gut, wie sich das anfühlt.«
Dem Bericht entnahm er, dass Suskind seine Kinder von der Schule abgeholt, mit ihnen in den Park und ins Restaurant gegangen war, um sie anschließend wieder zu Hause abzuliefern. Der Kurzbesuch bei seiner Frau war anscheinend nicht besser verlaufen als das Treffen mit dem Anwalt, da er auch von dort sichtlich verärgert davongebraust war.
Am Abend zuvor hatte er um zweiundzwanzig Uhr fünfzehn seine Wohnung mit einem Aktenkoffer und einem Umzugskarton verlassen. Er war nach Norden zu einem die ganze Nacht geöffneten Supermarkt gefahren, um Hackfleisch und eine Packung Rattengift zu erwerben.
Hackfleisch. Rattengift.
Ohne weiterzulesen, sprang Eli auf.
»Barbie.«
Als er sie nicht auf der Terrasse sah, bekam er einen Riesenschreck. Doch in dem Moment, als er losrannte, erhob sie sich von ihrem Liegeplatz oberhalb der Strandstufen, wedelte freundlich mit dem Schwanz und trottete zu ihm herüber.
Eli ging erleichtert auf die Knie und schlang die Arme um sie. Liebe kann einen treffen wie der Blitz. Aber das macht sie nicht weniger echt.
»Mistkerl. Was für ein Mistkerl.« Eli beugte sich zurück, ließ es aber zu, dass Barbie ihn begeistert ableckte. »Er wird dir nichts tun. Ich werde nicht zulassen, dass er dir etwas tut. Du bleibst bei mir, mein Mädchen.« Er führte sie wieder zum Tisch. »Du bleibst bei mir.«
Anstelle einer Antwort legte sie ihren Kopf in seinen Schoß und seufzte zufrieden.
Er las den Rest des Berichts und schickte dann eine Mail zurück.
Der Mistkerl will meinen Hund vergiften! Wenn Sie in Whiskey Beach sind, besuchen Sie mich bitte nicht. Er soll nicht auf Sie aufmerksam werden. Ich bin es leid, darauf zu warten, dass er den nächsten Schritt macht.
Er schilderte ihr kurz, was seine Recherchen ergeben hatten, was er getan hatte und noch tun würde.
Am liebsten wäre er allerdings sofort zu Suskind gefahren und hätte ihn verprügelt.
Rauchend vor Wut, ging Eli mit Notebook und Hund ins Haus.
»Du wirst nicht mehr allein das Haus verlassen, bis dieser Mistkerl hinter Gittern sitzt.«
Er griff zu seinem klingelnden Telefon und wunderte sich nicht, Sherrilyns Nummer auf dem Display zu sehen.
»Ich bin’s, Eli.«
»Sherrilyn am Apparat. Wir sollten über Ihren Plan reden.«
Er hörte ihre Missbilligung heraus und zuckte die Achseln. »Gern.«
Er marschierte durchs Haus, während sie telefonierten, denn das erinnerte ihn daran, wofür er kämpfte. Es war ein Kampf für ihn geworden, auch wenn ihm die Befriedigung, Schläge auszuteilen, verwehrt blieb.
Er ging bis in den dritten Stock, in den Erker, in dem er irgendwann sitzen und schreiben würde, wenn der Kampf gewonnen war. Wenn er alle, die er liebte, und sein Selbstwertgefühl gerettet hatte.
»Sie haben ein paar wichtige Dinge gesagt«, meinte er schließlich.
»Aber Sie werden nicht auf mich hören.«
»Das würde ich gern, denn Sie haben durchaus recht. Aber wenn ich mich
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