Das Geheimnis der Wellen
alles anders.« Er legte eine Hand auf ihre. »Alles! Ich will Antworten auf meine Fragen. Ich will wissen, was Lindsay und Gran zugestoßen ist, was alles passiert ist, seit ich nach Whiskey Beach zurückgekehrt bin. Ich will wissen, was vor zweihundert Jahren passiert ist. Aber ich würde darauf verzichten, wenn ich wüsste, dass dich diese Antworten in Gefahr bringen können.«
»Ich weiß, dass du das ernst meinst.« Sie drehte die Hand so, dass sich ihre Finger miteinander verschränkten. »Das weiß ich sehr zu schätzen. Auch ich will Antworten auf meine Fragen, Eli. Auf unsere Fragen. Am besten wir vertrauen einander, passen aufeinander auf und suchen gemeinsam danach.«
»Wenn du bei Maureen bleiben würdest, könnte ich dir ein Zeichen geben, wenn er einbricht. Daraufhin könntest du die Polizei verständigen, die ihn auf frischer Tat ertappen würde.«
»Wenn ich bei dir bleibe, könnte ich die Polizei von hier verständigen, während du deine berühmte Videokamera mitlaufen lässt.«
»Du willst nur im geheimen Treppenhaus spielen.«
»Na ja, wer will das nicht? Er hat dir wehgetan, Eli. Er hat meiner Freundin Hester wehgetan. Er hätte auch mir wehgetan. Ich werde nicht untätig bei Maureen herumsitzen. Entweder wir machen das zusammen oder gar nicht.«
»Das klingt wie ein Ultimatum.«
»Es ist auch eines.« Sie zuckte die Achseln. »Wir können uns deswegen streiten. Du kannst wütend werden, und ich kann beleidigt reagieren. Aber ich wüsste nicht, wozu das gut sein soll, schon gar nicht an einem so wunderbaren Morgen, an dem wir so verliebt sind. Ich weiß nur, dass du auf mich aufpasst, Eli. Und dass ich auf dich aufpassen werde.«
Was sollte er darauf antworten?
»Was, wenn es schiefgeht?«
»Schwarzmalerei hilft uns nicht weiter. Außerdem sagt uns sein bisheriges Verhalten, dass es funktionieren wird. Die ganze Sache könnte bald vorbei sein, Eli. Er würde zumindest wegen Hausfriedensbruchs, Einbruchs, vielleicht auch wegen Sachbeschädigung in Polizeigewahrsam kommen. Dann kann man ihn zu allen anderen Vorfällen verhören.«
Sie beugte sich vor. »Und Wolfe eines Besseren belehren.«
»Diese Trumpfkarte hast du dir bis zum Schluss aufgehoben«, erwiderte Eli.
»Es wird Zeit, dass wir das Karma sprechen lassen, Eli.«
»Na gut. Aber wir werden uns gut vorbereiten, alle Eventualitäten einplanen.«
Sie schenkte ihnen eine zweite Tasse Kaffee ein. »Lass uns eine Strategie ausarbeiten.«
Während sie diskutierten, ging die Sonne auf und tauchte die geheimnisvollen Wellen in goldenes Licht.
*
Ein ganz normaler Tag, dachte Eli, als Abra zu ihrem morgendlichen Kurs eilte. Zumindest würde das jeder denken, der die Aktivitäten, das Kommen und Gehen in Bluff House beobachtete.
Er führte den Hund aus, joggte gemächlich am Strand entlang und hatte dabei einen guten Blick auf Sandcastle. Um Barbie eine Freude und sich ein besseres Bild zu machen, warf er ihr wiederholt den Ball, ließ sie ins Wasser springen und ihn herausholen.
Wieder zu Hause, streckte Eli sich auf der sonnigen Terrasse aus und rief seine Schwester an.
»Irrenhaus Boydon. Wie geht’s dir, Eli?«
»Ziemlich gut.« Er hielt das Telefon ein Stück weiter weg, da ein schrilles Kreischen an sein Ohr drang. »Was zum Teufel ist da los?«
»Selina protestiert gegen ihre Bestrafung.« Tricia wurde laut, und Eli hielt das Telefon noch ein Stück weiter vom Ohr weg. »Je länger Selina schreit und sich danebenbenimmt, desto länger dauert die Bestrafung.«
»Was hat sie angestellt?«
»Sie hat beschlossen, dass sie keine Erdbeeren zum Frühstück essen will.«
»Ach so, das ist doch nicht so …«
»Deshalb hat sie sie nach mir geworfen. Und deshalb habe ich ihr eine Auszeit verpasst. Jetzt muss ich eine andere Bluse anziehen, was bedeutet, dass sie zu spät in die Krippe kommt und ich zu spät ins Büro komme.«
»Oh, verstehe, der Zeitpunkt ist also ungünstig. Ich ruf später wieder an.«
»Wir werden ohnehin zu spät kommen, und ich muss mich abregen, damit ich meiner Tochter keine Erdbeermaske verpasse. Was ist passiert?«
»Ich bin auf ein paar alte Haushalts- und Geschäftsbücher gestoßen. Sie sind wirklich alt und reichen bis ins achtzehnte, neunzehnte Jahrhundert zurück. Ich habe sie durchgesehen, ziemlich sorgfältig sogar, und ein paar interessante Schlussfolgerungen gezogen.«
»Zum Beispiel?«
»Ich hoffe sehr, dass du sie dir anschaust. Und zu denselben Schlussfolgerungen gelangst.«
»Du
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