Das Geheimnis der Wellen
plaudern. Alles ganz normal. Nur ein kurzer Einkauf im Supermarkt, vor einem tollen Trip nach Boston, redete sie sich ein.
Weil sie darauf achtete, sah sie ihn auf dem Parkplatz in einem dunklen Geländewagen sitzen, als sie ihre Einkäufe verstaute. Ganz bewusst drehte sie das Radio auf, kontrollierte ihre Frisur, trug etwas Lipgloss auf und fuhr nach Hause – und zwar ein winziges bisschen schneller als erlaubt.
Als sie in die Auffahrt von Bluff House einbog, sah sie im Rückspiegel, wie Suskind weiterfuhr. Sie griff nach ihren Taschen und eilte ins Haus.
»Eli«, rief sie, ließ alles fallen und sauste nach oben in sein Arbeitszimmer.
Kaum hatte sie seinen Namen gerufen, war er aufgesprungen und fast in sie hineingerannt. »Was ist denn? Alles in Ordnung?«
»Ja, alles bestens. Ich habe mir soeben eine Medaille verdient. Stell dir vor, ich bin Suskind im Supermarkt förmlich in die Arme gelaufen.«
»Hat er dir was getan?« Instinktiv packte Eli ihren Arm und untersuchte ihn auf Verletzungen.
»Nein, nein. Er wusste, wer ich bin, aber ich habe mich dumm gestellt, beziehungsweise ziemlich klug reagiert. Ich habe ein paar Waren aus dem Regal gestoßen, sodass er nicht an mir vorbeikonnte. Dann habe ich was gebrabbelt von wegen, wie ungeschickt ich sei. Dabei sei ich heute extrem spät dran, da mein Freund mich heute Abend nach Boston zum Abendessen und anschließend ins Charles-Hotel entführen werde.«
»Du hast mit ihm geredet? Meine Güte, Abra!«
»Ich habe eher ein Selbstgespräch geführt. Er hat kein Wort erwidert, aber gewartet, bis ich gezahlt habe. In seinem Wagen auf dem Parkplatz. Dann ist er mir bis hierher gefolgt. Er denkt, dass wir heute Nacht nicht zu Hause sind, Eli. Das ist seine Chance. Wir müssen gar nicht erst kontrollieren, ob er uns beim Verlassen des Hauses beobachtet. Er plant heute einen Einbruch. Das ist uns regelrecht in den Schoß gefallen, Eli. Heute Abend passiert es.«
»Ist er dir gefolgt? Ich meine, bevor du den Supermarkt verlassen hast?«
»Ich … Nein, ich glaube nicht. Er hatte einen Einkaufskorb dabei, in dem Sachen lagen. Außerdem wäre er mir nie so nahe gekommen, wenn er mich beschattet hätte. Das war Schicksal, Eli! Das Schicksal ist auf unserer Seite.«
Er würde es eher Zufall nennen, wollte aber nicht widersprechen.
»Ich habe einen Bericht von Sherrilyn bekommen. Er war in zwei Supermärkten, die kilometerweit voneinander entfernt liegen. Auf dem Weg nach Whiskey Beach.«
»Vielleicht ist er kaufsüchtig.«
»Nein, er ist bloß vorsichtig und achtet darauf, seine Privateinkäufe nicht dort zu machen, wo er ein Pfund Hackfleisch und Rattengift besorgt hat.«
»Rattengift? Ich wüsste nicht, dass hier jemand Ratten … O Gott.« Erst war sie geschockt, dann wütend. »Dieser Mistkerl! Er will Barbie vergiften? Dieser widerliche Fiesling. Gut, dass ich das nicht gewusst habe, sonst hätte ich ihn in die Eier getreten.«
»Beruhig dich wieder, Süße. Für wann haben wir unseren Tisch reserviert?«
»Unseren was?«
»Unseren Tisch in Boston.«
»Oh, das habe ich nicht näher ausgeführt.«
Eli sah auf die Uhr. »Gut, wir sollten gegen sechs losfahren. Hast du mit Maureen gesprochen?«
»Ja, sie passt auf Barbie auf. Wir machen alles wie geplant. Wir verlassen das Haus mitsamt Hund, lassen ihn bei Maureen, schleichen uns zu Fuß zurück zum Hintereingang und dann … Mist.«
Sie fasste sich an den Kopf, lief nervös auf und ab. »Wir sind zum Abendessen verabredet. Damit es überzeugend wirkt, muss ich Schuhe mit hohen Absätzen tragen. Na gut, ich stecke einfach ein Paar Turnschuhe ein. Sieh mich bitte nicht so an. Schuhe sind wichtig.«
»Wir müssen alles noch einmal ganz genau durchgehen. Außerdem musst du wissen, welche Rolle Sherrilyn spielen wird.«
»Dann lass uns das unten machen. Ich muss meine Einkäufe verstauen, bevor ich zu meiner Verabredung gehe. Und dann muss ich überlegen, was ich für unseren romantischen Abend anziehen will, der eigentlich ein Hinterhalt ist.«
*
Eli ging alle Eventualitäten durch, verbrachte Zeit im geheimen Treppenhaus hinter den Regalen, überprüfte die Reichweite seiner Videokamera. Jetzt musste er nur noch eine zusätzliche Sicherheitsmaßnahme treffen.
Wenn alles schiefging, konnte er wenigstens darauf zurückgreifen.
»Du hinterfragst dein Handeln«, sagte Abra, als sie die Passform des Kleides kontrollierte, das sie über ein schwarzes Hemdchen samt Yogahose gezogen hatte.
»Ich habe an
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