Das Geheimnis der Wellen
Hormone. Ich bin schwanger. Ich bin heute Morgen in Tränen ausgebrochen, als ich mit Selina Alle meine Entchen gesungen habe.«
»Oh, wow.« Er spürte, wie er übers ganze Gesicht strahlte. »Das ist toll, oder?«
»Fantastisch. Max und ich sind jedenfalls begeistert. Noch haben wir es niemandem gesagt, obwohl Mom bestimmt schon was vermutet. Ich bin erst in der siebten Woche, aber was soll’s.« Sie schniefte. »Ich werde mit Max sprechen. Wir werden es beim Abendessen verkünden. Warum sollen wir es nicht feiern?«
»Um von mir abzulenken.«
»Ja. Und sag nicht, ich hätte dir noch nie einen Gefallen getan.« Sie stand auf und schlang die Arme um ihn. »Ich werde alle von dir ablenken, wenn du mir versprichst, mir keine nichtssagenden E-Mails mehr zu schicken. Bitte schreib mir, wenn es dir schlecht geht. Solltest du Gesellschaft haben wollen, kann ich dich mit Sellie gern ein paar Tage besuchen. Max auch, wenn er es schafft. Du musst nicht allein sein.«
Tricia war in der Lage, das tatsächlich zu machen. Sie würde Termine verschieben, umorganisieren, neu planen – ihm zuliebe.
»Ich komme gut allein zurecht, ehrlich. Ich mache mir Gedanken über Dinge, die ich viel zu lang habe schleifen lassen.«
»Mein Angebot steht. Falls du im Sommer noch in Whiskey Beach sein solltest, werden wir nicht auf eine Einladung warten, sondern einfach kommen. Dann werde ich den Wal zu Wasser lassen, in den ich mich bis dahin verwandelt haben werde, und mich von allen bedienen lassen.«
»Typisch.«
»Du hast gut reden. Du musst nicht zehn Kilo mehr mit dir herumschleppen und dir Sorgen über Dehnungsstreifen machen. Geh wieder zu den anderen. Ich schau nur schnell nach Selina, damit sie Alice nicht überredet, ihr vor dem Essen Kekse zu geben.«
*
Um neun Uhr abends beendete Abra den Yogakurs bei sich zu Hause.
»Tut mir leid, dass ich heute ein bisschen spät dran war«, sagte Heather erneut. »Ich wurde aufgehalten.«
»Kein Problem.«
»Ich hasse es, die Atemübungen zum Aufwärmen zu ver passen. Die helfen mir immer sehr.« Heather atmete laut aus, was sie mit einer Abwärtsbewegung der Hände begleitete.
Abra musste grinsen. Heather ließ sich einfach nicht abstellen. Die Frau redete nicht nur während der einstündigen Massage, sondern bestimmt auch im Schlaf.
»Ich habe mich abgehetzt wie verrückt«, fuhr Heather fort. »Mir ist übrigens aufgefallen, dass Elis Wagen nicht vor Bluff House parkt. Sag nicht, er ist nach Boston zurück?«
»Nein.«
Heather knöpfte ihren Mantel zu, gab sich aber noch lang nicht geschlagen. »Ich habe mich nur gewundert. Es ist so ein großes Haus. Hester ist eine lokale Größe, wenn du verstehst, was ich meine. Aber ich kann mir vorstellen, dass Eli sich in seiner momentanen Situation dort ziemlich einsam fühlt.«
»Den Eindruck habe ich eigentlich nicht.«
»Ich weiß, dass du ihn siehst, wenn du dich ums Haus kümmerst. So gesehen hat er wenigstens etwas Gesellschaft. Aber jetzt, wo er plötzlich so viel Zeit hat, weiß er bestimmt nichts mit sich anzufangen. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass das gesund ist.«
»Er schreibt an einem Roman, Heather.«
»Na ja, das behauptet er zumindest. Aber er war Anwalt. Was versteht ein Anwalt von der Schriftstellerei?«
»Keine Ahnung, das musst du schon John Grisham fragen.«
Heather machte den Mund auf und gleich wieder zu. »Oh, da hast du natürlich recht.«
»Heather, ich glaube, es fängt gleich an zu regnen.« Greta Parrish kam auf sie zu. »Würdest du mich netterweise nach Hause fahren? Ich fürchte, ich brüte eine Erkältung aus.«
»Natürlich. Ich hole nur schnell meine Matte.«
»Du schuldest mir was«, flüsterte Greta, als Heather davoneilte.
»Und ob ich das tue.« Abra drückte der älteren Frau dankbar die Hand und eilte davon, um sich geschäftig den Mattenstapeln zu widmen.
Als das Haus endlich leer war, seufzte sie laut auf.
Sie liebte den Yogakurs bei sich zu Hause und die damit verbundene Intimität. Sie liebte es, mit den Kursteilnehmern zu plaudern. Aber manchmal …
Nachdem sie den Wintergarten aufgeräumt hatte, schlüpfte sie in ihren flauschigen Lieblingspyjama mit den weißen Schäfchen auf rosa Grund.
Das Prasseln des Regens auf ihrer Terrasse entlockte ihr ein Lächeln. Sie würde sich ein Glas Wein einschenken und es sich dann mit einem Buch am Kamin gemütlich machen.
Regen. Mist! Hatte sie sämtliche Fenster in Bluff House geschlossen?
Natürlich hatte sie das. So
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