Das Geheimnis der Wellen
Teetassen. »Der Sex ist wirklich fantastisch.«
»Das ist eine bloße Behauptung. Nenn mir ein Beispiel.«
»Wir haben das Bett verschoben.«
»Viele Leute verschieben Betten, Sofas und Tische. Man nennt das einrichten.«
»Während wir Sex hatten.«
»Das kann passieren.«
Abra schüttelte den Kopf und holte einen Stift. »Hier ist das Bett«, sagte sie und zeichnete. »Hier an der Wand. Nachdem wir das erste Mal Sex gehabt hatten, stand das Bett da.« Sie zeichnete das Bett erneut ein. »Es hat sich gedreht und ist von hier nach da gewandert.«
Auf ihrem Brownie kauend musterte Maureen die Serviette. »Das erfindest du doch bloß.«
Grinsend legte Abra die Hand aufs Herz.
»Hat das Bett Räder?«
»Nein, es hat keine Räder. Unterdrückte sexuelle Energie kann eine enorme Kraft entfalten, wenn sie sich irgendwann Bahn bricht.«
»Jetzt werde ich aber wirklich neidisch. Doch mich freut die Vorstellung, dass Heather ihr Bett bestimmt noch nie verrutscht hat.«
»Soll ich dir sagen, was mich so richtig wütend macht? Dass sie so getan hat, als wäre ich genauso naiv wie diese Frauen, die Serienmördern ins Gefängnis schreiben. Und sich in einen Kerl verlieben, der sechs Frauen mit einem Schnürsenkel erdrosselt hat. Ich weiß wirklich nicht, wie Eli das aushält. Wie er es aushält, mit diesen ständigen Verdächtigungen zu leben.«
»Nachdem er jetzt dich hat, fällt es ihm bestimmt leichter.«
»Hoffentlich.« Abra schnaubte erneut. »Ich empfinde nämlich viel für ihn.«
»Liebst du ihn?« Besorgt leckte Maureen sich Schokolade vom Daumen. »Ihr seid erst wenige Wochen zusammen, Abra.«
»Ich sage nicht, dass ich ihn liebe. Aber ich sage auch nicht das Gegenteil. Ich sage nur, dass ich viel für ihn empfinde. Das war schon so, als ich ihn zum ersten Mal gesehen habe. Damals war es allerdings eher Mitgefühl. Er sah so fertig aus, so müde und traurig – und dann diese aufgestaute Wut. Es muss schlimm sein, sie ständig unterdrücken zu müssen. Jetzt, wo ich ihn kenne, empfinde ich immer noch Mitgefühl für ihn, aber auch Respekt. Man muss sehr mutig sein und sehr viel Rückgrat haben, um das durchzustehen, was er mitgemacht hat. Klar, dass ich mich sehr zu ihm hingezogen fühle.«
»Ich hatte das Gefühl, dass er sich entspannt und amüsiert hat, als wir zusammen im Pub waren.«
»Er muss dringend unter Leute. Ich glaube, dass er sich trotz seiner Familie lange Zeit sehr einsam gefühlt hat.«
Abra fand es durchaus wichtig, dass man hin und wieder allein war, um die Batterien aufzuladen. Aber Einsamkeit war ein Zustand, den sie nicht schätzte.
»Ich kann regelrecht zusehen, wie er sich zunehmend entspannt und amüsiert. Er hat Humor und ein großes Herz. Ich mache mir Sorgen um ihn.«
»Warum ist deiner Meinung nach so viel Polizei in Bluff House?«
»Wenn Heather nicht übertrieben hat, hat man vermutlich einen Durchsuchungsbefehl beantragt. Wie du weißt, ist Detective Wolfe fest davon überzeugt, dass Eli Lindsay ermordet hat. Er ist regelrecht besessen davon, ihm das nachzuweisen. Und nun will er ihm auch noch den zweiten Mord in die Schuhe schieben.«
»Dafür muss man dir nachweisen, dass du die Unwahrheit gesagt hast.« Maureen nahm Abras Hand. »Man wird dich wieder verhören, nicht wahr?«
»Ja, bestimmt. Mike und dich vielleicht auch.«
»Wir kommen schon klar. Genauso, wie wir mit Plaudertaschen wie Heather klarkommen. Ich bin gespannt, ob sie zu deiner nächsten Stunde kommt.«
»Wenn ja, keine Ohrfeigen, bitte.«
»Du Spielverderberin! Allein deswegen muss ich mir dringend ein Brownie für unterwegs mitnehmen. Ruf an, wenn du mich brauchst. Ich bin zu Hause und muss Papierkram erledigen, bis die Kinder nach Hause kommen.«
»Danke.« Abra umarmte sie. »Danke, dass du mich im Kampf gegen diese Idioten unterstützt.«
Als Maureen weg war, ging sie ins Schlafzimmer, um sich umzuziehen. Nach den zwei Brownies war ihr etwas übel, aber das würde sich schon wieder legen. Nach der Arbeit würde sie zu Eli gehen, egal, was passierte.
*
Es dauerte Stunden. Als die Cops mit seinem Arbeitszimmer fertig waren, zog sich Eli dorthin zurück, während die Polizisten weiter durchs Haus schwirrten. Nachdem er einigermaßen für Ordnung gesorgt hatte, vertrieb er sich die Zeit mit Anrufen, E-Mails und liegen gebliebenem Bürokram.
Er hatte seinen Vater nur sehr ungern angerufen, aber schlechte Nachrichten sprachen sich schnell herum. Besser, die Familie erfuhr es von ihm
Weitere Kostenlose Bücher