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Das Geheimnis der Wellen

Das Geheimnis der Wellen

Titel: Das Geheimnis der Wellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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ihretwegen der erdrückenden Stille entfliehen.«
    Sie verstand genau, was er meinte. Viele aus ihrem Bekanntenkreis hatten nach Derricks Angriff ebenfalls um den heißen Brei herumgeredet. Aus Angst, das Falsche oder überhaupt etwas zu sagen.
    »Das Ganze war eine Katastrophe für euch alle.«
    »Das ist es immer noch. Heute musste ich ihnen sagen, was passiert ist, bevor sie es anderweitig erfahren.«
    Erneut wallte Mitgefühl in ihr auf. Darüber hatte sie noch gar nicht nachgedacht. »Das ist dir bestimmt schwerge fallen.«
    »Ich hatte keine andere Wahl. Ich habe es heruntergespielt, denn das macht man so als Landon. Du bist die Erste, die mir gesagt hat, was sie wirklich denkt. Was sie wirklich fühlt. Die Erste, die wirklich alles ausspricht und nicht so tut, als hätte man Lindsay nicht den Schädel eingeschlagen. Als würden nicht viele glauben, dass ich der Mörder bin.«
    »Bei uns zu Hause war es normal auszusprechen, was man denkt und fühlt.«
    »Wer hätte das gedacht?«
    Diese Bemerkung entlockte ihr ein winziges Lächeln. »Ich wollte eigentlich gar nichts sagen. Aber anscheinend habe ich die Beherrschung verloren, weil ich Heather keinen Tritt in den Hintern gegeben habe.«
    »Braves Mädchen.«
    »Ich kann nämlich Tai-Chi.« Sie ging in die Kranichstellung.
    »Ich dachte, das ist Kung-Fu.«
    »Das sind beides Kampfsportarten, also aufgepasst. Aber jetzt bin ich längst nicht mehr so wütend.«
    »Ich auch nicht.«
    »Gut.«
    »Wir sollten immer laut aussprechen, was wir denken und fühlen. Wenn etwas im Raum steht, dürfen wir das nicht ignorieren.«
    »Damit verhält es sich bestimmt genauso wie mit dem Kochen: Du kannst das besser als ich. Trotzdem, ich werde mich bemühen.«
    »Mehr erwarte ich nicht. Wir sollten wieder reingehen, damit ich dir beim Kochen zusehen kann.«
    »Gut. Jetzt, wo – wir reinen Tisch gemacht haben, muss ich dir noch ein paar Dinge sagen.«
    Er ging zuerst ins Haus. An der Kücheninsel griff er nach einer Paprikaschote und musterte sie misstrauisch, während er zu ergründen versuchte, wie er sie schneiden musste.
    »Ich zeige es dir.«
    Während sie den Deckel abschnitt, die Schote aushöhlte und sie in Streifen schnitt, griff er zu seinem Wein. »Corbett weiß, dass ich Lindsay nicht umgebracht habe.«
    »Wie bitte?« Ihr Kopf fuhr herum, die Hand nach wie vor auf dem Messer. »Hat er dir das etwa wortwörtlich gesagt?«
    »Ja. Und ich habe keinerlei Grund anzunehmen, dass er mich reinlegen will. Er meinte, er habe die Akten gelesen, sich alles genau angeschaut und wisse, dass ich sie nicht umgebracht hätte.«
    »Wenn das so ist, hat sich meine Meinung über ihn gerade grundlegend geändert.« Sie nahm kurz Elis Hand. »Kein Wunder, dass du nicht so wütend warst wie ich.«
    »Eine gewisse Erleichterung war das schon. Mich bedrückt so manches, aber damit ist mir eine kleine Last von den Schultern genommen worden.«
    Er versuchte sich an einer anderen Paprikaschote und erzählte ihr, was Corbett gesagt hatte.
    »Er glaubt also auch, dass der Einbrecher in der Nacht hier war, als Hester gestürzt ist. Und dass er Duncan vermutlich erschossen hat.«
    »Ich glaube, dieser These dürfte er anhängen. Mein Anwalt würde mir einen gehörigen Tritt in den Hintern versetzen, wenn er wüsste, wie ich mit Corbett geredet habe.«
    »Manchmal muss man dem anderen einfach vertrauen.«
    »Ob man ihm vertrauen muss, weiß ich nicht. Aber er ist am ehesten geeignet, Duncans Mörder zu finden. Und falls er es irgendwann schaffen sollte, wissen wir mehr.«
    Er legte die grüne Paprikaschote beiseite und griff zur roten. »Bis es so weit ist, müssen wir bedenken, dass jemand unbedingt in dieses Haus will. Jemand, der dich bereits angegriffen und meine Großmutter verletzt hat. Außerdem läuft ein Mörder frei herum. Vielleicht ist es ein und dieselbe Person, vielleicht ein Mittäter oder Konkurrent.«
    »Ein Konkurrent?«
    »Viele Leute glauben, dass Esmeraldas Mitgift wirklich existiert. Als Schatzsucher vor dreißig Jahren das Wrack der Calypso gefunden haben, blieb die Mitgift verschwunden. Sie ist bis heute nicht aufgetaucht, obwohl viele danach gesucht haben. Allerdings gibt es keinerlei Beweise, dass die Mitgift tatsächlich an Bord war, als das Schiff vor Whiskey Beach gesunken ist. Geschweige denn dafür, ob sie sich jemals an Bord der Calypso befunden hat. Soweit wir wissen, befand sie sich im Besitz eines Vertrauten der Familie, als die Santa Caterina von der Calypso

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