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Das Geheimnis der Wellen

Das Geheimnis der Wellen

Titel: Das Geheimnis der Wellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Kartenhaus in sich zusammenfallen lässt. Also, raus mit der Sprache! Es wird nichts daran ändern, denn ich habe meine Entscheidung längst getroffen.«
    Er schlug eine andere Taktik ein. »Ist dir eigentlich klar, was für Sorgen ich mir um dich machen werde?«
    Abras Blick wurde hart.
    »Wenn meine Mutter das sagt, funktioniert es immer«, sagte er flehend.
    »Du bist nicht deine Mutter«, rief sie ihm in Erinnerung. »Und hast auch nicht ihre Macht. Wir sitzen beide in einem Boot, Eli. Du kannst mich nur raussetzen, wenn du mich nicht mehr willst. Oder weil du eine andere hast oder andere Ziele verfolgst. Und wenn ich gehe, dann ausschließlich aus denselben Gründen.«
    Wie war das noch gleich? Sie wollte, dass er alles offen aussprach.
    »Ich habe nicht mehr viel für Lindsay empfunden«, sagte Eli. »Trotzdem bedaure ich jeden Tag, dass ich ihren gewaltsamen Tod nicht verhindern konnte.«
    »Du hattest einmal etwas für sie empfunden, und sie hatte es nicht verdient, so zu sterben. Du hättest sie beschützt, wenn du gekonnt hättest.« Sie stand auf, ging auf ihn zu und schlang die Arme um seine Taille.
    »Ich bin nicht Lindsay. Wir werden aufeinander aufpassen. Wir werden schlau sein und einen Weg finden.«
    Er zog sie an sich, schmiegte seine Wange an ihre. Er würde nicht zulassen, dass ihr auch nur das Geringste zustieß. Doch wie sollte er diesen unausgesprochenen Schwur halten? Er wollte alles dafür zu tun.
    »Wir werden schlau sein? Ich koche gerade nach einem Rezept für Dummies.«
    »Es ist dein erster Kochversuch.«
    »Ich soll das Hühnchen würfeln. Was zum Teufel hat das zu bedeuten?«
    Sie löste sich von ihm, um sich gleich wieder für einen ausgiebigen, intensiven Kuss an ihn zu schmiegen.
    »Auch das werde ich dir zeigen.«
    *
    Abra kam und ging. Wenn Eli arbeitete, merkte er kaum, dass sie da war. Aber wenn sie nicht da war, spürte er es ganz genau. Das Haus hatte einfach nicht mehr dieselbe Energie. Sie fehlte.
    Sie machten Strandspaziergänge, und obwohl er fest davon überzeugt gewesen war, nichts am Kochen zu finden, ging er ihr ab und zu dabei zur Hand.
    Es fiel ihm schwer, sich sein Leben ohne sie vorzustellen. Doch als sie ihn drängte, am nächsten Abend in den Pub zu kommen, wenn sie dort arbeitete, suchte er nach Ausreden.
    Er wollte lieber mit seinen Recherchen zur Mitgift und zum Schiff weitermachen. Er nahm die Bücher mit auf die Terrasse und ließ sich neben den großen Terrakottatöpfen nieder, die Abra mit lila und gelben Stiefmütterchen bepflanzt hatte.
    Dasselbe hatte seine Großmutter jeden Frühling getan.
    Sie würden kühle Nächte überstehen, selbst einen späten Frost. Dass der noch kommen würde, war gar nicht so unwahrscheinlich, dachte er, trotz des warmen Hochdruckwetters der letzten Tage.
    Die Leute waren scharenweise zum Strand gepilgert, um das schöne Wetter auszunutzen. Durch sein Teleskop hatte er sogar Vinnie gesehen, der mit demselben Temperament und derselben Leidenschaft surfte wie als Teenager.
    Die Wärme, die Blumen, die vom Wind herübergewehten Stimmen und das strahlende Meeresblau gaben ihm ein Gefühl von Normalität. Wie es wohl wäre, wenn sein Leben tatsächlich normal würde? Wenn er für immer hier wohnen, hier arbeiten und zu seinen Wurzeln zurückkehren würde, ohne von dieser schweren Last zu Boden gedrückt zu werden?
    Ein Leben mit Abra, die kam und ging, das Haus mit Blumen, Kerzen und ihrem Lächeln erfüllte.
    Es fiel ihm schwer, seine Gefühle für sie in Worte zu fassen. Er wusste nicht, was er mit diesen Gefühlen anfangen sollte. Er wusste nur, dass er mit ihr glücklicher war als ohne sie. Glücklicher als jemals gedacht – trotz allem.
    Er dachte an Abra. An ihre hohen Absätze, den kurzen schwarzen Rock und das enge weiße T-Shirt. Daran, wie sie sich mit ihrem Tablett durch die laute Kneipe schlängelte.
    Im Grunde hätte er nichts gegen ein Bier, gegen den Lärm oder ihr Lächeln, wenn er den Pub betrat.
    Dann rief er sich wieder ins Gedächtnis, wie sehr er seine Recherchen vernachlässigt hatte, und machte sich an die Arbeit.
    Nicht, dass ihn diese Abenteuergeschichten groß weiterbringen würden, denn mehr waren sie nicht: Geschichten über Piraten und Schätze, über eine tragische Liebe und einen gewaltsamen Tod.
    Doch leider waren sie die einzige Verbindung zu einem sehr realen Mord und vielleicht auch die einzige Chance, seinen guten Ruf wiederherzustellen.
    Er las eine Stunde, bis das Licht zu schwach wurde.

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