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Das Geheimnis der Wellen

Das Geheimnis der Wellen

Titel: Das Geheimnis der Wellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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der Bar machte Eli es sich gerade auf einem frei gewordenen Barhocker gemütlich. Er hörte sich Anekdoten von früher an, von denen einige bestimmt stark übertrieben waren. Vor allem die aus der Jugendzeit seines Groß vaters.
    »Er ist Motorrad gefahren wie ein Verrückter. Die Einheimischen haben gestaunt.«
    »Mein Großvater! Auf einem Motorrad!«
    »Und meist saß ein hübsches Mädchen im Beiwagen.« Stoney zwinkerte ihm zu und schlürfte sein Bier. »Ich dachte, er würde Mary kriegen. Wegen des Motorrads. Sie ist gern Motorrad gefahren. Ich konnte ihr damals nur meinen Fahrradlenker anbieten. Wir waren sechzehn und haben die schönsten Lagerfeuer am Strand gemacht. Und den Whiskey getrunken, den dein Großvater aus der Hausbar mitgehen ließ.«
    Eli versuchte sich vorzustellen, wie der Mann, nach dem er benannt worden war, Motorrad mit Beiwagen gefahren war und die Alkoholvorräte seines Urgroßvaters geplündert hatte.
    Entweder fiel ihm diese Vorstellung leichter, oder aber das Bier hatte seinen Anteil daran.
    »In Bluff House wurden tolle Feste gefeiert«, erzählte Stoney. »Mit vornehmen Leuten aus Boston, New York und Philadelphia. Dann leuchtete das Haus so hell wie eine Fackel, während die Gäste in Abendkleidern und weißen Smokings über die Terrassen flanierten. Spektakulär!« Stoney leerte sein Bier.
    »Ja, das kann ich mir vorstellen.«
    Chinesische Lampions, silberne Kandelaber, hohe Vasen mit exotischen Blumen und elegante Gäste, die bestimmt aussahen wie direkt aus Scott F. Fitzgeralds Roman Der große Gatsby entsprungen.
    »Eli hat sich gern davongeschlichen und die Bediensteten dazu überredet, uns etwas zu essen und französischen Champagner zu bringen. Bestimmt wussten seine Eltern davon. Wir haben am Strand unser eigenes Fest gefeiert, und Eli ist zwischen den Welten hin- und hergependelt. Darin war er gut, wenn du verstehst, was ich meine. Er konnte reich und vornehm tun, aber auch völlig normal sein. Als ich Hester das erste Mal gesehen habe, hat er sie von einer dieser Partys mitgebracht. Sie trug ein langes weißes Kleid und war immer für einen Spaß zu haben. Ich musste sie nur ansehen und wusste, dass Mary mir gehört. Eli konnte den Blick gar nicht mehr von Hester Hawkin abwenden.«
    »Ich habe als Kind gemerkt, wie glücklich die beiden waren.«
    »Ja, das waren sie.« Weise nickend, klopfte Stoney auf den Tresen, um eine weitere Runde zu ordern.
    »Weißt du, Eli und ich haben wenige Monate nacheinander geheiratet. Wir sind sogar befreundet geblieben. Er hat mir Geld geliehen, damit ich die Schreinerei aufmachen konnte. Als er hörte, dass ich einen Bankkredit aufnehmen wollte, hat er es mir förmlich aufgedrängt.«
    »Sie haben Ihr ganzes Leben hier verbracht.«
    »Ja. Ich bin hier geboren worden und werde in zwanzig, dreißig Jahren bestimmt auch hier sterben.« Er grinste breit. »Ich habe in all der Zeit zahlreiche Reparaturarbeiten in Bluff House ausgeführt. Nun bin ich schon seit einer ganzen Weile in Rente, aber als Hester es sich in den Kopf gesetzt hatte, im zweiten Stock einen Fitnessraum einrichten zu lassen, hat sie mir die Pläne gezeigt. Es freut mich sehr, dass es ihr wieder besser geht. Whiskey Beach ist einfach nicht mehr dasselbe, wenn sie nicht in Bluff House lebt.«
    »Ja, das stimmt. Sie kennen das Haus also ziemlich gut.«
    »Ja, bestimmt so gut wie seine Bewohner. Ich habe dort unter der Hand auch Klempnerarbeiten gemacht. Ich bin zwar kein Fachmann, aber sehr geschickt. Das war schon immer so.«
    »Was halten Sie von der Geschichte mit Esmeraldas Schatz?«
    Er schnaubte. »Wenn es ihn je gegeben hat, ist er schon lang verschwunden. Erzähl mir bloß nicht, dass du danach suchst. Dann hättest du zwar die Augen deines Großvaters, aber nicht seinen Verstand.«
    »Nein, aber andere suchen danach.«
    »Das ist nicht dein Ernst?«
    Manchmal kam man an Informationen, indem man welche gab. Und deswegen packte Eli aus.
    Stoney saugte an seiner Unterlippe und dachte nach. »Was sollte man in diesem Keller vergraben? Der Boden besteht mehr oder weniger nur aus Steinen und Lehm. Es gibt bessere Orte, um einen Schatz zu verstecken. Außerdem ist es nicht besonders schlau, ihn im Haus zu vermuten. Zahllose Menschen haben sich ständig dort herumgetrieben – Bedienstete, aber auch Handwerker wie ich und meine Arbeiter. Wir haben jeden Stein einzeln umgedreht, auch im Dienstbotenbereich.«
    »Im Dienstbotenbereich?«
    »Das war lang vor deiner Zeit. Hinter

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