Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der Wellen

Das Geheimnis der Wellen

Titel: Das Geheimnis der Wellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
Abzug betätigen, ohne jede Kraftanstrengung. Beim nächsten Mal würde es ihm noch leichter fallen, sollte es denn erforderlich werden.
    Wer weiß, vielleicht würde er es sogar genießen, Landon zu töten. Es musste allerdings aussehen wie ein Unfall, wie ein Selbstmord. Weder die Polizei noch die Medien durften nur den geringsten Zweifel an Landons Schuld hegen.
    Denn er wusste, dass Eli Landon Lindsay umgebracht hatte.
    Dieses Wissen konnte er sich zunutze machen. Er stellte sich vor, wie er Landon zwang, ein schriftliches Geständnis abzulegen. Und während dieser Feigling um sein Leben bettelte, würde er Landon-Blut verspritzen. Nichts wünschte er sich sehnlicher.
    Auge um Auge? Ja, das auch, aber es ging um deutlich mehr.
    Landon sollte für seine Tat büßen. Er verdiente es zu sterben. Wenn er ihn zur Strecke brachte, würde ihm das fast dieselbe Befriedigung verschaffen wie die Entdeckung von Esmeraldas Mitgift.
    Als er sah, wie Eli hereinkam, erstickte er fast an seiner Wut. Sie loderte so heftig in ihm auf, dass alles vor seinen Augen verschwamm. Er wollte schon nach der Waffe in seinem Holster greifen. Nach derselben Waffe, mit der er auch schon Kirby Duncan getötet hatte. Er sah es genau vor sich, wie die Kugeln Landon durchlöcherten und das Blut nur so aus dem Mistkerl herausspritzte.
    Seine Hände zitterten, denn er konnte es kaum erwarten, den Mann zu töten, den er mehr hasste als alles auf der Welt.
    Unfall oder Selbstmord. Im Stillen wiederholte er immer wieder diese Worte bei dem Versuch, die Beherrschung zurückzugewinnen und seine Mordgelüste zu unterdrücken. Schweißperlen traten ihm auf die Stirn, während er sich zwang, seine Möglichkeiten zu überdenken.
    *
    Abra stand an der Bar, wartete auf ihre Bestellungen und plauderte angeregt mit dem Original des Dorfes. Es handelte sich um einen kleinen, gedrungenen Mann mit spär lichem weißem Haar namens Stoney Tribbet. Er trank gerade sein zweites Bier und genoss den Trubel. Stoney versäumte es nur selten, freitagabends in den Pub zu gehen. Die Musik und die hübschen Mädchen gefielen ihm, zumindest behauptete er das.
    In diesem Sommer würde er zweiundachtzig Jahre alt werden. Bis auf einen kurzen Wehrdiensteinsatz in Korea hatte er jedes Jahr seines Lebens in Whiskey Beach verbracht.
    »Wenn du mich heiratest, baue ich dir ein eigenes Yogastudio«, sagte er.
    »Mit einer Saftbar?«
    »Zur Not auch das.«
    »Ich muss darüber nachdenken, Stoney, dein Angebot klingt wirklich verlockend. Zumal ich dich als Dreingabe bekomme.«
    Sein verwittertes Gesicht errötete unter der Bräune. »Das klingt doch vielversprechend.«
    Abra drückte ihm einen Kuss auf die faltige Wange und strahlte übers ganze Gesicht, als sie Eli entdeckte.
    »Ich habe gar nicht mehr mit dir gerechnet.«
    Stoney drehte sich auf seinem Barhocker um und musterte Eli eindringlich. Doch dann wurde sein Blick weich. »Wenn das mal kein Landon ist! Sind Sie Hesters Enkel?«
    »Ja, Sir.«
    »Stoney Tribbet, Eli Landon«, stellte Abra die beiden einander vor.
    Stoney gab Eli die Hand. »Ich kannte Ihren Großvater. Sie haben seine Augen geerbt. Wir haben so einige Abenteuer zusammen erlebt. Aber das ist lang her.«
    »Eli, wieso leistest du Stoney nicht Gesellschaft, bis ich fertig bin?«
    »Gern.« Da kein Barhocker mehr frei war, lehnte Eli sich an die Theke. »Darf ich Sie auf einen Drink einladen?«
    »Sieht ganz so aus, als wäre ich noch gut bedient. Aber ich gebe dir einen aus, Junge. Weißt du, dein Opa und ich, wir hatten ein Auge auf dasselbe Mädchen geworfen.«
    Eli versuchte sich vorzustellen, wie sein großer, schlaksiger Großvater und dieser gedrungene Kerl gemeinsame Abenteuer erlebten, derselben Frau den Hof machten.
    Leicht fiel ihm das nicht.
    »Ach ja?«
    »Es ist die reine Wahrheit. Dann ist er zum Studium nach Boston gegangen, und ich habe die Frau bekommen. Er be kam Harvard und Hester und ich Mary. Wir waren uns einig, dass es keiner von uns besser hätte treffen können. Was willst du trinken, mein Junge?«
    »Das Gleiche wie Sie.«
    Abra freute sich, dass zwei Menschen, die sie mochte, zusammen tranken und plauderten. Sie schlängelte sich erneut zwischen den Tischen hindurch, um die Bestellungen zu servieren. Als sie nach hinten ging, sah sie den leeren Tisch und die darauf liegenden Scheine.
    Seltsam, dachte sie und legte das Geld auf ihr Tablett. Anscheinend hatte es sich ihr einsamer Gast anders überlegt und wollte doch kein Wasser mehr.
    An

Weitere Kostenlose Bücher