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Das Geheimnis der Wellen

Das Geheimnis der Wellen

Titel: Das Geheimnis der Wellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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kehrte die Panik zurück. »Mom, bitte nicht weinen. Bitte.«
    »Das sind Freudentränen, echte Freudentränen. Ich kann es kaum erwarten, es mit eigenen Augen zu sehen. Ich werde es gleich deinem Vater und Hester erzählen. Und ich werde Tricia anrufen. Wir werden so richtig feiern. Und du kümmerst dich bitte um nichts. Kümmere dich nur um dich selbst.«
    Als sie auflegte, blieb er kurz stehen, um sich wieder zu fangen. Egal, ob er so weit war oder nicht, seine Familie würde nach Bluff House kommen. Nur der Satz seiner Mutter, er brauche sich um nichts zu kümmern, traf nicht so ganz zu.
    Er wusste sehr gut, dass sich Bluff House von seiner besten Seite zeigen musste, um seiner Großmutter zu gefallen. Diese Arbeit konnte er unmöglich Abra allein überlassen.
    Er würde es irgendwie hinkriegen. Schließlich hatte er über eine Woche Zeit. Er würde eine Liste machen.
    Später, beschloss er. Denn jetzt war ihm wirklich nach einem Bier zumute. In einer lauten Kneipe, zusammen mit Abra.
    Deshalb würde er schnell duschen und ins Dorf laufen. Nach ihrer Schicht konnten sie dann in ihrem Wagen zurückfahren.
    Er ging zur Treppe und merkte, dass er übers ganze Gesicht strahlte.
    Ja, dachte er. Er fühlte sich fast so wie früher.

16
    Abra schlängelte sich zwischen den Tischen hindurch, räumte Gläser ab, nahm Bestellungen auf und kontrollierte Ausweise, da die aus Boston stammende Band viele College-Studenten anzog. Gemäß den Kneipenregeln wurde der Fahrer einer Gruppe den ganzen Abend lang mit alkoholfreien Gratisgetränken belohnt.
    Die anderen Gäste stürzten sich eher auf Bier und Wein. Abra kümmerte sich um ihre Tische, flirtete mit den Jungs und machte den Mädchen Komplimente zu ihrer Frisur oder ihren Schuhen. Sie lachte über Witze und plauderte mit den Stammgästen. Sie liebte diese Arbeit, die rege Betriebsamkeit. Sie mochte es, die Leute zu beobachten, sich Gedanken über sie zu machen.
    Der stocknüchterne Fahrer ihres Fünfertisches besänftigte seinen Bierdurst, indem er seine Aufmerksamkeit auf die jungen Frauen am Nebentisch lenkte, vor allem auf eine Rothaarige mit heller Haut. So, wie sie auf ihn reagierte, wie sie tanzten und sich etwas zuflüsterten, rechnete Abra mit guten Chancen für den Fahrer.
    Sie brachte zwei Pärchen eine neue Runde und freute sich, dass beide Frauen Ohrringe aus ihrer Werkstatt trugen.
    Gut gelaunt lief sie zum hintersten Tisch, an dem nur ein Gast saß. Sie hatte ihn nie zuvor gesehen, und er machte nicht gerade einen glücklichen Eindruck. Andererseits: Wer sich mit einem Mineralwasser ins hinterste Eck einer Kneipe verkriecht, strotzt mit Sicherheit nicht vor Lebensfreude.
    »Und, alles in Ordnung bei Ihnen?«
    Sie erntete einen durchdringenden Blick, ansonsten klopfte der Mann nur gegen sein leeres Glas.
    »Noch ein Wasser also. Ich kümmere mich drum. Darf ich Ihnen sonst etwas bringen? Wir sind berühmt für unsere Nachos.«
    Als sie nur ein Kopfschütteln erntete, nahm sie das leere Glas und versuchte es mit einem strahlenden Lächeln. »Ich bin gleich wieder da.«
    Sie ging zurück zur Bar. Ein tolles Trinkgeld war von dem Mineralwassertypen bestimmt nicht zu erwarten.
    *
    Es war riskant, dachte er. Es war riskant, ihr so nah zu kommen. Aber er war sich ziemlich sicher, dass sie ihn an jenem Abend in Bluff House nicht gesehen hatte. Da sie ihm ohne jedes Zeichen des Erkennens direkt in die Augen schaute, konnte er sich sogar ganz sicher sein. Und wer gewinnen will, muss bekanntlich auch etwas riskieren.
    Er hatte sie sehen, sie beobachten wollen. Außerdem hatte er gehofft, dass Landon ebenfalls da sein würde, denn dann hätte er sich erneut Zutritt zum Haus verschaffen können.
    Eigentlich hatte er erwartet, dass die Polizei Landon zum Verhör mit aufs Revier nehmen würde. Er hätte nur einen winzigen Moment gebraucht, um ins Haus zu gelangen, die Waffe zu platzieren und einen anonymen Anruf zu tätigen.
    Aber da das Haus bereits durchsucht worden war, funktionierte dieser Plan nicht mehr. Doch irgendeinen Weg gibt es immer. Am besten, er hielt sich an die Frau.
    Sie konnte ihm Zutritt zu Bluff House verschaffen. Wie das gehen sollte, würde er noch herausfinden. Er musste einfach wieder da hinein, seine Suche fortsetzen. Die Mitgift war dort, davon war er fest überzeugt. Er hatte so viel aufs Spiel gesetzt, so viel verloren.
    Nun gab es kein Zurück mehr. Er hatte sogar gemordet, was ihm leichter gefallen war als gedacht. Man musste einfach nur den

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