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Das Geheimnis der Wunderkinder

Das Geheimnis der Wunderkinder

Titel: Das Geheimnis der Wunderkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George O. Smith
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unaufhörlich über dies und jenes, machte Versprechungen und Pläne für die Zukunft und zeigte gerade genügend Trauer, daß es ehrlich klang. Niemand, der ihn gehört hätte, würde ihn verdächtigt haben, aber niemand ist schwerer zu täuschen als ein Kind – auch ein normales Kind. Paul Brennans Beteuerungen riefen in Jimmy nur Bitterkeit hervor.
    Er saß die ganze Fahrt über unglücklich und schweigsam in die von Brennan entfernte Ecke des Vordersitzes gedrückt und hatte Angst vor dem, was kommen würde, wenn sich die Tür zur Außenwelt hinter ihm geschlossen hatte – entweder in Paul Brennans Wohnung oder im Hause seiner Eltern.
    Als sie jedoch am Ziel ankamen, blieb Paul Brennans Verhalten weiterhin freundlich. Jimmy erschien es wie reine Heuchelei, aber er war zu unerfahren, um zu wissen, daß ein Mensch erst etwas tun und sich hinterher selbst einreden kann, er habe es nicht getan.
    »Jimmy«, sagte Brennan sanft, »ich habe nicht die mindeste Absicht, dich zu bestrafen. Du hast die große Erfindung deines Vaters zerstört. Du hast es getan, weil du es für richtig hieltest. Eines Tages wirst du deine Ansicht ändern, und wenn du dann an mich glaubst, werde ich dich bitten, sie wiederzubauen, denn ich weiß, daß du es kannst. Aber verstehe mich recht, junger Mann, ich werde dich nicht eher darum bitten, als bis du selbst den Vorschlag machst!«
    Jimmy schwieg.
    »Und noch eines«, fuhr Brennan nachdrücklich fort, »versuche nicht noch einmal den Trick mit dem Brief an den Schalterbeamten. Ein zweitesmal kommst du damit nicht durch. Ich habe die Geschichte an die Zeitungen weitergegeben, und wird ebenfalls in den Nachrichten der Eisenbahn und der Buslinien erscheinen, wie ein Mr. Soundso der Midland Railroad von einem Fünfjährigen, der von zu Hause fortgelaufen ist, zum Narren gehalten wurde. Verstanden?«
    Jimmy verstand, schwieg jedoch weiterhin beharrlich.
    »Im September wirst du dann mit der Schule anfangen.«
    Diese Erklärung machte auf Jimmy nicht den geringsten Eindruck. Er hatte nicht die Absicht, Brennans Überfreundlichkeit länger zu ertragen, als bis er einen neuen Fluchtplan ausgearbeitet hatte. Er mußte sich nur überlegen, wie und wohin er flüchten konnte. Es war eine schwierige Angelegenheit. Grausame Behandlung, Quälereien, körperliche Züchtigungen waren eine Sache, die Rolle eines liebevoll besorgten Vormunds eine andere. Über Schläge könnte er sich beklagen, und Striemen würden seinen Beschwerden Glaubwürdigkeit verleihen, aber wer würde ihm zuhören, wenn er sich über zuviel Freundlichkeit beklagte?
    Sechs Monate dieser Art von Behandlung, und Jimmy würde selbst beginnen, seine Eltern für Unmenschen zu halten, die den Kopf eines Kindes kaltblütig mit Wissen vollpfropften, anstatt es normal aufwachsen zu lassen. Noch ein Jahr, und Jimmy Holden würde aus purer Dankbarkeit für Brennan seines Vaters Resonanz-Umlauf wieder bauen und damit sein eigenes Todesurteil unterzeichnen.
    Aber wo kann sich ein Fünfjähriger verbergen? An die Behörden konnte er sich nicht wenden, man würde ihn einfach in einen Wagen setzen und wieder bei seinem Vormund abliefern. Seine einzige Chance bestand also darin, sich irgendwo zu verstecken, wo es so viele Kinder seines Alters gab, daß eins mehr oder weniger nicht auffiel. Ob ihm dies gelingen würde, war fraglich, aber bis er es nicht wenigstens versuchte, würde er es nicht wissen, und Jimmy war verzweifelt genug, um alles zu versuchen.
    Er ging mit Paul Brennan zusammen zur Beerdigung, aber während der Pastor den himmlischen Vater bat, die Eltern des verwaisten James in Gnaden aufzunehmen, verließ James, der Sohn, die Seite seines »Onkels« Paul Brennan, der in falscher Frömmigkeit mit geschlossenen Augen neben ihm kniete.
    Jimmy Holden hatte nichts weiter bei sich als seine Kleider und den Rest des Bündels Papiergeld aus der Kasse seines Vaters, das immer noch an der Innenseite seines Hemdes festgesteckt war.
    Dieses Mal reiste Jimmy nicht so vornehm. Grobe Leinwandsäcke bedeckten ihn, als die Nacht hereinbrach, und machten seine Kleidung schmutzig. Achtzehn Stunden lang lag er versteckt in der rumpelnden Dunkelheit des Güterwagens, ohne sich darum zu kümmern, wohin er fuhr, solange es nur weit fort von Paul Brennan war.
    Als der Zug endlich seine Fahrt verlangsamte, war Jimmy hungrig und durstig. Es war Morgen. Vorsichtig spähte Jimmy aus einem Spalt an der Tür und sah, daß der Zug durch eine Gegend mit

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