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Das Geheimnis der Wunderkinder

Das Geheimnis der Wunderkinder

Titel: Das Geheimnis der Wunderkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George O. Smith
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Bank.
    Jake war immer noch im Büro, als Jimmy niedergeschlagen und unglücklich zurückkam. Wenn er einen anderen Ort gewußt hätte, an dem er willkommen gewesen wäre, würde Jimmy nicht wieder zurückgekehrt sein. Er war auf Jakes Spott gefaßt, aber Jake lächelte milde.
    »Kein Glück, Junge?«
    Jimmy schüttelte stumm den Kopf.
    »Ein Kind hat mit Schecks keine Chance, Jimmy. Wenn ich nun allerdings anständig angezogen mit meinen Papieren hinginge, würden sie mir vielleicht die zwanzig Dollar auszahlen. Es tut mir leid wegen heute morgen, Jimmy. Wenn du willst, gehen wir morgen früh zu meiner Bank, und ich werde den Scheck für dich einlösen. Er gehört dir. Du hast das Geld verdient und sollst es auch behalten. Okay? Sind wir nun wieder Freunde?«
    »Ja, Sir.«
    Ernsthaft gaben sie sich die Hände. »Paß hier inzwischen mal auf, Junge«, sagte Jake dann. »Ich muß telefonieren.«
     
    Am nächsten Morgen zog Jake sich sorgfältig an und bestand darauf, daß auch Jimmy seine besten Sachen anzog, um einen guten Eindruck zu machen. Nach dem Frühstück fuhren sie los. Jake parkte vor einem großen grauen Gebäude.
    »Das ist keine Bank«, wandte Jimmy sofort ein. »Das ist ja ein Polizeirevier.«
    »Sicher«, erwiderte Jake. »Hier bekommen wir einen Ausweis für dich, wußtest du das nicht?«
    »Ach so«, sagte Jimmy zweifelnd.
    Im Revier waren eine Anzahl von Männern in Uniform und Zivil. Jake hielt Jimmy fest an der Hand, schritt geradewegs auf den Schreibtisch des Sergeanten zu, hob Jimmy auf und setzte ihn auf den Tisch.
    »Sergeant«, erklärte Jake, »dies ist Jimmy James – so nennt er sich, wenn er Geschichten schreibt – oder sonst James Quincy Holden.«
    Jake trat zurück, und an seine Stelle trat Paul Brennan.
    Es war nicht der erste Verrat in Jimmys jungem Leben, aber er kam völlig unerwartet. Er wußte nicht, daß der Polizist von der Bank Jake Sorgen gemacht hatte; er wußte nicht, daß Jake schon gewußt hatte, wer er war, bevor er es ihm erzählte, und er wußte auch nicht, daß Brennan sich sofort nach Jakes Telefonanruf in Bewegung gesetzt hatte, aber eines begriff er rasch – daß er verkauft worden war.
    »Jimmy, Jimmy«, hörte er die bekannte Stimme. »Warum bist du davongelaufen? Wo warst du denn?«
    Brennan trat vor und legte dem Jungen seine Hand auf die Schulter. »Es besteht kein Zweifel«, erklärte er feierlich, »daß dies hier James Quincy Holden ist. Hiermit identifiziere ich ihn. Und hiermit übergebe ich Ihnen die Belohnung.« Brennan griff in seine innere Jackentasche, zog einen Umschlag hervor und überreichte ihn Jake. »Ich habe mich in meinem ganzen Leben noch nie so freudig von tausend Dollar getrennt.«
    Jimmy sah zu, unfähig, sich zu rühren. Brennan tat geschäftig und heiter, ganz der Mann, dessen langvermißtes Mündel wiedergefunden ist.
    »So, James, wollen wir ruhig gehen, oder gibt es erst eine Szene?«
    Jimmy Holden sagte nichts. Die Polizeibeamten halfen ihm vom Tisch. Brennan nahm seine schlaffe Hand und zog Jimmy mit sich zur Tür.
    »Du verstehst mich doch, Jimmy, nicht wahr?«, fragte Brennan, als sie im Wagen saßen.
    »Du willst die Maschine meines Vaters.«
    »Nur um dir zu helfen, Jimmy. Kannst du mir das nicht glauben?«
    »Nein.«
    Ein leichtes Lächeln huschte um Paul Brennans Lippen. »Du weißt doch, was die Maschine deines Vaters alles für dich tun kann, nicht wahr, Jimmy?«
    »Ja.«
    »Bist du jemals in der Schule gewesen?«
    »Nein.« Aber Jimmy dachte an die langen Stunden unaufhörlichen Übens, bis er einigermaßen Schreibmaschine schreiben konnte, und einen Augenblick war er den Tränen nahe. Die Schreibmaschine war sein einziger wirklicher Besitz gewesen, und nun hatte er sie verloren. Und sein erster Scheck war ebenfalls für ihn verloren. Zweifellos würde der Scheck eingelöst werden – durch einen gewissen Jake Caslow.
    »Du wirst zur Schule gehen, Jimmy«, unterbrach Brennan seine Gedanken. »Es wird dir nichts anderes übrigbleiben.«
    »Aber …«
    »Es gibt Gesetze, die besagen, daß du die Schule besuchen mußt. Die einzige Möglichkeit, diese Gesetze zu umgehen, ist, ein Gesuch einzureichen – zum Beispiel könnte dein gesetzlicher Vormund um das Privileg bitten, dich im Hause unterrichten zu dürfen. Nun, das werde ich nicht tun.« Brennan fuhr eine Weile schweigend weiter und dachte nach. »Wenn du zur Schule gehst«, fuhr er dann fort, »wirst du dich außerdem in acht nehmen müssen, nicht zu zeigen, daß du

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