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Das Geheimnis der Wunderkinder

Das Geheimnis der Wunderkinder

Titel: Das Geheimnis der Wunderkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George O. Smith
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Erfahrung im Verstellen. Nachdem er aufmerksam die Antworten seiner Klassenkameraden verfolgt hatte, wußte er, daß ein ziemlich hoher Prozentsatz an Antworten unweigerlich falsch sein mußte, und so legte er sich absichtliche Fehler zurecht. Eine falsche Antwort zu geben, die seinem Alter entsprach, beanspruchte seinen Intellekt zu sehr, und allmählich vergaß er, stockend und fehlerhaft zu sprechen. Seine falschen Antworten wurden in fehlerloser Grammatik und ausgezeichneter Ausdrucksweise geliefert; seine korrekten Antworten dagegen kamen immer noch in dem schlechten Englisch seiner Klassengenossen.
    Dieser Kontrast war groß genug, um selbst 2,08 Prozent Aufmerksamkeit einer Lehrkraft aufzufallen. Während der dritten Schulwoche, als Jimmy gerade während des Unterrichts vor sich hinträumte, rief ihn die Lehrerin unvermittelt auf. »James Holden, wieviel ist sieben mal neun?«
    »Dreiundsechzig«, antwortete Jimmy automatisch.
    »James«, fragte sie sanft, »kannst du auch das übrige Einmaleins?«
    Jimmy blickte sich hilfesuchend um, aber als er keinen Ausweg fand, sagte er: »Ja, Miß.«
    »Das ist fein, dann sage es nur auf.«
    Jimmy blickte sich wieder um und zögerte. »Nur zu, Jimmy«, ermunterte ihn die Lehrerin und wandte sich dann an die Klasse. »Dies ist sehr wichtig, und eines Tages werdet ihr es auch lernen. Ihr werdet es euer Leben lang brauchen, und je früher ihr das lernt, um so besser für euch. Wissen ist Macht «, zitierte sie stolz. »Also, Jimmy!«
    Jimmy begann mit zwei mal zwei und arbeitete sich gewissenhaft durch das ganze Einmaleins hindurch. Als er fertig war, beauftragte die Lehrerin eines der wohlerzogenen Kinder, auf die übrige Klasse aufzupassen und nahm Jimmy mit ins Büro des Direktors.
    »Mr. Whitworth«, erklärte sie, »ich habe hier ein kleines Genie in meiner Klasse. Man sollte ihn vielleicht in die nächste Klasse tun.«
    »Ein kleines Genie, Miß Tilden?«
    »Ja. Er kann bereits das ganze Einmaleins.«
    »Wirklich, James? Wo hast du denn das gelernt?«
    »Mein Vater hat es mich gelehrt.«
    Der Direktor und die Lehrerin sahen sich an. Sie sagten zwar nichts, erinnerten sich aber beide an alle Gerüchte, die über Jimmys berühmte Eltern im Umlauf gewesen waren.
    »Was hat er dir denn sonst noch beigebracht, James?« fragte Mr. Whitworth. »Lesen und Schreiben natürlich.« Und als Jimmy nickte, setzte er hinzu, »und wie steht es mit Geschichte?«
    Jimmy wand sich innerlich. »Etwas«, sagte er schließlich vorsichtig.
    »Wann entdeckte Kolumbus Amerika?«
    »Vierzehnhundertzweiundneunzig.«
    »Ausgezeichnet«, meinte Mr. Whitworth mit breitem Lächeln und sah Miß Tilden an. »Sie haben recht. Der junge James gehört nicht in die Anfängerklasse.« Dann blickte er auf Jimmy herab. »James, wir werden dich versuchsweise in die zweite Klasse versetzen.«
     
    Jimmys Versetzung in die zweite Klasse machte Jimmy nachdenklich. Er war widerspruchslos zur Schule gegangen, nur um von Paul Brennan fortzukommen, aber jetzt formte er einen Plan. Wenn er innerhalb von drei Wochen von der ersten in die zweite Klasse gelangen konnte, würde es vielleicht möglich sein, die Schule in einer weitaus kürzeren Zeit hinter sich zu bringen. Irgendwie nistete sich der Gedanke in ihm ein, daß die Absolvierung der Schule ihn zum Erwachsenen machen würde – mit allen dazugehörigen Privilegien.
    Also ließ Jimmy allen Anschein fallen, und von nun an waren seine Antworten im Unterricht so korrekt wie nur möglich und im besten Englisch. Sein Verhalten brachte ihn jedoch nicht weiter, da die Lehrerin der zweiten Klasse ostentativ vermied, Jimmy eine Gelegenheit zu geben, zu zeigen, was er wußte.
    Seine Gelegenheit kam jedoch während des Besuches eines Schulrats. Es gelang Jimmy, diesen auf sich aufmerksam zu machen und zu beeindrucken. Daraufhin wurde Jimmy in die dritte Klasse versetzt.
    Überzeugt, daß er nun im richtigen Zug saß, stürzte sich Jimmy mit aller Kraft auf den Unterricht. Die Lehrerin der dritten Klasse half ihm, und innerhalb von einer Woche wurde er gebeten, den Nachzüglern zu helfen. Auch hier war er meist der einzige, der die richtige Antwort wußte, wenn die Klasse versagte.
    Seine Klassenkameraden begannen ihn bald den »alten Alleswisser« zu nennen. Jimmy nahm es als Kompliment, obgleich es sicher nicht so gemeint war. Die Tatsache, daß er keinen Anteil an ihren Spielen hatte, kümmerte ihn nicht. Er wußte, daß seine Größe allein ihn von den rauhen Spielen

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